Bauwerk

Auf der Postalm
Maximilian Eisenköck - Abtenau (A) - 2016
Auf der Postalm © Maximilian Eisenköck

Anerkennung Architekturpreis Land Salzburg 2018

2. Oktober 2018 - newroom
Das alpine Haus hat eine Doppelnatur: Es ist einerseits integraler Teil der Landschaft – „wie von Gott gemacht“, so hat es Adolf Loos einmal ausgedrückt –, andererseits ein Fremdkörper, der den Naturgewalten Widerstand leistet. Darin unterscheidet es sich von der Villa, die stets ein Zentrum darstellt, auf das die umgebende Kulturlandschaft zuläuft und mit ihr zu einer Einheit verschmilzt. Das alpine Haus dagegen ist ein Außenposten, ein durch und durch effizientes Betriebsgebäude, optimiert für Orte, an denen Kultur-landschaft in unberührte Natur übergeht.

Das Haus auf der Postalm ist ein Ersatzbau für einen baufälligen Hof aus dieser alpinen Tradition, der technisch nicht mehr zu retten war. Die Eigentümerin, Biochemikerin und eine der renommiertesten Wissenschaftlerinnen Österreichs, ließ zwei unabhängige Einheiten errichten, ein Wohnhaus und ein halb in den Berg gegrabenes Wirtschaftsgebäude, das neben den Räumen für die landwirtschaftlichen Geräte auch ein Labor enthält, in dem mit lokalen Kräutern experimentiert wird.

Das Wohnhaus ist ein Mehrfamilien- und Mehrgenerationenhaus, gleichsam ein Mikrokosmos, in dem Familie und Freunde zusammentreffen können. Im Erdgeschoß gibt es ein Schlaf- und Arbeitszimmer, daneben einen großzügigen Koch-, Wohn- und Essbereich mit prachtvollem Weitblick auf die Hohen Tauern. Darüber stapeln sich, raffiniert geschlichtet, Räume für die weitverzweigte Familie, bis hin zu einer Art Biwakraum im Spitzboden.

Seine Form gewinnt das Haus aus einer klaren Figur im Schnitt, die an die Geometrie alpiner Dachformen erinnert, diese jedoch in eine monolithische Form übersetzt. Das Haus wirkt dadurch zugleich kompakt und präsent – ein Effekt, der durch den dunklen Farbton der geflämmten Holzverkleidung verstärkt wird.

Ein „Traumhaus“? Sicher. Aber eines, bei dem sich der Traum nicht auf schöne Bilder beschränkt. (Text: Jurytext, Christian Kühn)

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