Bauwerk

Karmeliterhof Graz
LOVE architecture and urbanism - Graz (A) - 2011
Karmeliterhof Graz, Foto: Jasmin Schuller
Karmeliterhof Graz, Foto: Jasmin Schuller
Karmeliterhof Graz, Foto: Jasmin Schuller
Karmeliterhof Graz, Foto: Jasmin Schuller
7. Juli 2011 - HDA
Der Ring
Die Grundidee besteht darin, drei vorhandene Gebäude, die bereits untereinander verbunden sind und gemeinsam genutzt werden, durch einen Baukörper zu einem Ring zu schließen. Dieser Baukörper, der gestalterisch eine selbstbewusste Sprache spricht, steht in spannendem Dialog mit dem Bestand. Das Gebäude-Passstück schließt die Lücke und behebt die funktionellen und gestalterischen Mängel an den bestehenden Gebäuden. Historische Erhebungen der Gebäude-Entwicklungen am Karmeliterplatz haben ergeben, dass diese Gebäudeformation bereits im 17.Jhd bis ins mittlere 20.Jhd. bestand. Eine früher bestehende Gasse wurde durch Abbruch eines Gebäudeteiles am Karmeliterplatz wieder zu diesem hin geöffnet.

Das Projekt Karmeliterhof umfasst die Gebäudekomplexe Paulustorgasse 4, Karmeliterplatz 2, das denkmalgeschützte Haus Karmeliterplatz 1 (ehemalige apostolische Nuntiatur) und den dazwischen liegenden Hof. Die Nutzung der Gebäude gliedert sich in Büros (Amtsgebäude der steiermärkischen Landesregierung, Jugend-Kompetenzzentrum) sowie Gastronomie im Erdgeschoss.

Die Projektziele sind unter anderem die Adaptierung bzw. der Umbau des Bestandes (Barrierefreiheit, Brandschutz, thermische Sanierung, architektonische Neugestaltung) und die Ergänzung des Gevierts zu einem geschlossenen und funktionierenden Gebäudekomplex. Eine der wesentlichen Maßnahmen ist der Neubau von Büroflächen, in welchen das „Haus der Generationen“, eine Bündelung der wichtigsten Institutionen des Landes Steiermark zum Thema Jugend und Familie, untergebracht werden soll.

Das denkmalgeschützte Haus Karmeliterplatz 1, im 17. Jahrhundert Sitz des apostolischen Nuntius, wird, in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt, teils der historischen Substanz entsprechend rückgebaut und saniert, teils neuen Nutzungen zugeführt (Gastronomie im Erdgeschoss, Büronutzung in den Obergeschossen). Auch Brandschutzanforderungen und Adaptierungen zugunsten der Barrierefreiheit werden im Einklang mit dem Denkmalschutz realisiert.

Die „bewegte Fassade“
Eine weitere wesentliche Maßnahme ist der Umbau der Fassade des Hauses Karmeliterplatz 2 zum Karmeliterplatz. Die Grazer Tradition der dreidimensionalen, „bewegten Fassaden“, die mittels Putzplattentechnik und dem typischen Grazerstock-Fenster hergestellt wurden, wird für dieses Projekt inmitten der Grazer Altstadt zum Ausgangspunkt für die Neugestaltung und mit zeitgemäßen Mitteln neu interpretiert: Die raumhohen Kastenfensterelemente - sie sind zur Fassadenebene leicht gedreht vor die Fassade montiert - orientieren sich zur Stadt und spiegeln abwechselnd den Platz und die umliegenden Häuserfronten in unterschiedlicher Brechung wider. Insbesondere in der Bewegung auf dem neu gestalteten Karmeliterplatz zeigt sich dadurch eine Dynamik, die vergleichbar mit der rhythmischen Einheit und detaillierten Vielfalt der traditionellen Vorbilder wird.

Die Klimafassade
Technisch betrachtet handelt es sich bei der Fassade um eine Kasten-Doppelfassade mit einer fixverglasten Front aus Sonnenschutzglas und einen umlaufenden Rahmen, der am Fußpunkt und an den Seiten Lüftungsöffnungen aufweist. Zum Innenraum hin sind Schiebetüren angebracht, die den eigentlichen Raumabschluss herstellen. Durch die in der Nacht offenen Schiebetürflügel ergibt sich ein natürlicher Luftaustausch, der durch eine mechanische Nacht-Entlüftung der Räume unterstützt wird und zu einer sehr effektiven Abkühlung der Räume führt. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es zu keiner sommerlichen Überwärmung mehr kommt und über den ganzen Tag ein sehr angenehmes Arbeitsklima herrscht. Zusätzlich wird die Doppelfassade als Wintergarten verwendet und von den Nutzern mit Pflanzen ausgestattet. Auch im Winter verbessert die Doppelfassade die Energiebilanz durch Nutzung des Sonnenwärmeeintrages tagsüber und durch verminderten Wärmeverlust in der Nacht.

(Text: Herwig Kleinhapl )

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at

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