Zeitschrift

TEC21 2013|40
Baubiologie
TEC21 2013|40
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die Baubiologie ist eine relativ junge Disziplin. Erste baubiologische Vereinigungen entstanden in den 1970er-Jahren – zuerst in Deutschland, dann auch in der Schweiz. Sie waren eine Reaktion auf den damals entdeckten Zusammenhang zwischen den Schadstoffemissionen aus neuen industriellen Baustoffen und gesundheitlichen Beschwerden der Gebäudenutzer. Wichtigstes Ziel der Baubiologie ist das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen in ihrer gebauten Umwelt. Zur breiten Palette ihrer Massnahmen gehören auch solche, die nicht wissenschaftlich überprüfbar sind («Spezialisten für die dritte Haut»). Das hat der Baubiologie vor allem in der Anfangszeit den Ruf des Dogmatischen und Sektiererischen eingebracht. Heutige Baubiologinnen und Bau­bio­lo­gen gehen wesentlich offener und pragmatischer mit diesem Erbe um («‹Hauptziel ist das Wohlbefinden der Bewohner›») und erhalten ihre Ausbildung seit 1996 in einem Fachkurs mit eidgenössisch anerkanntem Abschluss. Im Licht der Nachhaltigkeitsdiskussion zeigt sich ausserdem, dass wichtige Aspekte der Baubiologie seit jeher nachhaltig sind – beispielsweise die Bevorzugung nachwachsender, lokaler Rohstoffe.

Als vor einigen Jahren in Zürich der Bau von Wohnungen für eine besonders empfindliche Bevölkerungsgruppe – Menschen, die unter Multipler Chemikalien-Unverträglichkeit (MCS) leiden – in Angriff genommen wurde, stand fest, dass das Gebäude hohen bauökologischen und biologischen Anforderungen genügen müsse: Die Betroffenen reagieren mit starken körperlichen Beschwerden auf geringste Mengen synthetischer oder natürlicher Schad- und Duftstoffe. Zwar sind schon verschiedentlich Gebäude für MCS-Betroffene gebaut worden, doch bisher waren sie auf die jeweiligen Bedürfnisse der künftig dort Wohnenden «massgeschneidert». Im Gegensatz dazu muss das Mehrfamilienhaus, das jetzt in Zürich Leimbach fertiggestellt wird, den Anforderungen verschiedenster Mieter mit dieser Krankheit gerecht werden. Dieses Ziel haben Bauherrschaft und Planer mit einer sehr umfassenden und dabei pragmatischen Vorgehensweise verfolgt. Einige Materialien, die nach gängiger baubiologischer Praxis als unbedenklich gelten, kamen nach Tests mit den Betroffenen nicht mehr in Betracht («Eine Frage – zwei Meinungen»). Andererseits kamen auch wissenschaftlich nicht abgestützte Methoden zum Einsatz, um wirklich alles zu tun, was zum Wohlbefinden der Bewohner beitragen könnte. Ob das gelungen ist, wird sich erst herausstellen, wenn die Mieter einige Zeit darin gewohnt haben.

Noch scheinen viele Betroffene skeptisch zu sein – die Nachfrage nach den 15 Wohnungen läuft eher schleppend an. Offenbar möchten die potenziellen Mieter erst selbst spüren, ob sie sich in den fertigen Wohnungen tatsächlich wohlfühlen.

Claudia Carle

05 WETTBEWERBE
Allein, aber nicht einsam

12 PERSÖNLICH
«Grüne Ökonomie? Eine Notwendigkeit!» | usic unterstützt Energiestrategie | Eine Frage – zwei Meinungen

15 MAGAZIN
Bücher | Max Schlup – Architekt

20 SPEZIALISTEN FÜR DIE DRITTE HAUT
Claudia Carle
Was tun Baubiologen? Eine kurze Einführung in Geschichte, Ziele, ­Arbeitsweise und Ausbildung.

21 «HAUPTZIEL IST DAS WOHLBEFINDEN DER BEWOHNER»
Claudia Carle, Tina Cieslik
Drei Baubiologen erläutern im Gespräch mit TEC21, wie sie vorgehen, wo sie ihre Funktion im Bauprozess sehen und warum der Anteil baubio­logischer Gebäude noch immer gering ist.

25 WOHNRAUM FÜR UMWELTKRANKE
Michèle Blätz Fleischli
In Zürich Leimbach entsteht ein Mehrfamilienhaus für Menschen mit Multipler Chemikalien-Unverträglichkeit (MCS), das hohe bauökologische und biologische Anforderungen stellte.

31 SIA
SIA-Form Fort- und Weiterbildung | Verloren im Substanzfetischismus | Vernehmlassung Merkblatt SIA 2024 | Beitritte zum SIA im
2. Quartal 2013 | Neue Mitarbeiterin Tragwerke

36 FIRMEN | PRODUKTE
SFS unimarket | Verband Schweizer Kalksandstein-Produzenten | Hexis | Qn’C | Sika

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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