Bauwerk

Life Cycle Tower
Hermann Kaufmann - Dornbirn (A) - 2012
Life Cycle Tower, Foto: Norman Radon
Life Cycle Tower, Foto: Norman Radon
Life Cycle Tower, Foto: Norman Radon

Der Holz-Hochhaus Prototyp

30. Dezember 2013 - vai
Der LifeCycle Tower ONE (LCT ONE) ist das erste acht-geschoßige Holzgebäude in Österreich. Der Realisierung des Prototyps ging ein Forschungsprojekt zur Holz-Systembauweise voran. Mit der Überprüfung des Bausystems auf Umsetzbarkeit soll es internationale Marktreife erlangen.

Um den aussteifenden Stiegenhauskern in Ortbeton werden einhüftig die Büroflächen angehängt. Die vorgefertigten Holzbauelemente brauchen zum Aufbau nur einem Tag pro Geschoß. Innen bleibt die Tragkonstruktion aus Holz sicht- und erlebbar, außen wird die vertikal betonte Holzfassade mit Aluminium verkleidet.

Voraussetzung für den Bau des Holzhochhauses war ein Prüfnachweis (nach DIN EN 13501) des Feuerwiderstandes REI 90 der Holzverbundhybriddecke, um die Brandschutzvorschriften zu erfüllen. Dazu wurden in Tschechien mehrere Hybrid-Decken-Elemente von 2,7 m (entspricht dem Fassadenraster) mal 8,1 m (die mögliche Raumtiefe) einem Brandversuch unterzogen.

Die Holz-Beton-Verbundrippendecke ist der Schlüssel, um in die Höhe zu bauen. Damit kann man die jeweiligen Geschosse durch eine nicht brennbare Schicht konsequent trennen. In die Stahlschalung von 8,1 x 2,7 m werden die Holzbalken eingelegt, die Abstände dazwischen geschalt und im Vergussverfahren betoniert. Durch den hohen Vorfertigungsgrad vereinfacht sich der Bauablauf wesentlich. Die Deckenelemente können industriell viel präziser gearbeitet werden, es gibt keine Aushärtungszeiten auf der Baustelle und für die Verlegung eines Deckenelementes geben die Handwerker fünf Minuten an.

Auch die geringe Konstruktionshöhe der Verbunddecke ist ein Vorteil. Die Betonlage misst acht Zentimeter und Installationsmodule wie Beleuchtung, Lüftung, Heizung, Kühlung, Sprinkler werden im Balkenfeld integriert. Sie sind vorgefertigt und werden einfach zwischen die Leimbinder gehängt. Dies macht wiederum mit den stützenfreien Räumen die Flexibilität und damit Nachhaltigkeit bezüglich sich ändernder Nutzungen aus.

Der Schubverbund zwischen Beton und Leimbindern wird über Schrauben und Schubkerven hergestellt. Sturzträger aus Beton tragen statisch wesentlich zur Durchleitung der enormen Kräfte aus den Fassadenstützen bei. Das Hirnholz der Doppelstützen steht direkt auf dem Beton, der verbindende Dorn wird auf der Baustelle im Fertigteil eingegossen. Dem Kräfteverlauf folgend, werden die Stützen den tatsächlichen statischen Erfordernissen entsprechend konfektioniert.

Der Prototyp wird primär als Büro genutzt. Im ersten Obergeschoß unterstreicht die permanente Ausstellung den Vorbildcharakter des Gebäudes für modernes, nachhaltiges Bauen und dies soll im Endeffekt mit den Nutzern komplettiert werden. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at