Zeitschrift

TEC21 2013|39
Stücheli weiterbauen
TEC21 2013|39
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die Bauwerke der Nachkriegsmoderne kommen auf den Prüfstand: Die Denkmalpflege fragt nach ihrer historischen Bedeutung, Eigentümer wägen Aufwand und Ertrag, Planer suchen nach Wegen, die Substanz zu modernisieren. Die Diskussion um die architektonische Spätmoderne hat begonnen. Sie ist umso wichtiger, als solche Bauten oft den Stadtraum bzw. das Ortsbild prägen, in der Öffentlichkeit jedoch nur selten als bewahrenswert wahrgenommen werden.

Werner Stücheli vertritt in diesem Heft die betroffene Architektengeneration. Von der Bürogründung 1946 bis zu seinem Tod 1983 schuf er knapp hundert Gebäude, die meisten in Zürich. Sein Werk ist exemplarisch für die Zeit von wachsendem Wohlstand und ungetrübtem Fortschrittsglauben. Das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH hat ihm 2002 eine Publikation gewidmet. Wer Zürich kennt, wird darin viele Bekannte entdecken, die sich ins Bild der Stadt eingeschrieben haben.

Im August ergänzte die Stadt Zürich das städtische Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte um Bauten und Gärten aus der Periode 1960 bis 1980. Darunter befinden sich auch drei Gebäude von Werner Stücheli: das Geschäftshaus an der Badenerstrasse 600, das Kantonale Tierspital Irchel und der Friedhof Schwandenholz in Seebach.

Gleichzeitig wird Stüchelis Bürogebäude der Swiss Re am
Mythenquai abgebrochen und ersetzt, und das Geschäfts- und Wohnhaus Enge am Tessinerplatz wird tiefgreifend umgebaut. In diesem Spannungsfeld zwischen Anerkennung als Bauzeuge, Totalumbau und Abbruch werden die Bauten der Nachkriegsmoderne heute verhandelt.

Was wird bleiben von dieser Architektur? Von den fein austarierten Raster- und Vorhangfassaden, ihren Aluprofilen und emaillierten Glasplatten? Von den offenen Raumfolgen zwischen strengen Stützenrastern? Von den schlanken, geschwungenen Formen der Fifties und der schweren Tektonik und rauen Direktheit der brutalistischen Experimente? Wie lassen sich die Qualitäten der Spätmoderne – dort, wo sie vorhanden sind – mit neuen Nutzungen und heutigen Anforderungen an Energieverbrauch und Komfort vereinen, ohne dass der Ausdruck dieser Bauten verloren geht? Die Beispiele im vorliegenden Heft zeigen, dass sich der Umgang mit diesem Erbe vorderhand auf einem schmalen Grat zwischen Zerstören und Retten, zwischen kunsthistorischer Verklärung und verunklärenden Eingriffen bewegt. Die architektonische Nachkriegsmoderne befindet sich gerade in jener historischen Phase, die Artefakte jeder Kulturepoche überstehen müssen – in der man Dinge ausrangiert, unmittelbar bevor sie wiederentdeckt und «Kult» werden. Je intensiver die Debatte, umso weniger Wertvolles dürfte auf der Müllhalde der Geschichte landen.

Ruedi Weidmann, Marko Sauer

05 WETTBEWERBE
Vor den Türen von Port

09 MAGAZIN
Bücher | Ins Heute geholt | 1 : 1-Modell auf Zeit | Schuchows Turm

16 SPÄTMODERNES ERBE – DAS BEISPIEL WERNER STÜCHELI
Marko Sauer
Die Gebäude aus der Nachkriegszeit stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Eine Übersicht zeigt Strategien anhand von Werken Werner Stüchelis.

18 DILEMMA AM MYTHENQUAI
Michael Hanak
An die ­Stelle von Werner Stüchelis Bau für Swiss Re aus dem Jahr 1969 tritt ein Ersatzneubau von ­Diener & Diener. Die Bauherrin musste wählen zwischen Kulturpflege und zeitgemässer Repräsentation.

22 RECICLING IN DER ENGE
Stephan Steger
Der «Engi-Märt» von 1987 zeigt als Spätwerk von Stücheli bereits deutlich brutalistische Züge. SAM Architekten aus Zürich bauen ihn um und erklären, was nach dem Umbau davon bestehen bleibt.

27 SIA
Revidierte Norm SIA 267 Geotechnik | ­«Grösse wird zurechtgestutzt» | ZN-Sitzung 3/2013 | SIA-Tage 2014: Last Call

32 WEITERBILDUNG | FIRMEN
MAS Nachhaltiges Bauen | Swiss Wood ­Innovation Network | BAFU | R & G Metallbau | Swisscom

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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