Bauwerk

Wohnanlage Bikes and Rails
Georg W. Reinberg - Wien (A) - 2020
Wohnanlage Bikes and Rails, Foto: Rupert Steiner
Wohnanlage Bikes and Rails © proHolz Austria / Bruno Klomfar
3. Februar 2022 - Az W
Im Stadtentwicklungsgebiet Sonnwendviertel Ost beim neuen Hauptbahnhof wurden vier Grundstücke für Baugruppenprojekte gewidmet. Im Bewerbungsverfahren 2015 erhielt der Verein Bikes and Rails gemeinsam mit dem Architekturbüro Reinberg den Zuschlag für eine der Parzellen.
Leitbild des Konzepts ist das Fahrrad als zukunftsweisende Mobilitätsform für die Stadt – ökologisch, gesund und kostengünstig.
Ein weiterer Fokus der Baugruppe liegt auf der Entkoppelung der Wohnraum-Frage vom Mechanismus der Marktwirtschaft. Bikes and Rails ist eines der ersten Wiener Projekte des österreichischen Mietshäusersyndikats habiTAT. Dessen Ziel ist es, Immobilien vom Markt freizukaufen – unter anderem über Direktkredite – und bezahlbare, selbstverwaltete Wohnräume zu sichern.

Das Architekturbüro Reinberg hat den Wohnbau auf bewährte Weise als Passivhaus konzipiert. Seine konstruktiven Betonteile – Sockel und Erschließung – fungieren als Speichermasse. Der fünfgeschossige Wohnteil ist konstruktiv vollständig aus Holz gebaut, mit Holzständerwänden und sichtbaren Brettsperrholzdecken. Die Holzkonstruktion ist auf das betonierte Erdgeschoß aufgesetzt und zur Aussteifung an die Betonkonstruktion der Laubengänge angehängt.
Die gesamte Südseite, an der die erschließenden Laubengänge liegen, ist als Wintergarten verglast. Die Öffnungen zur Nordseite sind vergleichsweise klein.
Die akustische und thermische Trennung zwischen Wintergarten und Wohnungen erfolgt über einen Isokorb. Um die Demontage zu ermöglichen, besteht die horizontale akustische Trennung der Holzdecken aus einer Schüttung, ohne Aufbeton. Auf dem Dach befinden sich eine Photovoltaik-Anlage und ein gemeinschaftlich genutzter Dachgarten.
Die Realisierung erfolgte innerhalb des engen finanziellen Rahmens der Wiener Wohnbauförderung.

Vier Regelgeschosse und ein entlang der Nordseite terrassiertes fünftes Obergeschoß nehmen insgesamt 18 Wohnungen auf, davon ist eine für (Flüchtlings-)WG-Zwecke gewidmet.
Die südseitigen Laubengänge im Wintergarten bilden gleichzeitig halbprivate Loggien für jede Wohnung. Zu den Laubengängen orientieren sich auch die Wohnräume mit ihren großen Verglasungen. Dem Geist einer Baugruppe folgend fungiert der gesamte Wintergarten als Begegnungszone. Zusätzlich verfügen die Wohnungen über einen privaten Balkon.

Um das radmobile Leben so angenehm wie möglich zu machen, verfügt das Haus über einen großen und leicht erreichbaren Fahrradkeller mit Werkstatt, einen geräumigen, fahrradtauglichen Aufzug und gemeinschaftlich nutzbare Lastenräder.
Die Fahrradwerkstatt, ein Café und ein 75m2 großer Gemeinschaftsraum, die flexibel kombiniert werden können, machen das knapp vier Meter hohe Erdgeschoß zu einer halböffentlichen Zone der Kommunikation. Sie geht im Außenraum in eine überdachte Terrasse und in einen kleinen öffentlichen Platz über und an der vom Stadtraum abgewandten Seite in eine Grünfläche für die Hausgemeinschaft. Die Hausverwaltung obliegt der Baugruppe. (Text: Maria Welzig auf Basis von Texten des Architekturbüros und der Baugruppe)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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