Zeitschrift

tec21 2006|27-28
Kleinode
tec21 2006|27-28
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Eine Ode auf das Kleine

Das Wort «Kleinod» hat sich etymologisch auf ähnliche Weise gebildet wie Einöde (aus «einsam», «allein»), nämlich aus der Substantivierung von «klein». Dass «Einöde» und «Kleinod» eine Art von gemeinsamem Nenner haben, darüber allein liesse sich trefflich spintisieren.

«Kleinod» mit Architektur in Verbindung zu bringen ist durchaus nahe liegend. Die westgermanische Adjektivbildung aus der Wurzel «glei» bedeutete nämlich – auf den Hausbau bezogen – «verschmiert, verputzt, poliert». «Kleinod» lässt sich auch mit «Bijou» oder «Juwel» assoziieren – auch wenn es nicht glänzt, wie der Speicher am Schallenbergpass oberhalb von Thun im Bild oben illustriert. «Kleinod» ist das «Kleine, ganz gross» – etwas Wertvolles.
Dennoch fällt es der bescheidenen Dimensionen wegen oft durch die Maschen des Netzes, mit dem Objekte auf der Redaktion einer Architekturzeitschrift gesiebt werden. Doch das eine oder andere verhakt sich...

Einer Ode auf das Kleine sind die drei Objekte von Astrid Staufer und Thomas Hasler, von Vogt Landschaftsarchitekten und von Sollberger & Bögli würdig. Gemeinsam ist den dreien – dem Schirm, der Schale und dem Schrein –, dass es spezielle Schutzbehältnisse sind: ein Schild vor Sonne und Regen, ein Gefäss für Pflanzen, eine Hülle für Schriften und Bücher.

Sollberger & Bögli haben ein Schmuckkästchen von einem Bücherschrein geschaffen, der erst bei näherem Hinsehen sein «armes» Material, die Spanplatten, enthüllt. Vogt Landschaftsarchitekten haben die Üppigkeit einer verwilderten Landschaft in Behälter «abgefüllt», und Astrid Staufer und Thomas Hasler haben ein Schutzdach errichtet, dessen Minimalismus nicht Attitüde, sondern Angemessenheit ist. Und noch etwas verbindet die drei Interventionen: dass sie auf archaische oder zumindest historische Bilder zurückgreifen. Die Bibliothek, deren Holzblätter golden schimmern, verweist auf die mit Gold überzogene Akazienholztruhe der Bundeslade, die Pflanzschalen auf das Paradies und die Pausendächer auf den Regenschirm, dessen erste schriftliche Erwähnung um 802 datiert, als der Abt Alcuin von Tours dem Bischof Arno von Salzburg einen solchen mit den Worten sandte: «Ich sandte dir ein Schutzdach, damit es von deinem vereehrungswürdigen Haupte den Regen abhalte.» Rahel Hartmann Schweizer

Schirm
Hansjörg Gadient
Astrid Staufer und Thomas Hasler haben in Frauenfeld die Frage nach einer Pausenhalle neu gestellt und eine andere Antwort gefunden: Um vor Wind und Wetter zu schützen, braucht es nichts als ein Dach.

Schale
Hansjörg Gadient
Die Intervention von Vogt Landschaftsarchitekten ist eine der traurigsten Arbeiten der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur und gleichzeitig ein von Hoffnung getragener Kommentar zu unserem Naturverständnis.

Schrein
Rahel Hartmann Schweizer
Man fühlt sich an die Seiten eines antiken, etwas vergilbten aufgeschlagenen Buches erinnert: die Verkörperung einer Bibliothek von Ivo Sollberger und Lukas Bögli.

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