Zeitschrift

TEC21 2013|49-50
Campus Epfl
TEC21 2013|49-50
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die berühmte grüne Wiese ist Fluch und Segen zugleich. Ihr Potenzial ist ein Neubeginn ohne Einschränkung, ihr Defizit die fehlende Umgebung, an der man sich orientieren könnte. Diese Situation trafen die Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und die Universität von Lausanne in den 1970er-Jahren an, als sie auf das grosse Gelände nach Dorigny zogen. Sie verliessen die Stadt, weil die Gebäude im Zentrum eng geworden waren und das Wachstum hemmten. Zudem waren die Studentenunruhen von 1968 noch in frischer Erinnerung – als willkommener Nebeneffekt konnten die aufmüpfigen Studierenden aus dem Zentrum verbannt werden.

Vor den Toren von Lausanne fanden die beiden Institutionen genügend Platz, um sich weiterzuentwickeln. Die Uni Lausanne bettete sich in die Landschaft ein, die EPFL schuf mit ihrem Campus eine kleine Stadt – allerdings ohne städtisches Programm. Als Resultat einer modernistischen Planung blieb der Campus der EPFL lange Zeit monofunktional. Auf dem Gelände wurde ausschliesslich studiert, nach dem Ende der Vorlesungen blieb das Areal verwaist: Wohnen und Einkaufen war in dieser Stadt der Studierenden nicht vorgesehen. Die planerische Basis bildet ein strenger Raster, an dem sich die Hochschule immer wieder rieb. Denn im Zug seiner Entwicklung nahm der Campus den Zeitgeist auf: Das Gelände der EPFL erscheint heute als Flickenteppich aus Artefakten verschiedener Architekturepochen («Raster und Punkt»). Nachdem sich über 45 Jahre lang jede Etappe von der vorigen distanzierte, scheint nun der Moment gekommen, eine Synthese zu wagen. Drei Projekte von Dominique Perrault vermitteln zwischen den verschiedenen Epochen («Tout est à inventer»).

Die strenge funktionale Trennung wurde bereits aufgeweicht. Den Anfang machte 2010 das Rolex Learning Center von Sanaa. In seinem einzigartigen Innenraum ­tummeln sich nicht nur Studierende – die Bewohnerinnen und Bewohner aus den umliegenden Wohnquartieren haben ihn für sich entdeckt. Und auch das Swiss Tech Convention Center («Urbane Inszenierung» und «Facettenreiches Tragwerk»), das im April 2014 eingeweiht wird, bietet etwas für seine Nachbarn: Zum Projekt gehört ein Wohnheim, das die Umgebung belebt; die Geschäfte am angrenzenden Platz sind bereits eröffnet und werden von den Quartierbewohnern und den Studierenden rege besucht. Der Campus der EPFL beginnt sich allmählich als Stadt zu gebärden.

Marko Sauer

05 WETTBEWERBE
Kleiner Drache mit grossem Kamm

08 MAGAZIN
Energiedeklaration von Lüftungen | Wie viel Raum für die Biodiversität?

14 PUNKT UND RASTER
Marko Sauer
Der Campus der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne wurde in drei Etappen erstellt. Architektonisch hat jede ihre Spuren hinterlassen.

17 TOUT EST À INVENTER
Marko Sauer
Eine Hochschule prägt mit ihren Gebäuden die Wahrnehmung – regional und global. Wie geht die EPFL mit dieser Herausforderung um?

20 URBANE INSZENIERUNG
Christophe Catsaros
Das neue Swiss Tech Convention Center bereichert den Campus. Es bringt ein Stück Stadt in die Agglomeration.

23 FACETTENREICHES TRAGWERK
Jacques Perret et al.
Unter dem Riesendach des Kongresszentrums sammeln sich einige Erfindungen. Die Ingenieure berichten.

29 SIA
SIA-Form Fort- und Weiterbildung | Vakanzen | Rekursfrist Publikationsfreigaben | ­Stellungnahme zur Umsetzung des neuen Raumplanungsgesetzes

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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