Bauwerk

Bildungscampus Sonnwendviertel
PPAG - Wien (A) - 2014
Bildungscampus Sonnwendviertel, Foto: Hertha Hurnaus
Bildungscampus Sonnwendviertel, Foto: Hertha Hurnaus
1. April 2015 - Az W
Der Bildungscampus Sonnwendviertel bildet den südlichen Abschluss des knapp 60ha großen, gleichnamigen Stadtentwicklungsgebiets unweit des Wiener Hauptbahnhofs, wo bis 2019 5000 Wohnungen errichtet werden.

Der Bildungscampus ist die gebaute Antwort auf das innovative Bildungskonzept der Stadt Wien. An Stelle eines Pflichtenheftes mit eng gestecktem Rahmen bildete ein Qualitätenkatalog mit einer detaillierten Beschreibung moderner Pädagogik die Grundlage für den Wettbewerb. Die Architekten waren eingeladen, das passende Haus für diese neue Form der Pädagogik zu planen und den Begriff „Schule“, der bislang von Normen determiniert war, umfassend neu zu denken. Umfassend heißt im konkreten Fall: Kindergarten, Volksschule und Hauptschule/neue Mittelschule.

Die Anlage ist zweigeschossig angelegt, wobei die beiden Geschosse versetzt übereinander gestapelt sind, sodass im Gebäudeverband überdeckte Freiräume entstehen, die als Freiklassen genutzt werden. Der Freiraum mäandriert zwischen den verästelten Gebäudeteilen und bildet kleine Dorfplätze und Gässchen. Da Rasenflächen dem Nutzungsdruck der Kinder nicht Stand halten könnten, simulieren eingefärbte Kunststoffbeläge das natürliche Grün.

Im Gebäude bilden Einheiten aus jeweils vier Klassen, einem Projekt- und einem Team-Raum sowie einem „Marktplatz“ die organisatorische Grundeinheit, den „Cluster“. Der Marktplatz ist eine verbindende Fläche, die den Klassen- bzw. Gruppenräumen vorgelagert ist und gemeinsam genutzt wird. Die einzelnen Bildungseinrichtungen am Bildungscampus (Kindergarten, Volksschule, HS/NMS) bestehen aus jeweils vier dieser Cluster. Vergleichbar mit einem Baum entwickelt sich der Bildungscampus von der Mitte ausgehend und verästelt zunehmend zum Rand hin. Die Mitte wird von Gemeinschaftsräumen gebildet: Speisesaal, Gymnastiksaal, Dreifachsporthalle, Mehrzwecksaal, Spezialunterrichtsräume und ein Theater- und Kinoforum.

Der ambitionierte Entwurf verlangte Einsparungen, so musste die geplante vorgehängte Fassade einer Putzfassade weichen. Im Gegenzug konnte der Ausstattungsstandard der Innenräume ohne Abstriche umgesetzt werden. Zum Marktplatz hin sind die Räume komplett verglast. Im Konzept der Architekten sollten die Glaswände eine Rolle bei der Versorgung des Gebäudeinneren mit Tageslicht übernehmen. Die relativ große Gebäudetiefe verlangt ein hohes Maß an Lichtdurchlässigkeit, nur so kommt der Marktplatz ohne künstliche Beleuchtung aus. Die Glaswände bieten den Kindern willkommene zusätzliche Klebeflächen für ihre Kunstwerke.

Jedes Klassenzimmer verfügt über eine dem Marktplatz zugewandte, leicht erhöhte Nische, die Raum für Sitzkreise und sonstige informelle Unterrichtseinheiten bietet. Metallspiegelnde Lichtröhren versorgen diese Nischen – die Architekten haben ihnen den Namen „Nest“ gegeben – mit Tageslicht, wobei die metallisch-violette Oberfläche der Zylinderwand eine ganz besondere, entrückte Lichtstimmung erzeugt. Die Idee des Nests ist, dass es jederzeit spontan genutzt werden kann, z.B. wenn schnell auf einen Konflikt reagiert werden soll, ohne dass alle Tische und Sessel im Raum verschoben werden müssten.

