Bauwerk

Gusswerkareal Erweiterung
LP architektur, hobby a., strobl architekten, Christoph Scheithauer - Salzburg (A) - 2012

Raue Kleider für den eleganten Kern

Salzburg-Kasern hat sich in den letzten Jahren zum Modestandort für Großhandelskunden entwickelt. Das Gusswerk-Areal setzt dabei auf Industriehallen im Loft-Look und urbane Mischung statt Monokultur.

28. September 2013 - Maik Novotny
Salzburg - Dort, wo Salzburg im Nordosten langsam ins ländliche Hügelland übergeht, wächst seit einigen Jahren eine ganz spezielle Monokultur heran. Im Ortsteil Kasern, in unmittelbarer Nähe der Westautobahn, hat sich ein Cluster an Modeunternehmen angesiedelt, die sich vor allem an Großhandelskunden wenden, die auf übersichtlichem Raum auf das Angebot dutzender bekannter und unbekannter Labels zugreifen können.

Während der Großteil dieser insgesamt neun Fashion-Foren auf der grünen Wiese entstand, hat sich ein Unternehmen am südlichen Rand auf einen speziellen Look spezialisiert: Mode im Industrieloft. Auf dem Gelände der ehemaligen Glockengießerei fanden die Investoren Michael Mayer, Marco Sillaber und Erich Walketseder von der Gusswerk Eventfabrik GesmbH einen gut nutzbaren Baubestand vor, der sich mit überschaubarem Aufwand zum Showroom adaptieren ließ. Die Gießerei Oberascher war 1919 in den Ortsteil Kasern gezogen, bis 2003 wurden hier Glocken gefertigt. Nach der Pleite des Industriebetriebs bot sich die Kreativindustrie als Nachnutzerin des preisgünstigen Areals geradezu an.

„Es gab einige Firmen und Labels, die speziell das Industrielle gesucht haben“, erklärt Geschäftsführer Marco Sillaber. „Räume mit rauem Loftcharakter, die architektonisch im Hintergrund bleiben, damit sich der Kunde auf die Mode konzentrieren kann. Gerade für Großkunden ist das attraktiv“. Zur Adaptierung der Bauten wurde 2004 ein geladener Architektenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Sieger die Fabrikhallen um jeweils ein bis zwei Bauteile in zeitgemäß edel-industriellen Materialien ergänzten.

„Es sollten keine hübschen, aufwändig herausgeputzten Bürogebäude mit 2,50 Metern Raumhöhe sein, sondern echte Lofts, mit Materialien wie Sichtbeton und transluzenten Glaslamellen“, so Sillaber. 2008 wurde die Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet. „Man kommt dorthin und fühlt sich nicht in Österreich, schon gar nicht in Salzburg. Eher am Rand einer großen europäischen Stadt“, urteilte damals die Jury über das raue Ensemble.

Die rund 15.000 Quadratmeter Fläche waren bald vergeben, die Nachfrage blieb jedoch ungebrochen. Im August 2012 wurde nach knapp einjähriger Bauzeit mit demselben Architektenteam (CS-Architektur, Hobby A, LP Architekten, Strobl Architekten) die nächste Stufe des Gusswerks fertiggestellt. Rund 13 Millionen Euro nahm man dafür in die Hand, insgesamt 28.500 Quadratmeter vermietbare Nutzfläche stehen nun zur Verfügung. Die Einheiten umfassen 150 bis 800 Quadratmeter, die Mietpreise betragen je nach Lage und Ausstattung 10-15 Euro/ m², alternativ dazu gibt es eine Kaufoption, rund ein Viertel der Kunden hat davon Gebrauch gemacht.

„Es handelt sich vom Typ her nicht um eine Mall, sondern die einzelnen Firmen finden sich in ihren eigenen Bereichen wieder“, so Geschäftsführer Sillaber. „Jedes Objekt ist von außen erkennbar, nicht irgendwo versteckt. Jeder hat seinen eigenen Eingang. So wird für die Firmen eine Adresse geschaffen“.

Und da die Kreativindustrie nicht gut als Monokultur gedeiht, finden hier neben der Modebranche auch Gastronomie, Unternehmen aus der Werbebranche und eine „Hotel-Design-Werkstatt“ für Hoteliers und Architekten Platz. Daneben versucht man mit Events die Stadtbewohner ins Modeviertel zu locken.

Ein Jahr nach der Eröffnung des letzten Bauteils zeigen sich die Betreiber zufrieden - bis auf wenige Restflächen ist man auch hier ausgelastet. Raum für die nächste Stufe wäre vorhanden: „Wir haben noch etwa 7800 Kubikmeter gut auf dem Areal, das sind etwa 2200 Quadratmeter Nutzfläche“.

Mit dem Bau will man aber noch warten - schließlich haben die Gusswerk-Betreiber schon das nächste Industrieobjekt entdeckt: die ehemalige Panzerhalle der Struberkaserne in Salzburg-Maxglan, deren 10.000 Quadratmeter zurzeit in multifunktionale Industrielofts umgebaut werden.

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