Harald Gründl: "Offenes Design"!

Schon vor 40 Jahren wurden in einer Wiener Ausstellung negative Auswirkungen auf Umwelt und Mensch thematisiert. Seither ist unser ökologischer Fußabdruck noch deutlich größer geworden. Und jetzt? Hoffnungsträger „offenes Design“.

Vor 40 Jahren fand im Bauzentrum im Garten des Palais Liechtenstein die Ausstellung „Schluss mit der ewiggestrigen Zukunft. Umdenken – Umschwenken“ statt. Organisiert wurde die Ausstellung von der Arbeitsgruppe Alternative (AGA), einem Verein, der von Studierenden und Assistenten Wiener Hochschulen sowie an der Umwelt Interessierter ins Leben gerufen worden war. Der Verein sollte als Plattform für alternative Ideen dienen und der Öffentlichkeit einen Anstoß zu einem Umdenken geben. In der Kritik standen zerstörerische Lebensformen, die negative Auswirkungen auf Umwelt und Mensch haben. Der Blick zurück lohnt, da viele gute Ideen noch immer nicht umgesetzt sind. Auch muss das appellative „Umdenken – Umschwenken“ mit Nachdruck wiederholt werden. Unser ökologischer Fußabdruck ist seit damals um 50 Prozent angestiegen und beträgt die eineinhalbfache Biokapazität – Tendenz steigend.

Die Ausstellung, die 143 Beiträge aus Österreich, Deutschland und der Schweiz umfasste, war Statement für eine alternative Designauffassung der späten 1970er-Jahre. Staffeleien aus Dachlatten für die Beiträge, Kaffeesäcke als Bodenbelag und Ziegel als organische Wegführung demonstrierten die Wichtigkeit von Recycling, aber auch einfachere Adaptierbarkeit der als Wanderausstellung konzipierten Schau. Die rohe Materialverwendung diente wohl auch zur Abgrenzung gegenüber dem Plastikenthusiasmus einiger Zeitgenossen in Kunst, Architektur und Design dieser Jahre. Damals wie heute trägt diese wenig zum Entkräften ästhetischer Vorurteile gegenüber Weltverbesserungsalternativen bei. Die AGA beauftragte Maria Auböck, heute emeritierte Professorin für Gestalten im Freiraum, mit der Durchführung der Ausstellung und Karl-Heinz Marenke mit dem Katalog und der Umsetzung eines Symposiums. Den Inhalt des mehr als 200 Seiten starken Ausstellungskatalogs verantwortete Christian Thalhammer; dieser lässt an den zur selben Zeit erscheinenden einflussreichen „Whole Earth Catalogue“ denken. Robert Jungk, Pionier der Umwelt- und Friedensbewegung, Gründer des Instituts für Zukunftsfragen und später Präsidentschaftskandidat der Grünen, war Starredner eines vierwöchigen begleitenden Symposiums.

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