Bauwerk

Evangelische Kirche Mitterbach
Ernst Beneder, Anja Fischer - Mitterbach am Erlaufsee (A) - 2016
Evangelische Kirche Mitterbach, Foto: Konrad Neubauer
Evangelische Kirche Mitterbach, Foto: Konrad Neubauer
13. Januar 2017 - newroom
Die Kirche wurde im Jahre 1785 - damals noch als Bethaus - eingeweiht. Sie liegt mitten in den niederösterreichischen Kalkalpen und ist die älteste Evangelische Kirche in Niederösterreich. 1747 erfolgte ein Zuzug von evangelischen Holzknechten zur Zeit Maria Theresias vom Zisterzienserstift Lilienfeld gerufen, die unwegsamen Waldungen um den Ötscher mitten in den niederösterreichischen Kalkalpen zu roden und Holzernte einzubringen.

Seit Jahren sind Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten notwendig geworden. Im Jahre 2015 hat sich die Pfarrgemeinde dazu entschlossen, eine umfangreiche Sanierung des Innenraumes mit regionalen und ökologischen Baustoffen durchzuführen. Der ursprüngliche Bethausstil soll wieder klar erkennbar werden.

Die Maßnahmen zur Neugestaltung sind in der sachlichen Herangehensweise der ursprünglichen Konzeption motiviert und bauen auf Materialechtheit und schlichten, raumbetonenden, natürlichen Oberflächen.

Altarraum
Das um eine Stufe erhöhte Vorfeld des Altars wurde in das Langhaus vorgezogen und im Holzbodenbelag aus heimischen Lärchen betont. Dieses Feld mit dem zentral gesetzten Taufstein gibt den sakramentalen Handlungen (Abendmahl und Taufe) nun mehr Raum und Ort. Beim Altarraum finden sich die vorhandenen Gegenstände aus der Ursprungszeit: die Kanzel, die Engel aus „St. Johann in der Wüste“ und das Vortragkreuz. Der Eisenkunstguß stellt Gottvater und Christus auf der Weltkugel (M. 19. Jh.) dar und stammt aus der nahen Kunstgießerei Gußwerk.

Empore
Die 1970 weit nach vor gezogene Empore wurde rückgebaut und durch zwei Seitenemporen ergänzt. Zahlreiche Beispiele belegen ähnliche (a)symmetrische Anlagen von „Hufeisen“-Emporen in evangelischen Bethäusern und Kirchen. Die neue Anlage der Emporen gibt der Orgel wieder ihren gebührenden Stellenwert im Kirchenraum.
Die Tragkonstruktion der brückenartigen Emporen ist vom Dachstuhl abgehängt. Der Blick aus den Bankreihen im Kirchenraum wird somit nicht durch Stützen beeinträchtigt.

Die Flächen der Brüstungen sind transparent. In den Textfeldern sind die Namen der ersten Bekenner zum evangelischen Glauben aus dem Jahre 1782 eingearbeitet.

Eine Stiege wie früher im Innenraum verbindet die Empore nun direkt mit dem Altarraum. Die Fenster werden durch die Distanzierung und die Höhenlage der neuen Seitenemporen besser betont, der Lichteinfall insbesondere an der Südseite wird damit wesentlich verbessert.

Oberflächen
Die Holzoberflächen der bestehenden Ausstattung wurden auf ihren ursprünglichen Charakter zurückgeführt. So wurden die Lackschichten auf den grossen hölzernen Rahmen, der Kassettendecke, der Kanzel und den Sitzbänken entfernt. Nach restauratorischer Befundung wurden die Wände in den ursprünglichen hellen Farbton rückgeführt.

Boden und Decke
Das Niveau im Langhaus wurde durch das Aufbringen einer Dämmschicht und den neuen Holzboden erhöht, sodass vom Vorraum her nun kein Niveauunterschied mehr besteht. Der Dielenboden wurde aus heimischer Lärche hergestellt. Die Erhöhung zum Altarraum ist vorgezogen und auf eine Stufe verringert. Das Niveau der Sakristei ist auf die Höhe des Altarraumes angeglichen worden. Die Verkürzung des Kanzelzuganges eröffnet mehr Raum und Freiheit in den Nutzungsmöglichkeiten der Sakristei. Die Decke wurde im Dachraum gedämmt. Die beige Lackschicht der Holzkassettendecke wurde entfernt.

Haustechnik
Die gesamten Elektroinstallationen wurden erneuert. Die Beleuchtung erfolgt mit energiesparenden LED-Strahler von den Emporen aus. Im unteren Teil der Wände wurde eine Wandheizung eingebracht, die umweltfreundlich über eine Wärmepumpe mit Tiefsonden versorgt wird. Dämmung des Bodens mit Blähton und der Decke mit Altpapiereiblasdämmung. (Text: Ernst Beneder, Anja Fischer)

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