Zeitschrift

TEC21 2013|46
Holz verbindet Holz
TEC21 2013|46
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Wenn heute von Holzbau die Rede ist, ist meistens noch etwas Metall- oder Kunststoffbau mitgemeint. Denn ohne ausgeklügelte Verbindungstechnik mit Metall- oder Kunststoffkomponenten – von Vollgewindeschrauben und Nagelplatten über Gewindestangen und Scharniere bis zu dreidimensionalen Knoten und Gelenken – lässt sich anscheinend kein anspruchsvolles Holzbauwerk realisieren (TEC21 23/2013).

Trotzdem sind traditionelle Zimmermannsverbindungen – wie Schwalbenschwanz oder Dübel – keineswegs obsolet geworden. Sie werden weiterhin in grossen Mengen verbaut, an den Hochschulen analysiert und perfektioniert («Einfache moderne Holzverbindungen») und von der Architektur neu interpretiert. Sie bieten im Vergleich zu Metall- oder Kunststoffverbindungen häufig Vorteile bezüglich Kosten, einfacher und sicherer Montage, Feuerwiderstand und nicht zuletzt auch Ästhetik – nicht immer werden Metall- oder Kunststoffkomponenten als Bereicherung eines sichtbaren Holztragwerks empfunden. Allerdings sind die traditionellen Verbindungen in den letzten Jahren auf eher kleine Konstruktionen beschränkt gewesen: Die Vorstellung, ein grosses, stark beanspruchtes Bauwerk, beispielsweise eine Forststrassenbrücke oder ein Sporthallendach, ohne metallische Komponenten zu bauen, dürfte selbst eingeschworenen Holzadepten unrealistisch erscheinen. Im heutigen grossmassstäblichen Holzbau befinden sich immer Metallteile an den Schlüsselstellen.

Dass das nicht zwangsläufig so sein muss, beweisen die eindrücklichen Holzbauten aus der vorindustriellen Zeit, etwa der Gebrüder Grubenmann. Das jahrhundertealte traditionelle Holzbauwissen, das diesen Meisterwerken zugrunde liegt, ist auch heute noch greifbar und aktuell. Anderseits besteht im Fernen Osten, insbesondere in Japan und China, eine mindestens ebenso alte und ehrwürdige Zimmermannstradition, die bis zum heutigen Tag beachtliche Bauwerke ohne metallische Komponenten erschafft («Das Ziehen der Säge»).

Im Zeitalter der Globalisierung wäre eine Synthese der unterschiedlichen reinen Holzbautraditionen eigentlich nahe liegend und verlockend. Der japanische Architekt ­Shigeru Ban hat den Spagat gewagt und mit dem in diesem Jahr fertiggestellten ­Tamedia-Verwaltungsgebäude nicht einfach eine Ikone der zeitgenössichen Archi­tektur geschaffen («Holz im Knopfloch»). Mit seiner Interpretation einer reinen Holztragkonstruktion haben die Holzbauer unter Nutzung modernster Fertigungstechnik die Machbarkeit und die technische Schönheit grosser metallfreier Holztragwerke demonstriert. So ist es vielleicht nicht ganz abwegig, beispielsweise an eine zukünftige west-östliche Holzbrücke ganz ohne metallische Komponenten zu denken.

Dr. Aldo Rota, Marko Sauer

05 WETTBEWERBE
Nachwuchsteam gewinnt in Muttenz

9 MAGAZIN
Kurzmeldungen | Achterbahnlandschaft aus Holz | Schweizer Cleantech für die USA

16 EINFACHE MODERNE HOLZVERBINDUNGEN
Robert Jockwer, Andrea Frangi
Holzver­bindungen ohne Metalle und Klebstoff sind ­einfach, funktional, sicher – und schön.

18 DAS ZIEHEN DER SÄGE
Urs Meister
Die jahrhundertealte japanische Zimmermannskunst fasziniert europäische Handwerker und Architekten, besonders heute: Einblicke in eine von Sorgfalt und Achtsamkeit geprägte Holzbaukultur.

23 HOLZ IM KNOPFLOCH
Christoph Meier
Das erste Bauwerk Shigeru Bans in der Schweiz ist auch das grösste Bürogebäude in Holzbauweise. Und es ist, ohne Metallteile, «nur» zusammengesteckt.

27 SIA
Beschäftigungsausbau geht weiter

33 PRODUKTE | FIRMEN
Knauf | CO2-Bank Schweiz | Werner Keller | Nicabambu | Peikko

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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