Award

ZV-Bauherrenpreis 2013
Architekturpreis - ZV der ArchitektInnen Österreichs - Salzburg (A)
Organisation: ZV der ArchitektInnen Salzburg
Preisverleihung: 4. Oktober 2013

Des Bauherrn Mut hat seinen Preis

Die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs hat zum 47. Mal den Österreichischen Bauherrenpreis vergeben

5. Oktober 2013 - Wojciech Czaja
Was wären die Architekten ohne die Bauherren? In den meisten Fällen unterbeschäftigt und arbeitslos. Um genau diese ehrenvolle und oft im Äther der gestalterischen Kunst vergessene Rolle der Bauherren zu würdigen, vergibt die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (ZV) seit 1967 Jahr für Jahr den Bauherrenpreis. Am Freitagabend wurden in der Salzburger Event-Location republic jene sieben Auftraggeber gewürdigt, die es unter den insgesamt 90 eingereichten bzw. 30 nominierten Projekten auch heuer wieder in den Olymp der österreichischen Vorzeigebauherrschaft schafften.

„Ein Architekturprojekt ist immer das Resultat vieler engagierter Projektbeteiligter, die alle an einem Strang ziehen, und niemals nur das Produkt eines einzelnen Planers oder Architekten“, sagt Marta Schreieck, Präsidentin der ZV Österreich. „Daher ist es für uns wichtig, auch die Vision und den Mut der Bauherren auszuzeichnen.“

Prämieren wolle man in erster Linie jene Projekte, die nicht nur auf Funktionalität, Schönheit und Image bedacht sind, sondern darüber hinaus auch einen wie auch immer gearteten Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Schreieck: „Immer mehr Bauherren nehmen in ihrer Rolle eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung wahr. Diese Menschen und Unternehmen verdienen es, entsprechend gewürdigt zu werden.“

Unter den nominierten Bauherrenprojekten 2013 befinden sich Wohn- und Bürohäuser, Gewerbebetriebe, Kultur- und Bildungsbauten sowie erstaunlich viele Infrastrukturprojekte, etwa Feuerwehrstationen, Justizgebäude und medizinische Einrichtungen. „Besonders freut mich, dass es nicht nur private Wohnhäuser sind, die architektonische Aufmerksamkeit erregen, sondern immer häufiger auch öffentliche Bauten und mittelständische Betriebe“, meint der Berliner Architekt Arno Brandl-huber, Mitglied der Jury.

Eines der größten heuer ausgezeichneten Projekte ist der umgebaute und erweiterte Firmensitz von Meiberger Holzbau in Lofer. Das Salzburger Unternehmen bekam eine umfassende Schönheitskur verpasst, was so viel bedeutet, dass das bisher heterogene Konglomerat aus Produktionshalle, Bürobau und integriertem Supermarkt eine neue homogene Handschrift erhielt. Architekt Tom Lechner (LP architektur) schuf ein Kleid aus rhythmischen Holzlamellen, und sogar ein Zubau mit acht Mietwohnungen für die Mitarbeiter des Unternehmens hat Platz gefunden.

Maximum für die Mitarbeiter

In den Büroräumen, ein anfänglicher Wunsch des Bauherrn, sind sämtliche Oberflächen und Möbel aus Weißtanne - ohne Lack, ohne Öl, sägerau. „Holz ist unser täglich Brot“, sagt Geschäftsführer Walter Meiberger. „Daher war klar, dass wir für unsere Mitarbeiter das Maximum rausholen wollten, was dieser Werkstoff in puncto Nachhaltigkeit, Ökologie und räumlicher Qualität zu bieten hat.“ Auch die internen Betriebsabläufe wurden durch den Umbau optimiert.

Beim Agrarbildungszentrum Salzkammergut in Altmünster, einem Projekt für die Landesimmobiliengesellschaft (LIG), handelt es sich ebenfalls um einen Erweiterungsbau. Die Vorarlberger Architekten Fink Thurnher bauten rund um den massiv gebauten Bestand einen riesigen Holzleichtbau-Vierkanter und schufen auf diese Weise Platz für neue Klassenzimmer, technische Ausbildungsräume wie etwa Tischlerei, Molkerei und Fleischerei sowie Turnsaal und Verwaltung. Die Besonderheit dabei: Sämtliche Oberflächen im Schulbereich - von Boden über Wand und Decke bis Möbel - sind auch hier in unbehandelter Weißtanne ausgeführt.

„Dieses Schulgebäude ist zwar ökologisch, aber dieser Aspekt ist keineswegs aufdringlich“, meint Schuldirektorin Barbara Mayr. „Das, was man als Nutzerin mitkriegt, ist pure Gemütlichkeit. Ich bin sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist, unseren Schülerinnen und Schülern in diesem Haus ein modernes, zeitgenössisches Bild der Arbeitstätigkeiten im primären Sektor zu vermitteln.“ Der Bauherrenpreis ist nicht die erste Auszeichnung, die dieses Projekt erhielt. Schon im Februar des heurigen Jahres wurde das Agrarbildungszentrum mit dem „Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet.

Ausgezeichnet wurden außerdem die Stadt Wien und der Krankenanstaltenverbund (KAV) für das von Riepl Kaufmann Bammer geplante Pflegewohnhaus Liesing, ein schönes Wohnhaus mit mehr als 300 Betten, das mehr an ein Hotel denn an ein Geriatriezentrum erinnert; das Malerehepaar Peter und Dorli Krawagna für sein Ateliergebäude am Wörthersee (Arch. Reinhold Wetschko); der gemeinnützige Bauträger Buwog für seinen Wohnbau in Wien-Donaustadt von Alexander Schmoeger und Köb & Pollak Architektur; die Vorarlberger Gemeinde Altach für den partizipativ geplanten Islamischen Friedhof von Bernardo Bader; sowie die Gusswerk Event GmbH für das erweiterte Gusswerk-Areal in Salzburg (Strobl, LP architektur, CS-architektur, hobby.a, der Standard berichtete).

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