Bauwerk

Zuckerlwerkstatt
Raumpunkt - Wien (A) - 2013
Zuckerlwerkstatt, Foto: Raumpunkt Ziviltechniker KG
Zuckerlwerkstatt, Foto: Raumpunkt Ziviltechniker KG
24. Oktober 2014 - Az W
Manufakturen erleben zurzeit eine Renaissance und wenn das Raumangebot es zulässt, wird in der Schaumanufaktur vor den Augen der Kundschaft produziert. Betreiber der Produktionsstätten sehen sich –sobald sie das Industriegebiet verlassen – mit zahlreichen Auflagen konfrontiert. Süße Gerüche mögen zwar Kindheitserinnerungen wecken, werden jedoch von der Behörde als Emission, also als Umweltverschmutzung gewertet. Die Betreiber der Zuckerlwerkstatt ließen sich weder von den Auflagen noch vom sehr beschränkten Raumangebot des Geschäftslokals in zentraler Lage abschrecken und eröffneten in der Herrengasse nach nur 5 Monaten Planungs- und Bauzeit eine Schaumanufaktur.

Nach außen präsentiert sich die Ladenfront in der Herrengasse mit einem einheitlichen, denkmalgeschützten Erscheinungsbild. In den Geschäften drinnen hat die Architektur von Theiss und Jaksch im Laufe der Jahrzehnte jedoch zahlreiche Umgestaltungen erlebt bzw. erlitten. Im Zuge des Umbaus wurde das Geschäftslokal von allen nicht tragenden Zwischenwänden und Einbauten befreit. Unverzichtbare Einbauten wurden als Schrank- und Glaswände realisiert. Im hinteren Bereich befinden sich, für Kunden nicht einsehbar, die Produktions- und Nebenräume (Büro, Lager, Sanitärräume, Küche).

Das reduzierte Shop-Design wurde in intensiver Zusammenarbeit mit den beiden Auftraggebern entwickelt. Zentrales Möbel ist die 5,2 m lange Produktionsstraße im Verkaufsraum, auf der die Zuckerstränge verarbeitet werden. Der Produktionsstraße vorgelagert befindet sich eine Glaswand, die einer behördlichen Auflage geschuldet ist: Sie bildet einen Spuckschutz. An den Seitenwänden im Verkaufsraum befinden sich Wandhaken, die man leicht übersieht, wenn sie nicht gerade im Gebrauch sind. An den Haken werden die meterlangen Zuckerstränge in wiederholten Arbeitsschritten in die Länge gezogen. Die Inszenierung wirkt bis hinaus in den Straßenraum, wo die Laufkundschaft vor der gläserne Geschäftsfront zum Publikum wird.

In den Schaufenstern wird die Ware auf gestapelten Weinkisten aus dem Weinviertel präsentiert. Die Kisten sind dem Budget geschuldet – die baulichen Maßnahmen für die Erfüllung aller Auflagen sind kostenintensiv. Darüberhinaus statten sie das Geschäft an diesem architekturhistorisch bedeutsamen Standort mit einer willkommenen Portion Patina aus. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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