Zeitschrift

TEC21 2013|31-32
Station im Tunnel
TEC21 2013|31-32
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Naturgefahren wie Hochwasser, Lawinen, Bergstürze oder Hangrutschungen bedrohen seit Jahrhunderten Teile der Schweizer Bevölkerung. Bis in die Neuzeit erduldeten die Menschen diese Naturereignisse passiv und machten übernatürliche Mächte dafür verantwortlich. Man kannte meist nur lokale, wenig wirksame bauliche Abwehrmassnahmen, zur Alarmierung dienten Kirchenglocken. Die Entwicklung des Inge­nieurwesens im 19. Jahrhundert ermöglichte erstmals wirksame Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren. In jahrzehntelanger Arbeit sind unzählige Bauwerke und Verkehrswege geschützt und immense Schäden verhindert worden. Im 21. Jahrhundert wird nun die bisherige reine Gefahrenabwehr durch eine Risikokultur abgelöst.

Die höchsten Risiken bestehen in Städten mit hoher Bevölkerungs- und Sachwertdichte und mit stark beanspruchten Infrastrukturen. Aktuelle Modellrechnungen für Zürich zeigen dies exemplarisch: Schon bei geringfügiger Überflutung ist wegen der hohen Wertekonzentration mit gewaltigen Schäden zu rechnen, was die Stadt zum nationalen Klumpenrisiko macht («Wie viel ein Hochwasser in Zürich kostet»). Diese Erkenntnis kann sich in den nächsten Jahren in lokalen Objektschutzmass­nahmen, aber auch in höheren Versicherungssummen niederschlagen.

Ein hundertprozentiger baulicher Schutz vor Naturgefahren ist unrealistisch. Entscheidend ist deshalb eine rechtzeitige Warnung. Das setzt voraus, dass kritische Vorgänge, die zu Naturereignissen führen können, frühzeitig erkannt werden. Früher basierten die Gefahreneinschätzungen auf Beobachtung, Erfahrung und Intuition.

Erst die Einführung technischer Hilfsmittel zur Überwachung ermöglichte aus­reichende Vorwarnzeiten. Heute stehen Sensoren zur Verfügung, die Veränderungen kritischer Parameter als Vorboten von Naturereignissen erkennen, bevor den Menschen etwas auffällt, und die heutigen Kommunikationsmittel ermöglichen eine Alarmierung über grosse Distanzen («Elektronisch warnen»).

Im Gegensatz zu den relativ gut bekannten und auch modellierbaren Verhältnissen bei Hochwasser und Überschwemmungen sind die kritischen Parameter für die Auslösung von Hangrutschungen heute noch nicht vollständig erforscht. Für diese bedeutende Naturgefahr gibt es daher noch keine exakten Modelle und Prognosen, obwohl sie von grosser Bedeutung für die langfristige Sicherheit unserer Siedlungen und Infrastrukturen wären. Ein Schwerpunkt der aktuellen geotechnischen Forschung sind die Beziehungen zwischen Klimaveränderungen und der Gefährdung durch ­Rutschungen von instabilen Hängen («Warum Hänge rutschen»). Hoffentlich können die daraus gewonnenen Erkenntnisse rechtzeitig in die Praxis umgesetzt werden – wie es beim Umgang mit Hochwasser bereits der Fall ist.

Claudia Carle, Aldo Rota

05 WETTBEWERBE
Haus am Turm in Lenzburg

10 MAGAZIN
Über sieben Brücken | Kurzmeldungen | Leitbild Zürichsee 2050

16 ELEKTRONISCH WARNEN
Martina Sättele, Lorenz Meier
Ein Überblick über die verschiedenen elektronischen Warnsysteme und ihre Funktionsweise zeigt, wo welches System am besten eingesetzt werden kann.

20 WIEVIEL EIN HOCHWASSER IN ZÜRISCH KOSTET
Bernhard Kuhn, Dörte Aller, Jérôme Wider, Martin Detert
Das Hochwasserrisiko für die Stadt Zürich wurde lange unterschätzt. Eine Risikoanalyse ermittelte nun Ausmass und Verteilung möglicher Schäden.

23 WARUM HÄNGE RUTSCHEN
Christian Bommer, Hansruedi Schneider
Geotechniker an der Hochschule Rapperswil entwickeln physikalische Modelle, die aufzeigen, wie Rutschungen in instabilen Hängen durch Niederschläge ausgelöst werden.

27 SIA
Baugesuch: Achtung Naturgefahren! | Vernehmlassung Norm SIA 416/1 | Vernehmlassung Merkblatt SIA 2047 | Vernehmlassung NDP zu Eurocodes | Neue Vizepräsidenten SIA | SIA-Form Fort- und Weiterbildung | Entwicklung mit Bestand

33 PRODUKTE | FIRMEN
Geze | Gilgen Door Systems | Allega

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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