Die Entwürfe für die Schultische und Sessel stammen ebenfalls von PPAG Architekten. Nach einer eingehenden Prüfung wurden die Prototypen für den Schulbetrieb zugelassen. Das ist angesichts der strengen Sicherheitsbestimmungen und der Form, die aus der Norm fällt, als Sensation zu werten. Die Form der Tische führte zum Spitznamen „Manta“. Die Tische ermöglichen mit diversen Kombinationsmöglichkeiten ein Lernen in Gruppen. Den Manta entdeckt man außerhalb des Klassenzimmers auch im Muster der Spannteppiche.

Neu ist neben der Form der Tische auch deren Höhe: die Kinder sitzen, gemessen an Volksschulstandards, deutlich erhöht. Für die Lehrer ermöglicht die erhöhte Position eine vergleichsweise entspannte Körperhaltung bei den Interaktionen am Tisch. Die Sitzhöhe fördert zudem den Bewegungsdrang der Schüler, was förderlich ist, denn im Unterschied zu früher ist das Aufstehen und Verlassen des Tisches während der Unterrichtsstunde Teil des pädagogischen Konzepts. Apropos Unterrichtsstunde: die aktuellste Debatte führt in die Richtung, dass der Unterrichtseinheit bald die letzte Stunde geschlagen hat. Dann folgt nach der räumlichen Öffnung auch eine zeitliche Öffnung des Unterrichts.

Für eine bessere Orientierung im Gebäude wurde ein grafisches Code-System entwickelt das Anleihe an jenen Codes nimmt, die schottische Clans verwenden (Schottenkaro, Wappen). Für nicht-Eingeweihte sind die Unterschiede einzelner Klassencodes kaum ablesbar. Die Clan-Mitglieder hingegen – also die Schüler – dechiffrieren ihren Klassencode. Im Schulalltag erwies sich das System leider als zu dezent, der Lehrkörper greift auf altbewährte Klassenmaskottchen zurück: Igel, Frosch & Co. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Kunst am Bau

Fotografie

KOOPERATIONEN





wettbewerb

Das Projekt ist aus dem Verfahren Neubau Bildungscampus Hauptbahnhof Wien, Gudrunstraße hervorgegangen

