Bauwerk

Siedlung Am Pelargonienweg
BEHF Architects - Wien (A) - 2009
Siedlung Am Pelargonienweg, Foto: Karoline Mayer
Siedlung Am Pelargonienweg, Foto: Karoline Mayer
25. November 2011 - Az W
Mit der „neuen Siedlerbewegung“ steuert die Stadt Wien gegen den Trend, dass Jungfamilien die Stadt verlassen, um im Umland ein Eigenheim mit Garten zu erwerben – zu Konditionen, die im Stadtraum unerschwinglich wären. Am Pelargonienweg entstanden 52 geförderte Wohneinheiten und ein Gemeinschaftshaus im Grünen, wobei der Baumbestand weitestgehend erhalten wurde. Die Freistellung der einzelnen Siedlungshäuser ermöglicht ein Kontinuum von Grün- und Außenräumen mit durchgehendem Wegenetz.

Eine wellenförmig gestufte Terrassierung des Terrains wirkt der ursprünglich flachen Geländesituation entgegen und schafft „natürliche“ Grundstücksgrenzen. Besonderes Augenmerk wurde auf die optimierte Reihung der Häuser gelegt. Sie sichert eine ideale Sonnen-Orientierung und Uneinsehbarkeit für die Bewohner. Rückzugsmöglichkeiten und Privatheit bieten die vor Einblicken geschützten, nach Süden orientierten Höfe der freistehenden Einzelhäuser. Die Gebäude selbst sind klar, einfach und streng ausformuliert. Die Häuser variieren dezent in unterschiedlichen, sehr leichten Höhenunterschieden der Gartenniveaus und springen sachte, in Gruppen gefasst, von den Erschließungsachsen vor und zurück. Die Dächer „bewegen sich“ unterschiedlich geneigt in diverse Richtungen, dies jedoch in besonders unaufgeregter und „leiser“ Ausbildung.

Die wohnungsbezogenen privaten Freiflächen innerhalb der Siedlung wurden offen gehalten, auf Zäune oder ähnlich klare Grenzziehungen haben die Architekten verzichtet. Damit am Ende der Gemeinschaftssinn sich gegen Thujenhecken durchsetzen möge, haben die Architekten einen Katalysator für das Miteinander bereitgestellt – in Form eines Gemeinschaftshauses. Es steht im Zentrum der Siedlung und unterscheidet sich äußerlich nicht von den Wohnhäusern. Es wird als „Hülle“ errichtet und von der Gemeinschaft ausgebaut. Eine aktive Mitarbeit der zukünftigen Bewohner bei der Formulierung von Innenraumqualitäten ist nicht nur möglich, sondern erwünscht. Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig, sei es als Raum für gemeinsame Feste, Versammlungs- und Kinderspielraum, als Fitnessraum bei schlechtem Wetter oder Bastlerwerkstätte für Radfahrer.

Apropos schlechtes Wetter: die Architekten bestellten für die Dokumentation des Projektes bei der Fotografin nicht – wie sonst üblich – Schönwetteraufnahmen bei blauem Himmel, sondern verlangten ausdrücklich nach wolkenverhangenen Außenaufnahmen, passend zum Anspruch der Architekten an eine zeitgemäße architektonische Einfachheit und Bescheidenheit. (Text Architekten, redaktionell überarbeitet und erweitert Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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