Bauwerk

Hotel Grand Ferdinand
Atelier Heiss Architekten - Wien (A) - 2015
Hotel Grand Ferdinand, Foto: Peter Burgstaller
Hotel Grand Ferdinand, Foto: Peter Burgstaller
Hotel Grand Ferdinand, Foto: Michael Königshofer © Hotel Grand Ferdinand
3. Dezember 2015 - Az W
Atelier Heiss Architekten als Planer und Florian Weitzer als Hotelbetreiber verwandeln bereits zum zweiten Mal ein ehemaliges Bürogebäude in ein Hotel. Das „Hotel Daniel Vienna“ war 2011 ihr erster gemeinsamer Coup. Ausgangssituation bildet diesmal das ehemalige Bürohaus der Veitscher Magnesitwerke, erbaut 1951-1954 am Schubertring in Wien. Inmitten der opulenten Pracht, die am Ring vorherrscht, hat das schlichte Bürogebäude lange Zeit eine untergeordnete Rolle eingenommen.

Im Zuge der Umbauarbeiten wurden zwei der drei Hoftrakte abgetragen und neu errichtet. Eine nahezu komplette Aushöhlung und innere Neustrukturierung beließen sprichwörtlich keinen Stein auf dem anderen. Aufmerksame Hotelgäste entdecken vielleicht den ehmaligen Aufgang zum Bürogebäude: In einer Nische im Foyer verkörpern fünf Originalstufen, die zu einer „Kanzel“ führen, ein Zitat der alten Substanz. Das Vestibül mit seiner Marmorausstattung steht ebenso wie die Fassade seit 2003 unter Denkmalschutz.

Im Mittelpunkt des architektonischen Konzeptes steht die Öffnung des Erdgeschosses über zwei Etagen. Die großzügige Raumhöhe trägt die gewonnene Weiträumigkeit nach außen. Ein Durchblick zum neu geschaffenen Innenhof lockt von der Straße in das Gebäude hinein. In halber Höhe befindet sich eine Galerieebene, auf der ein Steg zu den Büroräumen führt und die Hoftrakte verbindet. Auch einer der beiden „Schlafsäle“ ist hier untergebracht.

Schlafsäle kennt man von Jugendherbergen. Mit einem herkömmlichen Schlafsaal hat das Angebot im Hotel Grand Ferdinand nur den günstigen Preis gemein: Die Ausstattung der Budget-Kategorie ist äußerst gediegen mit Marmorwaschbecken, dunkel gebeiztem Holz und Messing. Nicht nur Fans vom Orientexpress werden hier gut schlafen. Ein nettes Detail am Rande ist die Lage des Schlafsaals im Hotel: er befindet sich auf der Galerieebene, gleichsam im Zentrum des Hauses. Beim Verlassen des Schlafsaals eröffnet sich der Blick über das Restaurant und den Eingangsbereich hinaus auf die Ringstraße – ein erhabenes Gefühl, fast als ob man soeben die Präsidentensuite verlassen hätte.

Der Bauherr bricht mit Gewohntem und Gewohnheiten von Hotelgästen, die an Standards von Hotelketten gewöhnt sind. Er – Florian Weitzer - ist es, der das architektonische Konzept trägt und sich auch gestalterisch in die Planung einbringt. Einen leidenschaftlicheren Auftraggeber wird man in der österreichischen Hotelbranche nicht finden. „Die ganz persönliche und visionäre Note von Hotelbetreiber Florian Weitzer spürt man bis hin zu jedem Möbelstück. Was Besseres kann einem Hotel nicht passieren“, so Architekt Christian Heiss. So stammen die Entwürfe für die Betthäupter und Spiegelrahmen vom Bauherrn persönlich. Glasbausteine für die Dusche und Terrazzofliesen in den Stiegenhäusern – die 1950er Jahre sind als Zitat allgegenwärtig.

Von den 188 Zimmern sind die überwiegende Anzahl als Standardzimmer ausgeführt. Vier Suiten und eine Grande Suite ergänzen das Zimmerangebot. Im achten, obersten Stockwerk befindet sich ein Restaurant mit 360° Panoramablick auf die Sehenswürdigkeiten der Umgebung und – vermutlich einzigartig für ein Hotel in Wien – ein Dachpool für die Hotelgäste.

Mit dem Einzug des Hotels erhält der der bislang wenig beachtete Schubertring mehr Gewicht und für Fans der Nachkriegsmoderne ist der respektvolle Umgang mit der Bausubstanz ein Grund zur Freude. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Florian Weitzer

Tragwerksplanung

Fotografie