Bauwerk

Zubau Volksschule Mannagettagasse
RUNSER / PRANTL architekten - Wien (A) - 2012
Zubau Volksschule Mannagettagasse, Foto: Rupert Steiner
Zubau Volksschule Mannagettagasse, Foto: Rupert Steiner
1. März 2013 - Az W
Die Volksschule in Wien Grinzing verfügte seit ihrem Bestehen schon einmal über einen Holzzubau: seit den 1950er Jahren deckten Holzbaracken den Raumbedarf für zwei Schulklassen. Als das Hauptgebäude für den Ganztags-Betrieb adaptiert werden musste und zwei Klassen im Hauptgebäude Platz für die Schulküche machen mussten, war das Ablaufdatum für die offensichtlich in die Jahre gekommenen Baracken endgültig erreicht.

Der Zubau ist laut Widmung ein Provisorium und beinhaltet sechs „Mobile Klassen“. In der Vergangenheit wurden solche Zubauten in Form von Containerbauten realisiert, dabei sind Provisorien im Schulbau oft von Dauer. Angesichts der besonderen Lage – Grinzing hat noch immer einen dörflichen Charakter und die Schule befindet sich in direkter Nähe zur Kirche – sprach sich die MA19 (Magistrat für Stadtbildgestaltung) gegen die Blech-Containerbauweise aus und verlangte nach einem qualitätsvollen Holzbauwerk. Im Unterschied zu unbehandelten Sichtholzfassaden, die erst mit den Jahren vergrauen, nämlich wenn das unbehandelte Holz der Witterung ausgesetzt ist, ist die Fassade hier bereits am Tag der Eröffnung grau, nämlich RAL 7012-grau. Basaltgraue Eternitplatten bilden die Außenhaut des Zubaus, die Wärmedämmung wurde außen angebracht. Das Baumaterial Holz ist von außen nicht ablesbar. Im Gebäudeinneren hingegen erzeugt das hell lasierte Holz im Zusammenspiel mit einem Natursteinboden eine lichte und zugleich behagliche Atmosphäre. Unlasiert hätte das Fichtenholz zu rustikal gewirkt. Industriequalität bedeutet, dass kleine Fehler im Holz sichtbar sind. Risse und kleine Astlöcher führen den organischen Ursprung des Baumaterials vor Augen. In jedem Fall lädt das weiche Holz Kinder dazu ein, ihre Zeichnungen an die Wände zu pinnen.

Das Raumprogramm für „Mobile Klassen“ (=Containerschulen) ist eng gefasst. So sind z.B. Pausenflächen nicht vorgesehen. Die Architekten haben um jeden Quadratzentimeter gekämpft und erreichten schließlich, dass der Bereich unterhalb der Treppe nicht zugebaut und als Serverkammer genutzt wird, sondern den Kindern als Aufenthaltsbereich zur Verfügung steht. Der Freiraum macht das Erdgeschoss insgesamt luftiger und wird von den Kindern angenommen. Apropos Luft: Die Klassenräume sind 3 m hoch. Die Raumhöhe verleiht den Räumen nicht nur eine angenehme Proportion, sondern sind auch der Konzentration – insbesondere beim Lesen – zuträglich, einfach weil ein größerer Raum die Kinder besser mit Sauerstoff versorgen kann. Lüftungen, wie sie im Wohnbau Standard sind, sind in Schulen leider noch kein Thema, dabei wären sie mit geringem Aufwand einzurichten. Preislich liegt der Holzbau trotz der feinen Extras in der Kategorie herkömmlicher Containerschulen, mit einem Unterschied: der Holzbau wird länger halten.

Manche der wohlüberlegten Details, die in ihrer Summe zur Aufenthaltsqualität beitragen, werden von Kindern und Lehrern wohl kaum bewusst wahrgenommen werden. So befinden sich die Klassentüren in Nischen, die um ein vielfaches breiter als die eigentliche Türe sind. Die holzgerahmten Nischen setzen den Klasseneingang würdig in Szene. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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