Guntersdorf ist ein typisches Straßendorf an der Bundesstraße, die von Hollabrunn Richtung Tschechien führt. Es ist traditionell durch die langgezogenen und schmalen Parzellen mit ihren Streckhöfen gekennzeichnet.

Damit der Charakter und die Geschichte des Ortes sichtbar bleiben, wurde dieser Streckhof, das Theater Westliches Weinviertel, in seiner ursprünglichen Form erhalten und mit neuen, modernen Kontrast-Elementen erweitert.
Ein in den Straßenraum ragendes Vordach setzt in der Signalfarbe rot, als Gegenpol zum bestehenden Streckhof, ein markantes Zeichen und bildet gleichzeitig den Eingang zum inszenierten Weg ins Theater. Genauso wie das Vordach ein Signal nach außen setzt, machen sich innen - entlang des siebzig Meter langen Weges - die neuen, als Holzkonstruktionen ausgebildeten Baukörper ebenso eindringlich wie stimmig bemerkbar. Wechselnde Raumsituationen entlang des Weges machen diesen spannend. Einblicke und Durchsichten verändern sich ständig, ermöglichen eine Interaktion zwischen Schauspielern und Publikum, die weit über einen gängigen Theaterbesuch hinausreicht. Entscheidend für den Weg ist die Bewegung durch den Raum, das komponierte Raumerleben. Ein nicht am Boden, sondern an der Decke schwebender roter Teppich führt die Zuschauer vom Eingang bis zur Bühne in den Stadl.
Entlang dieses gedeckten Weges kann man einander begegnen, ins Gespräch kommen, halb drinnen, halb draußen sein oder noch beim Buffet im Hof zusammenstehen bevor die Aufführung beginnt.

Die Erweiterung in Form dieser in der Höhe versetzten Baukörper, die teilweise über die ganze Grundstücksbreite ragen, ergab sich aus den Raumbedürfnissen der TWW’ler: So entstanden im Obergeschoss ein Fundus, die Künstlergarderoben und eine Einliegerwohnung für Gäste. Im Erdgeschoss befinden sich im vorderen straßenseitigen Teil des Streckhofes die Werkstatt und die Nebenräume, in der Mitte die Kasse mit dem Aufenthaltsraum und die Nassräume. Im hinteren Teil des Streckhofes ist mit angeschlossenem Foyer und Büffet die Probebühne mit Auftrittsgarderobe untergebracht.
Die versetzten Baukörper machten einen großzügigen Einsatz von Glas in Kombination mit Holz möglich und führten zu einer optimalen Belichtung aller Räume.

Die Errichtung des Bauwerks erfolgte größtenteils durch regionale Unternehmen. Die Konstruktion besteht aus einer Bodenplatte aus Stahlbeton mit aufgesetzter zweigeschossiger Holzriegelkonstruktion und dazwischen liegender Wärmedämmung. Beim Vordach handelt es sich um eine Stahlkonstruktion mit einer Vollholzschalung als Verkleidung. Da die Nutzung der Räume in der Intensität sehr unterschiedlich ist, wurde die Haustechnik speziell auf diese energetischen Anforderungen abgestimmt. (Text: Architekten)