1. Rang, Gewinner, 1. Preis
PPAG architects ZT GmbH


2. Rang, 2. Preis
NMPB Architekten ZT GmbH


3. Rang, Preis
Martin Kohlbauer ZT GmbH


Anerkennung
gerner°gerner plus architekten


Anerkennung
fasch & fuchs ZT GmbH


2. Stufe
Johannes Scheurecker


2. Stufe
Johannes Wiesflecker


2. Stufe
Mario Ramoni


2. Stufe
LOVE architecture and urbanism ZT GmbH


1. Stufe
Holzbauer & Partner ZT GmbH


1. Stufe
ZT Arquitectos LDA


1. Stufe
Szyszkowitz-Kowalski + Partner ZT GmbH


1. Stufe
Ablinger, Vedral & Partner ZT GmbH


1. Stufe
stoll.wagner+partner architektur ZT GmbH


1. Stufe
urmannArchitekten, Heinrich Radler, Rudolf Kowatsch


1. Stufe
Werner Silbermayr, Guido Welzl


1. Stufe
Milde Obersteiner Architekten


1. Stufe
Michael A. Hein


1. Stufe
Poos Isensee Architekten BDA


1. Stufe
Bruno Schwamberger


1. Stufe
franz zt gmbh


1. Stufe
ICNL Architektur ZT GmbH


1. Stufe
duda, testor. architektur zt gmbh


1. Stufe
Riepl Kaufmann Bammer Architektur


1. Stufe
SOLID architecture ZT GmbH, Arkan Zeytinoglu


1. Stufe
Ganzer Hajek Unterholzner Architekten GmbH


1. Stufe
Poppe*Prehal Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Atelier Heiss ZT GmbH


1. Stufe
ARCHMP Moosbrugger Pfandl ZT GmbH


1. Stufe
grundstein ®


1. Stufe
Kummer.Lubk.Partner Architekten Ingenieure Generalplaner, THOMA architekten


1. Stufe
ama - Architekturbüro Michael Auerbacher


1. Stufe
Florian Lutz . Daniela Amann . Architekten, Ziviltechnikergesellschaft OG


1. Stufe
Johannes Daniel Michel Generalplaner GmbH & Co KG


1. Stufe
Obermoser arch-omo ZT GmbH


1. Stufe
riccione architekten


1. Stufe
Wulf & Partner Freie Architekten BDA


1. Stufe
Johannes Nägele


1. Stufe
Priebernig, Wind + Partner ZT GmbH


1. Stufe
mohr steger architektur, FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH


1. Stufe
HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH


1. Stufe
NO.MAD Arquitectos S.L.P


1. Stufe
RS Rothenhöfer Schlumberger Freie Architekten


1. Stufe
Roland Heyszl


1. Stufe
Bernhard Edelmüller


1. Stufe
BKK-3 ARCHITEKTUR ZT GmbH


1. Stufe
Josef Kopf


1. Stufe
Bodamer Architekten


1. Stufe
Hartmann + Helm Planungsgesellschaft mbH, Friedemann Rentsch


1. Stufe
Wehofer Architekten ZT GmbH


1. Stufe
4a Architekten GmbH


1. Stufe
Meyer-Bassin und Partner Freie Architekten BDA


1. Stufe
Sebastian Eidenböck


1. Stufe
Josef Ullmann


1. Stufe
schneider+schumacher Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Fellerer-Vendl Architekten, Kirchweger und Zechner Architekten


1. Stufe
Bronner Architekturgesellschaft mbH


1. Stufe
Dürig AG


1. Stufe
aoffice - Arch. DI Gerhard Höllmüller, Tim Steffen Altenhof


1. Stufe
Delta Ziviltechniker GmbH


1. Stufe
Zechner & Zechner ZT GmbH


1. Stufe
Berghoff Architekten


1. Stufe
Eger, Beer & Partner


1. Stufe
Reinhold Tinchon


1. Stufe
kirsch ZT GmbH


1. Stufe
Patricia Zacek-Stadler


1. Stufe
Rausch und Willems Architekten


1. Stufe
Paul Bretz Architekten


1. Stufe
Thomas Alzinger, Susanne Quester


1. Stufe
Werner Neuwirth, Tobias Weske


1. Stufe
Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Buerger Katsota ZT GmbH


1. Stufe
Häcker Architekten, Nuyken von Oefele Architekten


1. Stufe
netzwerkarchitekten, Lengfeld & Wilisch Architekten


1. Stufe
Frido van Nieuwamerongen


1. Stufe
hjp Architekten, Jürgen J. Hauck


1. Stufe
Ernst Mayr


1. Stufe
BUSarchitektur


1. Stufe
silberpfeil architekten zt gmbh


1. Stufe
hke Hochholdinger Knauer Engl Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Zinterl Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Berger + Parkkinen Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Helmut Wimmer


1. Stufe
Atelier Thomas Pucher ZT GmbH


1. Stufe
Silvia Fracaro, Einfach 3 Architekten ZT KG


1. Stufe
Christoph Karl, Andreas Bremhorst


1. Stufe
Baumschlager Eberle Lochau ZT GmbH


1. Stufe
Dietrich und Dietrich Freie Architekten BDA


1. Stufe
Marcus Schulz


1. Stufe
August Sarnitz, Karlheinz Wagner


1. Stufe
Bernhard Rihl MSc


1. Stufe
Sabine Krischan


1. Stufe
Markus Spiegelfeld


1. Stufe
F+P ARCHITEKTEN ZT GMBH


1. Stufe
TREUSCH architecture ZT GMBH


1. Stufe
YF architekten zt gmbh, Caramel architekten zt-gesellschaft m.b.H.


1. Stufe
Querkraft Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Hein-Troy Architekten


1. Stufe
PEB + Harm Reccius Architekte


1. Stufe
Adnan Gönenc, Stefan Prodinger