Bauwerk

Montforthaus Feldkirch
Hascher Jehle, mitiska wäger architekten - Feldkirch (A) - 2014
Montforthaus Feldkirch, Foto: Svenja Bockhop
Montforthaus Feldkirch, Foto: Svenja Bockhop
27. Mai 2015 - vai
Die Sanierung des Montforthauses aus den 70er Jahren war nach eingehender Prüfung nicht mehr vertretbar, so entschloss man sich in Feldkirch für den Neubau eines Konzert- und Kongresshauses an derselben Stelle. Beim geladenen europaweiten Wettbewerb überzeugte der Entwurf von Hascher Jehle und Mitiska Wäger Architekten mit sensibler Modellierung des Volumens in das Altstadtgefüge. Nirgends eckt das neue Montforthaus an. Die beengte Situation im Bereich Ziegelhofgasse und Entenbachgasse wird aufgelöst, die denkmalgeschützte sieben Meter hohe Stadtmauer freigestellt, es entstehen neue Querverbindungen in den charmanten Gassen der Altstadt und zum Gymnasiumhof ein multifunktioneller Platz, der Haupteingang orientiert sich Richtung Rösslepark.

Die fließend-weiche Skulptur lässt rundherum die Ansichten gleichwertig wirken. Durch Abdrehen des Foyers aus der Bühnen-Saal Achse fügt sich die große Kubatur in die historische Altstadt ein. Auch in der vertikalen Staffelung wird auf Traufenhöhen der umliegenden Bauten Rücksicht genommen: Für den Bühnenturm und LKW Zufahrt nutzt man den Niveauunterschied zum Gymnasiumhof und er wird auch durch die Dachgastronomie eingebunden. Wo räumlich zulässig, schwingen die Außenwände zurück. Auch die vertikal gegliederte Natursteinfassade aus hellem Jurakalk gibt dem Gebäude noble Zurückhaltung. 1880 Nummern wurden für die 30 cm breiten Kalksteinstreifen vergeben und mittels genauem Fassadenplan versetzt. Die variierenden Fugen strukturieren die Fassade und erinnern an Wellen eines Vorhangs.

Großzügige Glasflächen markieren den Haupteingang, der unmittelbar in die freie Foyerlandschaft leitet. Ein über alle Geschosse zusammenhängendes Raumkontinuum mit Galerien, flexibel zuschaltbaren Mehrzweckflächen, vielfältigen Blickbeziehungen und einer riesigen Oberlichtverglasung, wird über die großzügige Treppenskulptur erschlossen. Weiße Kalkglätte (eine abwaschbare Spachtelung aus gebranntem Kalk, Olivenöl und Seife), Handlauf in weiß lasiertem Holz, auf der Unterseite LED Lichtbänder sind Materialisierungen der Umwehrungen; am Boden, fugenloser Betonterrazzo; Wände der Seminar- und Verwaltungsräume in weißem Anstrich. Nur der Große Saal ist außen wie innen mit Birnenholz verkleidet. Der im Galeriebereich zuschaltbare Kleine Saal bleibt golden gefärbt, die erdgeschoßigen Mehrzweckräume Bronze. Bodenbelag in diesen Räumlichkeiten ist einheitlich weißlicher Eichen-Stabparkett. Pop-Konzerte mit 3000 Leuten sind ebenso möglich wie Sprechtheater oder Orchesterkonzerte mit 1100 Sitzplätzen. Ausgeklügelte Akustikmaßnahmen mit schwenkbaren Elementen im Saal und im Oberbühnenbereich verschiebbaren Vorhängen, spielen alle Stücke. Auch wegen der mobilen Podesterie (außer Galerie) und Bestuhlung bleibt man flexibel.

Alle Erschließungen verlaufen an der Fassade, damit präsentiert sich das Haus lebendig nach außen, die Promenierenden haben wiederum freien Blick in die Stadt. Ein weiteres Hauptstiegenhaus mit Lift führt separat zur Gastronomie mit Dachterrasse. Diese wird vom Untergeschoß aus beschickt. Auch unter Tags ist das Montforthaus geöffnet, denn das Informations- und Ticketbüro des Stadtmarketings befindet sich seitlich des Haupteinganges.

Bei der Außenraumgestaltung hält man sich großflächig an die altstadttypischen Granitpflasterungen. Streifen und ein breiter Gürtel ums Montforthaus in glattem Basalt-Pflaster bieten Komfort für Rollstuhl, Kinderwagen und Stöckelschuhe. Der neu entstandene Montfortplatz mit Bauminseln und im Grün verschwindender Tiefgaragenabfahrt ist ebenfalls ein Markstein für die Innenstadtentwicklung Feldkirchs. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at