Bauwerk

Wohnhaus und Atelier HH
Architekten Halbritter & Hillerbrand - Neusiedl am See (A) - 2013
Wohnhaus und Atelier HH, Foto: Rainer Schoditsch
Wohnhaus und Atelier HH, Foto: Rainer Schoditsch
30. Januar 2015 - ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
Das Gebäude ist Teil der neuen Siedlung am Hafen in Neusiedl am See. Diese ist umgeben vom Schilfgürtel und liegt zwischen der Seestraße und dem Kanal zum Stadthafen, nördlich des Seebades. Die neue Bebauung ist der erste Bauabschnitt eines künftigen Hafenviertels und wird in einem in den 1970er Jahren geschütteten und als Bauland gewidmeten Areal errichtet.

Die noch unbebaute Kernzone des Areals mit ca. 30.000m² wurde 2009 mit einem zeitgemäßen Bebauungskonzept versehen. Ziel war es, individuelle Bauformen mit homogenen öffentlichen Freiräumen zu verknüpfen. Durch die Positionierung von schiffbaren Kanälen, wurden zwei Inseln geschaffen, die über Brücken untereinander und mit dem Festland verbunden sind. Die L-förmige Gebäudeform bildet die bauliche Grundstruktur der überwiegend erdgeschossigen Bebauung. Eine Zweigeschossigkeit ist nur entlang der Straßenzüge, in einem festgelegten, reduzierten Umfang möglich.

Ein Wohn- und ein Ateliertrakt, angeordnet um einen Innenhof, bilden das Semiatriumhaus und gewähren ein höchstmögliches Maß an Privatheit und dennoch einen großzügigen Blick nach Außen – in diesem Fall über eine durchgehende Öffnung zur Wasserstraße. Der Innenhof ermöglicht einen Dialog von Bebauung und Natur von Innen und Außen – abgestimmt auf das pannonische Klima und interpretiert die Form des burgenländischen Streckhofes in zeitgemäßer Form.

- Konstruktion / Energiekonzept / Gestaltung
Das Gebäude ist nicht unterkellert und, bis auf zwei ca. 40m² große Studios, erdgeschossig mit begrünten Flachdächern ausgeführt. Als Fundierung wurden Energiepfähle geschlagen, die für die Wärmeversorgung und die Kühlung des Gebäudes konzipiert sind (Bauteilaktivierung). Der Strombedarf der elektrischen Wärmepumpe wird großteils über horizontale Photovoltaikpaneele abgedeckt.

Den Bebauungsbestimmungen entsprechend, wird das begrünte Dach, die fünfte Fassade, generell von sämtlichen technischen Aufbauten freigehalten.
Der Ateliertrakt wurde in Ziegelbauweise und einem hinterlüfteten, zimmermannsmäßigen Flachdach errichtet.
Das auf zwei Seiten über die Wasserfläche auskragende Wohngebäude und die Verbindungsbauteile zum Atelier wurden zur Gänze in Sichtbetonbauweise errichtet. Um dem optischen einheitlichen Erscheinungsbild zu entsprechen, wurden dem Beton Weißzement und weiße Kalkstein-Zuschlagsstoffe beigefügt.

Für die Wände - aus großformatigen zweischaligen Betonfertigteilen mit dazwischenliegender Dämmung - waren bereits in einem sehr frühen Stadium Angaben über Anordnung von Fugen, Nischenausbildungen und technischen Einbauelementen (E-Auslässe, Sanitäreinbauteilen, Beleuchtungskörper und Heizelementen) erforderlich. Fensteröffnungen mit abgeschrägten Leibungen stellten eine zusätzliche Herausforderung dar.

Die Fertigung der Ortbetondecke wurde aufbauend auf die Erfahrung von naturgetreuen Modellversuchen durchgeführt. Für eine möglichst glatte Untersicht - analog der Oberfläche der Fertigteile – wurden großformatige Holzschalungstafeln verwendet und diese entsprechend einem festgelegten Deckenfugenbild verlegt. In dieser Decke sind Einbauleuchten, Lichtkanäle und Vorhangschienen sowie Heiz- und Kühlschläuche eingelegt. Um keine durchdringenden Rostflecken zu erhalten, musste die Decke einschließlich Bewehrung und Betoneinbringung innerhalb eines sehr kurzen und niederschlagsfreien Zeitraumes eingebracht werden. Die Decke findet, thermisch getrennt, ihre Fortsetzung als seeseitige Terrassenüberdachung und stellt die Verbindung zum Atelier dar.

Die konsequente Materialwahl setzte sich in der Freiflächengestaltung des Atriums und in der Innenraumgestaltung fort. Die befestigten Flächen wurden als großformatige, monolithische Betonplatten mit maximaler Feldgröße ausgeführt.
Sämtliche Beläge im Innenraum des gedeckten Zugangsweges und der gedeckten Terrasse wurden als weißer Gussterrazzo mit grauen Rundkorn-Einschlüssen ausgeführt.

Einbaumöbel wie die Küche, die freistehende Dusche und die Badewanne wurden aus dem gleichen Material wie Wände und Decken angefertigt und bilden dominierende räumliche Akzente aus weißem Sichtbeton. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

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