Zeitschrift

archithese 6.2007
Stadt & Shopping
archithese 6.2007
zur Zeitschrift: archithese
Herausgeber:in: FSAI
Verlag: niggli
Die Ära der Konsumkritik ist vorüber. Shopping ist kein Verhalten, dessen man sich zu schämen braucht. Im Gegenteil: Shopping gilt als eine Freizeitbeschäftigung, die – durch Publikationen wie Rem Koolhaas’ Harvard Guide to Shopping – beinahe kulturelle Weihen erhalten hat und für manche Menschen nachgerade zum Lebensinhalt avanciert ist.

Handel und Verkauf sind seit jeher Triebkräfte städtischer Entwicklungen gewesen, nicht erst im Zeitalter der Fussgängerzonen. Ob in der Antike oder im Mittelalter, in den Karawansereien der Wüste oder den Marktplätzen Afrikas: Siedlungen und Städte entwickelten sich als Orte des Austauschs von Produkten – und generierten als zunehmend sich verdichtende Agglomerationen jene Nachfrage, welche den Handel stetig ankurbelt.

Im Zeitalter der Globalisierung gewinnt die Logistik zunehmend an Bedeutung. Das Beispiel des amerikanischen Wal-Mart-Konzerns, der mit seinen Filialen zunächst die USA erobert hat, um seit einiger Zeit weltweit zu expandieren, zeigt die heutigen Strategien paradigmatisch. Offensiv eliminiert Wal-Mart zunächst die bestehende Geschäftsstruktur in zentralen Lagen, um dann seine Retail-Boxen an der Peripherie profitabel werden zu lassen.
Discount-Märkte am Rand der Städte, welche Kaufkraft aus dem Zentrum absaugen, stellen eines der heutigen Probleme dar. Doch die Alternative, Shopping- Malls in die Innenstädte zu implementieren, sind indes kaum eine probate Lösung, wie das neu eröffnete Einkaufszentrum Alexa nahe dem Berliner Alexanderplatz beweist.

Es gibt auch andere Strategien. Am Beispiel des Oostelijk Havengebiet Amsterdam, aber auch anhand der Initiativen von VW oder Benetton können Kees Christiaanse und Kerstin Höger nachweisen, dass grosse Firmen Städte für sich als Aktionsfläche nutzen– mit beiderseitigem Gewinn. Investitionen in die Stadt sind nachhaltiger als kurzfristige, teure Werbekampagnen.

Eine gebrandete Stadtlandschaft stellt die Strasse Omotesando in Tokio dar, an der nahezu sämtliche internationale Modelabels mit einem architektonisch aufwendig gestalteten Flagship-Store vertreten sind. Ein gegenläufiges Modell nutzt Comme des Garçons: Anstatt in kostenträchtige Immobilien zu investieren, werden temporäre Guerilla-Stores beliefert, die an der Schnittstelle zwischen Kommerz und Kultur operieren.

Eine ganz andere Form des Handels verkörpert der Mercato in Äthiopien, der grösste Markt Afrikas: Hier ist es gelungen, bestehende, zum Teil auch informelle Strukturen zu stärken und den Begehrlichkeiten des globalen Kapitals zu widerstehen. Redaktion

02 Editorial
18 Stadt und Shopping: Von Einkaufscentern, Flagship-Stores und Discount-Städtebau | Robert Kaltenbrunner
24 Alexa duldet kein Abschweifen: Eine innerstädtische Shopping-Mall in Berlin | Ulrich Brinkmann
26 Big Box Re-Tale: Logistik als urbanes Prinzip | Marc Angélil
32 Interview with Bill Correll, Architect of Wal-Mart | Jesse Le Cavallier
38 Corporate Architecture: Neue Konzepte für den Handel und ihre bauliche Materialisierung | Jons Messedat
40 Schwebende Box am Stadtrand: Intersport Hauptsitz Bern | Hubertus Adam
44 Kunst für Konsum: Architektur im Dienst des Shoppings in Tokio | Simone Korein
50 Corporate Urbanism and Sustainability: New Strategies of Branding | Kees Christiaanse, Kerstin Höger
54 Zwischennutzung als neoliberale Raumvermarktung: Das Prinzip Guerilla-Store | Friedrich von Borries
58 Dekonstruktive Corporate Architecture: Die BMW Welt in München | J. Christoph Bürkle
64 Mercato: Zwischen formellen und informellen Marktstrukturen | Marc Angélil

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