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Sascha Bradic – zurückgeben
Sascha Bradic – zurückgeben © NMPB Architekten
„Grundsätzlich könnte man sagen, dass die Architektur immer etwas wegnimmt. Sobald gebaut wird, steht ein Volumen da und die Leere verschwindet. Auf dieser Metaebene könnte man der Architektur eine aggressive Haltung zuschreiben. Umso vorsichtiger sollte die Herangehensweise bei den Konzepten mit dem Ort, dem Kontext sein. Zurückgeben oder Freilassen, dass sind für mich Fragen und Phänomene, die in meiner Arbeit immer wieder auftauchen. Jedes Projekt gibt etwas an die Umgebung, an die Gemeinschaft zurück. Bei der Fachhochschule St. Pölten haben wir zum Beispiel durch die großzügige Auskragung des Obergeschoßes eine Art öffentliche Promenade angelegt, die alle Passanten ganz selbstverständlich benutzen. Diese Schwelle, dieser interaktive Dialog von Stadt und Haus, das ist es, was mich besonders interessiert. Auch im Böheimkirchener Bürgerzentrum ist es gelungen durch eine vertikale Erschließung innerhalb des Gebäudes den Höhenunterschied zwischen Marktplatz und Kirche zu überwinden und mit der neuen Verbindung den Ortskern aufzuwerten.

Solche Übergänge sind wesentlich, denn dort entsteht die Stadt. Aktuell wird deutlich, dass diese Räume eigentlich fehlen, bzw. anders zu besetzen oder aufzuwerten sind. Was Architekten zurückgeben oder freilassen hat gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen. Die Erkenntnisse aus der Krise werden den Umdenkprozess vorantreiben und der Verdichtung Freiräume, die keine Funktionen haben, gegenüberstellen. Wir befinden uns jetzt in einer wichtigen Vorbereitungsphase, denn die Veränderungen in der Architektur fangen mit dem Umdenken an.“

Sascha Bradic, geb. 1965, NMPB Architekten, Wien. Die Schwelle zwischen öffentlichem und privatem Raum ist entscheidend für die Qualität von Geben und Nehmen beim Bauen. Für den Architekten entsteht in diesem Zwischenraum die Stadt.
freilassen – zurückgeben – bewegen, das sind die Impulswörter der ersten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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