Bauwerk

WHA und StudentInnenheim Gasgasse
Martin Kohlbauer - Wien (A) - 2011
WHA und StudentInnenheim Gasgasse, Foto: Rupert Steiner
WHA und StudentInnenheim Gasgasse, Foto: Rupert Steiner
5. Oktober 2012 - Az W
Das Projekt ging als Sieger aus einem einstufigen, anonymen Architektenwettbewerb im Mai 2004 hervor. Dort, wo zuvor Logistik und technische Infrastrukturen den Raum prägten, gliedern heute zwei Baukörper den Bauplatz: Ein Riegel mit acht Stockwerken plus zwei Dachgeschossen entlang der Bahnhofsgeleise und ein „Bumerang“ mit vier Stockwerken plus zwei Dachgeschossen. Durchlaufende Gesimse sowie raumhohe Fenster erzeugen eine zusammenhängende Maßstäblichkeit im Erscheinungsbild, wobei der menschliche Maßstab und Wohnqualität im Vordergrund stehen. Die einheitliche Sandsteinfarbe unterstreicht die städtebauliche und architektonische Idee, Klarheit und Ruhe zu vermitteln.

Eingerahmt von den Baukörpern wird ein größtmöglicher zusammenhängender Freiraum geschaffen, der für die hohe Wohnqualität ein wichtiges Element darstellt. Große „gefiederte“ Bäume (Gleditsien) prägen als Lichtfänger den Charakter dieses parkähnlichen Wohnhofes, beim Durchschreiten des Freiraums erschließt sich die Umgebung des Westbahnhofs mit ungewohnten neuen Blickachsen. Die Anhebung des Parkniveaus um eineinhalb Meter gegenüber dem umliegenden Straßenniveau schafft für die straßenseitigen Erdgeschosswohnungen die notwendige Intimität und ermöglicht die Belichtung der Garage.

Der Architekt Martin Kohlbauer schätzt „Hauszeichen“, also identitätsstiftende Merkmale, die dem Haus eine für die Bewohner:innen greifbare Identität verleiht. In der Gasgasse handelt es sich hierbei um eine Auskragung im 6. und 7. Stockwerk. Darüberhinaus bildet diese Auskragung des Riegels ein großstädtisches Tor zwischen Langauergasse und dem zentralen Park.

Wohnen beinhaltet für den Architekten mehr als die eigenen vier Wände. Zugänge und Erschließungsräume sind besonders bedeutsam. Die 140 Wohnungen im Riegel werden über nordseitige Laubengangräume entlang der Bahn erschlossen, die einerseits den reizvollen Ausblick auf das Bahngelände ermöglichen und andererseits einen lichtdurchfluteten Pufferraum zwischen Bahn und Wohnung darstellen. Südseitige Loggien und Balkone von 15 m² bis 20 m² Größe erstrecken sich über die gesamte Wohnungsbreite. Die 125 Wohnungen im „Bumerang“ werden durch großzügig belichtete, die Parkatmosphäre einfangende Treppenhäuser erschlossen. Zahlreiche Wohnungen sind zweiseitig orientiert, alle verfügen über eine ca. 4,5 m² große, in die Wohnräume eingeschnittene Loggia. Das Studentenheim mit seinen 206, ausschließlich südorientierten Einzelzimmern, ist als Haus mit geschlossenen Laubengängen in Passivhausbauweise konzipiert.

Die Wohnanlage bietet eine Reihe großzügiger Gemeinschaftsräume vom Erdgeschoss bis hin zu großen Gemeinschaftsterrassen im 5. Und 6. Obergeschoss. Zweigeschossige Dachwohnungen bilden im Riegel wie auch im Bumerang einen leichten, gläsernen Abschluss der Häuser. Der Architekt hat hier an einem Ort, der zuvor weder als Stadtraum noch in unseren Köpfen präsent war, ein Quartier mit veritabler Aufenthaltsqualität geschaffen. (Text: Architekt, redaktionell überarbeitet und erweitert Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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