Bauwerk

Passivhaus „Generationen Wohnen am Mühlgrund“
ARTEC Architekten - Wien (A) - 2011
Passivhaus „Generationen Wohnen am Mühlgrund“, Pressebild: Lukas Schaller
Passivhaus „Generationen Wohnen am Mühlgrund“

Ein Wintergarten für alle

Knapp neben der U2-Bahntrasse baute die Buwog ihr passives Vorzeigehaus „Am Mühlgrund“. Aus der Grundstücksnot wurde eine Tugend gemacht: Für die nötige Abschottung sorgt ein begrüntes Stiegenhaus.

6. Juni 2012 - Wojciech Czaja
DER STANDARD hat gemeinnützigen und privaten Bauträgern aus ganz Österreich die gleiche Frage gestellt: Was ist Ihr bester Wohnbaubeitrag zum Thema Nachhaltigkeit? Die Antworten sind sehr unterschiedlich.

Die Zertifizierung ist geglückt. Und wie. Das Passivwohnhaus Am Mühlgrund in Wien-Donaustadt wurde von klima:aktiv mit 980 von insgesamt 1000 möglichen Punkten ausgezeichnet. Und von der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (ÖGNB) wurden immerhin 897 Punkte zugestanden. „Wir haben das Haus im Jänner an unsere Mieterinnen und Mieter übergeben“, sagt Gerhard Schuster, Geschäftsführer der Buwog. „Die Technologie in dieser Hightech-Wohnmaschine funktioniert sehr gut. Wenn man das System nicht absichtlich sabotiert, kann eigentlich nichts schiefgehen.“

Allein, in der Auswahl der Bewohner hat man ein wenig nachgeholfen. „Normalerweise müssen wir bei geförderten Wohnbauten ein Drittel der Wohnungen an das Wohnservice übergeben“, so Schuster. „Doch hier haben wir die Bewohner selbst aussuchen können und uns auf jene konzentriert, die sich für das Thema Passivhaus interessiert haben.“ Als Gegenleistung habe man dem Wohnservice eine entsprechende Anzahl an Wohnungen in anderen Projekten zur Verfügung gestellt.

Die Nettobaukosten knabbern mit rund 1400 Euro pro Quadratmeter hart an der Grenze der Förderbarkeit. Die Finanzierungsbeiträge belaufen sich auf 400 Euro (65 Euro bei Superförderung) pro Quadratmeter, und die Mieten liegen mit sieben Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt. Der langfristige finanzielle Profit wird sich durch die niedrigen Heizkosten einstellen.

Segelbaufirma hat mitgebaut

„Es war von Anfang an klar, dass das ein Passivhaus werden muss“, meint Richard Manahl von Artec Architekten. „Die U-Bahn fährt knapp am Grundstück vorbei, also mussten wir das Haus im Norden abschotten. Im Süden konnten wir es dafür großzügig öffnen. Ideale Bedingungen für ein Passivhaus.“ Die Loggienplatten dienen nicht nur dem Sitzen an der frischen Luft, sondern auch der Verschattung. Und wenn das alles nicht hilft, können an der Außenkante der Loggien Sonnensegel aufgespannt werden, die eigens von einer Segelbaufirma am Neusiedler See produziert wurden.

Doch das auffälligste Element des Mühlgrund-Hauses ist die geknickte Leichtbaufassade an der Nordseite. Die charakteristische Form ist keineswegs Zufall. Manahl: „Durch das mehrfache Vor- und Zurückspringen leiten wir das diffuse Sonnenlicht aus dem Norden gezielt ins Stiegenhaus.“ Dieses ist nötig, um die rund tausend Pflanzen, die nach einem Konzept der Landschaftsarchitekten Auböck & Kárász zusammengestellt wurden, ausreichend zu versorgen.

„Das Stiegenhaus ist einerseits die klimatische Lunge des Gebäudes und regelt Temperatur und Luftfeuchtigkeit, andererseits ist es auch als vertikaler Grünraum für die Bewohner gedacht“, sagt der Architekt. Das Grundstück ist knapp bemessen. So kann man zumindest vor der Wohnungstür von Natur umgeben sein. Ob das Angebot angenommen wird? „Das lässt sich heute noch nicht sagen. So etwas braucht Zeit.“

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at