Bauwerk

Hotel Daniel Vienna
Atelier Heiss Architekten - Wien (A) - 2011
Hotel Daniel Vienna, Foto: Atelier Heiss Architekten
Hotel Daniel Vienna, Foto: Atelier Heiss Architekten
2. Dezember 2011 - Az W
Das ehemalige Hoffmann-La Roche-Gebäude aus den 1960ern war zum Zeitpunkt seiner Eröffnung eine Innovation mit einer Fassade im damals neuen Curtain Wall-Stil. Zuletzt war das Gebäude mehrere Jahre leer gestanden, zu sehr hatten sich die Anforderungen an zeitgemäße Büroräumlichkeiten gewandelt. Die Investition des Grazer Hoteliers Florian Weitzer in dieses Denkmal der Nachkriegsmoderne ist als Glücksfall zu werten, da sie den Fortbestand des Objekts sichert. Das Gebäude wurde im Zuge der Einrichtung (für den Hotelumbau) partiell unter Denkmalschutz gestellt (Fassade und Stiegenhaus), doch Denkmalschutz kann nur dann erfolgreich sein, wenn das geschützte Gebäude weiterhin eine Funktion erfüllt. Die Architekten haben das Haus von Beginn an wie ein Denkmal behandelt und den Wert der Fassade erkannt. Diese – insbesondere die bestehenden Aluminium-Teile – wurde in sehr gutem Zustand vorgefunden und somit konnte das Juwel der Architekten Georg Lippert und Roland Rohn von 1962 erhalten bleiben. Um die ursprüngliche monolithische Erscheinung wiederherzustellen, wurde eine nachträglich errichtete Stiegenhausverbindung zum hinteren Nachbargebäude abgetragen. „Somit erhält der Baukörper wieder die Positionierung, die ihm gebührt“, so Christian Heiss, Geschäftsführer von Atelier Heiss Architekten. Um den heutigen Sicherheitsstandards gerecht zu werden, wurde in der Gebäudemitte ein zweites Stiegenhaus errichtet. Es dient als zusätzliche Aussteifung und als Fluchtweg, ist aber von außen nicht wahrnehmbar.

Auch wenn ein Hotel das Beste war, das diesem Gebäude „passieren“ konnte, so verlangte der vorgegebene Achsraster doch großen Einfallsreichtum, um die gewünschte Zimmer- und Bettenanzahl unterzubringen. Die ehemaligen Büros wurden zu 115 Doppelzimmern adaptiert. Das Ergebnis ist ein durchaus spannender ineinander verschränkter Zimmergrundriss, bei dem sich Bett- und Bad-Seite abwechseln – also entweder Duschen oder Schlafen mit Weitblick. Die „Kurve“ in der Wand wurde mit einer Welle aus Nussholz ausgekleidet, wie eine heimelige „Schlafmuschel“ am Kopfende des Bettes funktioniert. Die Zimmer sind auf das Wesentliche reduziert. Kleiderschrank und Minibar sucht man vergeblich. Passend zur Aluminiumfront verdunkeln Jalousien anstelle der sonst üblichen bodenlangen Vorhänge die Hotelzimmer. Auch die völlig roh belassene Zimmerdecke mit den Markierungen entfernter Zwischenwände und alter Schrauben ist eine Herausforderung an gewohntes Sehen und ästhetisches Empfinden.

Der designbewusste Bauherr hat die Erdgeschosszone mit einem gelungenen Mix an Vintage und neuen Möbeln als „wachsendes Wohnzimmer“ gestaltet. Die Erdgeschoßzone sollte nicht auf die Funktion einer Rezeption reduziert werden, sondern als Mix aus unterschiedlichen Aufenthaltszonen, einer Bar und einem Shop unmittelbar zum Bleiben einladen – der Check-in passiert dann ganz nebenbei. Ein kleines Highlight ist die Rezeption. Die Vintage-Kommode, hinter der die Rezeptionist:innen stehen, bringt den Gast zum Schmunzeln. Rustikale Eichendielen und die freiliegende Haustechnik an der Decke sorgen für den coolen Loft-Charakter dieses 350 m² großen Raumes. (Text Architekten, redaktionell überarbeitet und erweitert Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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