Bauwerk

BSE - Berufsschule für Verwaltungsberufe
AllesWirdGut - Wien (A) - 2015
BSE - Berufsschule für Verwaltungsberufe, Foto: Guilherme Silva Da Rosa © AllesWirdGut
BSE - Berufsschule für Verwaltungsberufe, Foto: Guilherme Silva Da Rosa © AllesWirdGut
20. März 2016 - Az W
Transparenz, Offenheit und Durchblick prägen den Außenauftritt der neuen Berufsschule für Verwaltungsberufe mitten im dicht verbauten 5. Wiener Gemeindebezirk. Eine großflächige Glasfront ermöglicht vom Straßenraum aus Einblicke, die durch das Gebäude hindurch bis zum rückwärtigen begrünten Schulhof reichen. Die Idee dahinter ist ein in der Erdgeschosszone durchlässiges Gebäude, das für den angrenzenden Straßenraum einen Mehrwert schafft. In der Praxis zeigt sich, dass das Bedürfnis nach Abschottung überwiegt und im Schulalltag gerne auf die mit eingeplanten Jalousien zurückgegriffen wird.
Ein der Fassade vorgelagerter Betonrahmen spannt sich in den oberen Stockwerken über die gesamte Gebäudefront und bricht mit seinem kleinteiligen Raster die Dimension des Schulgebäudes auf einen für das bauliche Umfeld adäquaten, weil kleineren Maßstab herunter. Die Klassenräume werden in dem Raster einem Setzkasten gleich als Teil der Fassade präsentiert. Die Einrahmungen erfüllen neben der gliedernden Wirkung zugleich eine Funktion als Sonnenschutz.

Bei einem Schulgebäude liegt die Herausforderung beim energetischen Gebäudekonzept weniger darin, Klassenräume in der kalten Jahreszeit ordentlich zu beheizen, sondern vielmehr darin, die im Unterricht entstehende Wärme effizient aus den Klassenräumen zu entfernen. Zahlreiche Heizkörper (= Schüler:innen) und Heizkästen (= Computer) emittieren im Unterricht mehr Wärme als gewünscht ist. Eine außenliegende Wärmedämmung würde folglich einer „Überdämmung“ gleichkommen und – gerade in der warmen Jahreszeit – dazu führen, dass das Zuviel an Wärme nur mühsam aus den Klassenräumen abgeführt werden könnte. Die Architekten verzichten deshalb auf eine Wärmedämmung und nutzen die Masse des Baukörpers als naheliegenden Temperaturregler. Freiliegende Betonfelder am Plafond fungieren als Speichermasse.

Einen Farbakzent bilden die Garderoben an den rückwärtigen Wänden in den farblich bewusst neutral gehaltenen Unterrichtsräumen. Den Klassenzimmern vorgelagert bieten Schrankzeilen Stauraum. Hier wurde das Farbkonzept stringent fortgesetzt. Verglaste Klassentüren ermöglichen Ein- und Ausblicke.

Einen Mehrwert bieten die allgemeinen Erschließungflächen, die als Kommunikationszonen mit eigens für das Schulgebäude entworfenen Sitzgruppen gestaltet wurden. Wenn in einem Schulgebäude Gangflächen bespielt werden, sind Brandschutz und Vandalismus bestimmende Parameter. Die Sitzmöbel am Gang müssen brandsicher und widerstandsfähig sein. Widerstandsfähig heißt im Schulkontext „vandalismussicher“, statt gepolsterter Sitzmöbel dienen robuste MAX-Platten als Sitzgelegenheit.
Von den Kommunikationszonen bietet sich dank raumhoher Verglasung ein Ausblick auf den begrünten Schulhof. Sowohl dieser Innenhof wie auch die hofseitige Terrasse im 2. Obergeschoss stehen den Schüler:innen zur Benutzung offen. Das Schulgebäude in seiner Gesamtheit verfügt, wie auch die Freiräume, über einen auffallend hohen Standard, der hoffentlich Schule macht. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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