Bauwerk

Weiß auf Schwarz – Neubau Fahrschule Burgstaller
X ARCHITEKTEN - Mattighofen (A) - 2014
Weiß auf Schwarz – Neubau Fahrschule Burgstaller, Foto: David Birgmann
Weiß auf Schwarz – Neubau Fahrschule Burgstaller, Foto: David Birgmann
15. Juli 2015 - afo
Aufgabenstellung
1948 in Altheim gegründet, betreibt die Fahrschule „Ing. Kurt Burgstaller“ mittlerweile in dritter Generation Fahrschulen in Braunau und Mattighofen und darüber hinaus seit 2004 ein Fahrschulzentrum in Uttendorf.
Die angemieteten Räumlichkeiten am Stadtplatz von Mattighofen wurden zu klein und entsprachen vor allem nicht mehr dem zeitgemäßen Dienstleistungsanspruch des Fahrschulbetreibers. Ein Grundstück im Bereich der südlichen Stadteinfahrt direkt an der Salzburger Straße wurde angekauft und ein maßgeschneidertes Raumprogramm erstellt.

Konzept
Der landläufige Neubauansatz – ein Haus auf die grüne Wiese zu stellen – wurde entsprechend dem Inhalt der Bauaufgabe, das Vorbereiten junger Menschen auf den Straßenverkehr, konzeptionell invertiert.
Das Entwurfskonzept geht also von einem Bauplatz aus, der als erweiterter Bestandteil des Straßennetzes mit Asphalt überzogen ist, aus dem sich die geforderte Baumasse rausdrückt bzw. hochzieht und folgerichtig mit einer asphaltgrauen Oberfläche, samt weißer Straßenmarkierungen überzogen in Erscheinung tritt. Die daraus resultierende, sehr stark grafische Erscheinung des Gebäudes wurde in weiterer Folge zum Leitfaden für das gesamte „Corporate Design“ des Unternehmens. Vom Firmenlogo bis hin zu den Beklebungen der Fahrschulautos findet diese Architekturkonzeption seine logische und überaus konsequente Fortführung und führt zu einem sehr eindeutigen Gesamterscheinungsbild der Fahrschule.

Außengestaltung
Die Freiraumgestaltung und das äußere Erscheinungsbild des im Grundriss polygonalen, zweigeschoßigen Baukörpers bilden eine monolithische Einheit. Die an der Süd- und Westseite an das Gebäude anschließende Asphaltfläche zieht sich in Form eines asphaltgrauen Putzes übers gesamte Haus und nimmt dabei die grafisch abstrahierten, weißen Bodenmarkierungen mit. Die schmalen, raumhohen Fenster sitzen locker in den Fassaden verstreut.
Die Grünraumgestaltung wird durch zwei Hauptelemente bestimmt. Fünf verschieden große, scheinbar wahllos übers Grundstück verstreute Bäume spannen differenzierte Außenraumsituationen übers gesamte Grundstück. Die beiden langgezogenen Hecken fassen den Vorplatz subtil ein und verhindern so ein auslaufen des Außenraumes zur Straße bzw. zur östlichen Nachbarbebauung hin. Im südlichen und östlichen Bereich bildet das flächendeckende Lampenputzergras den Übergang zum angrenzenden Grünland hin.

Innere Organisation und Umsetzung
Die Zufahrt befindet sich am nordwestlichen Grundstückseck. Eine Einbahnvorfahrtsschleife ermöglicht eine fließende Vorfahrt der meist elterlichen Taxis.
Die Ankommenden gelangen von hier aus direkt zum Hauseingang, der sich durch einen Ausbiss in der ansonsten monolithischen Baumasse klar abzeichnet. Der Asphaltbelag des Parkplatzes zieht sich in Form eines schwarzen Linoleumbodens ins vollkommen verglaste Foyer weiter. Von hier kommt man auf direktem Weg linkerhand ins Büro bzw. geradeaus, vorbei am raumhohen Verbau mit integrierter Garderoben und Getränkeautomaten, zu den farblich gegenderten WCs. Im südlichen Bereich des Erdgeschosses befindet sich noch der Computerprüfungsraum und die über eine raumhohe Glastür direkt an den Innenraum angeschlossene Garage, sowie der über eine Tapetentür erreichbare Lager- bzw. Technikraum.
Vom Foyer aus gelangt man über eine großzügige, ebenso mit Linoleum bzw. dunklen Teppich belegten Treppen/Sitzlandschaft, deren Abtreppung sich auch an der Fassade als unterer Abschluss der Fixverglasung abdrückt, ins Obergeschoß.
Diese zweigeschossige Erschließungszone wird begleitet von einen mit CI-Gelb gestrichenen, „Hera-Design-Platten“ belegten Verbau der im Obergeschoß als Brüstung dient und drei Sitznischen im Gangbereich eingeschnitten hat. Dieses Möbel ist von allen Aufenthaltsbereichen aus zumindest ausschnittsweise zu sehen und bildet somit zugleich ein räumlich, wie gestalterisch verbindendes Element. Gemeinsam mit den Sichtbetondecken, den weißen Wänden und dem schwarzen Linoleumboden bzw. den Holzböden in Vortrags- und Besprechungsraum bildet es das klare und reduzierte Oberflächenkonzept des gesamten Hauses.
Im Obergeschoß gelangt man direkt von der Treppe in den Vortragsraum der über raumhohe Innenverglasungen, die das Fassadenöffnungsbild in Inneren wiederspiegeln, visuelle Kommunikation zum Gangbereich hin ermöglicht. Die vollflächig mit „Hera-Design-Platten“ belegte Wand im Rücken des Vortragenden dient zum Einen der Schallabsorption und zum Anderen sind darin zwei große, bündig versenkte Präsentationsbildschirme eingebaut. Über eine ebenso bündig eingebaute Tapetentür gelangt man direkt in eine Teeküche die nur durch eine kleine, freistehende Miniküchenzeile vom Besprechungsraum getrennt ist. Dieser öffnet sich wiederrum durch raumhohe Verglasungen hin zum galeriearten Gang bzw. zur eingeschnittenen Loggia, die zum Frischluftschnappen oder eben zur kleinen Rauchpause Platz bietet.
Text: Architekten

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