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Tom Lechner – beständig
Tom Lechner – beständig © LP Architektur
12. Januar 2021 - Martina Pfeifer Steiner
„Die Entwicklung unseres Büros hat im weiteren Sinne auch mit Beständigkeit zu tun, und dass ich nach dem Studium aufs Land zurückkehrte, wo meine Wurzeln sind. Schon als junger Architekt habe ich mich daher früh sehr intensiv mit der bäuerlichen Alltagsarchitektur, der Bautradition und dem Handwerk auseinandergesetzt. Ich versuchte immer mit den notwendigen Mitteln angemessene Antworten auf den Ort zu finden, und zwar mit inhaltlichen und nicht rein formalistischen Ansprüchen. Mein Gegenüber – Entscheidungsträger, Bürgermeister, private Bauherren – konnte ich nur mit solchen Argumenten und Beschreibungen überzeugen und so vermitteln, dass zeitgemäße Architektur sehr wohl Teil einer Tradition ist und auch immer war. In den 20 Jahren meiner beruflichen Tätigkeit hat sich die Bautechnik extrem weiterentwickelt, und als Architekt muss man selbstverständlich die Fortschritte z.B. im Holzbau nutzen, doch das ursprüngliche Handwerk darf dabei nicht vergessen werden. So hat das einfache, bodenständige Konstruieren in Holz nichts mit Nostalgie zu tun, sondern mit Bewusstsein der Aufgabe und dem Material gegenüber. Wer baut, findet immer eine Bestandsituation vor. Wir fokussieren uns daher bei jeder Aufgabe auf eine gute Analyse, einen guten Entwurf und dann auf ein gutes Detail, das wirklich aus dem Handwerklichen generiert wird. Das bedeutet auch wieder Beständigkeit, nämlich: Materialien und Handwerk aufrechtzuerhalten bzw. weiterzutragen, so wie es auch für Generationen vor uns selbstverständlich war.

Was können wir den nächsten Generationen zum Thema Baukultur hinterlassen? Eine wichtige Frage und eine unglaublich große Verantwortung. Die Entwicklung zur Wegwerfgesellschaft wird immer gravierender, es geht nur noch um die Kosten, und die Rentabilität wird immer kurzfristiger gerechnet. Wir als Architekturschaffende müssen uns doch so gut es geht sicher sein, dass wir den Ort, an dem wir arbeiten dürfen, zumindest nicht zerstören. Qualitäten drängen sich nicht unbedingt in den Vordergrund, sondern sie existieren einfach, und wenn Architektur genügend Raum für den Menschen bietet, dann ist das eine richtig kraftvolle Symbiose, die weit über die Ästhetik hinausgeht.“

Tom Lechner, geb. 1970, LP Architektur, Altenmarkt im Pongau, Salzburg. Bei der Erweiterung eines alten Bauernhofs war Sensibilität und das Bewusstsein über baukulturelle Heimat und Tradition Voraussetzung um eine angemessene Antwort auf den Ort zu finden und dem Bauherrn, der sich der Erhaltung von gefährdeten Nutztierrassen wie Alpinen Steinschafen oder Pinzgauer Ziegen widmet, die Arbeit zu erleichtern.
beständig – reichhaltig – wegweisend, das sind die Impulswörter der dritten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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