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anthos 2017/02
Räume für Bewegung
anthos 2017/02
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Wenn Normen und Vorlieben aufeinandertreffen

BMX und Skateboarding sind etablierte Sportarten und die Nachfrage an qualitativ hochwertigen Sportanlagen steigt. Da Planung und Durchführung der Bauprojekte viel Wissen und Erfahrung erfordern, ist eine Begleitung durch Fachplaner und eine Ausführung durch spezialisierte Firmen unbedingt angeraten.

26. Mai 2017 - Ralf Maier
Rollsportanlagen können in ihrer Gestaltung, Materialität und Grösse völlig unterschiedlich beschaffen sein. Daher ist es schon in den frühen Stadien der Konzeption notwendig, die verschiedenen potenziellen Nutzer*innengruppen in den Planungsprozess zu integrieren, um deren Wünsche und Anforderungen zu berücksichtigen. Während mehrerer Workshops wird dann der Entwurf gemeinsam erarbeitet. Neben dem eigentlichen Entwurf dienen Skizzen, 3D-Animationen und/oder gebaute Modelle als Diskussionsgrundlage für Planer, Nutzer und Bauherren.

Normen und Richtlinien

Skate- und Bikeparks sind keine Spielplätze, sondern Sportanlagen. Dementsprechend gelten alle Sportplatznormen sowie die entsprechenden sicherheitstechnischen Anforderungen.

Besonders wegweisend ist das 2016 – nach mehrjähriger, intensiver Arbeit – erschienene Regelwerk «Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Skate- und Bikeanlagen» der deutschen Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL). Diese gibt Städten und ­Gemeinden einen Überblick und zeigt auf, welche unterschiedlichen Anlagetypen existieren, wie diese ausgeprägt sein können und welche Nutzergruppen es gibt. Von der Erklärung einzelner Skateelemente bis zur beispielhaften Erläuterung von Lärmgutachten werden dort alle wichtigen Grundlagen erläutert.

Normen und Regelwerke sind wichtig, um allen Beteiligten Planungssicherheit zu geben, sie dienen ausserdem als Argumentarien beispielsweise für das Ausmass und die Anordnung einzelner Elemente einer Anlage. Im Kontrast dazu steht der Skate- und Bikesport selbst: Skaten hat eine dynamische Szene, die immer wieder neue Trends erschafft. Dementsprechend sollen Skateparks auch immer etwas Modernes und vor allem Individuelles sein. Ursprünglich ging man mit seinen Freunden einfach dort zum Skaten, wo man für sich die grössten Herausforderungen sah; vorhandene bauliche Anlagen wie Vorzonen von Museen oder längere Treppenläufe wurden dafür zweckent­fremdet. Diese weiterhin bestehenden Ansprüche an Abwechslung und unterschiedliche Schwierigkeits­grade mit festen Normen in Einklang zu bringen, braucht jahrelange Erfahrung.

Bauen im Ausland

Besonders im aussereuropäischen Ausland bedürfen Bauprojekte einer besonderen Herangehensweise. Nicht zuletzt, weil man in anderen Kulturen häufig auf andere Denk- und Arbeitsweisen trifft. Damit eine gute Zusammenarbeit entstehen kann, sind Improvisation und Flexibilität wichtig. Dennoch kann dann trotz intensiver Absprachen im Vorfeld die Realität anders aussehen: Was für Einheimische oft logisch und völlig selbstverständlich ist, ist für Aussenstehende nicht immer klar.

Bereits 2009 konnten wir die erste Anlage in ­Afghanistan zusammen mit «skate-aid» der Titus-Ditmann-Stiftung realisieren. Die Stiftung des «Vaters der deutschen Skateboard-Szene» ist spezialisiert auf Entwicklungshilfe im Kinder- und Jugendbereich und versucht zu vermitteln, dass Sport und Bewegung das Selbstbewusstsein fördern und dazu beitragen können, Konflikte friedlich zu bewältigen.

In Kooperation mit skate-aid folgten weitere Projekte, darunter 2011 ein Skatepark in Dodoma, Tansania, an einem Ausbildungszentrum der weltweiten Jugendhilfe Don Bosco Mondo. Zusammen mit Basketball- und Fussballfeldern findet die Anlage grossen Anklang bei allen Kindern und Jugendlichen der Umgebung.

Im Laufe der Jahre waren wir an der Erstellung weiterer Skateparks beteiligt, in Kigali, Ruanda oder Bethlehem, Palästina. Dort entstand der Skatepark im örtlichen SOS-Kinderdorf. Die Kinder der 14 SOS-Familien haben somit seit 2015 nicht nur einen neuen Spielplatz, sondern dazu noch einen farbenfrohen Skatepark. Diesen durften sie sogar mitgestalten und haben ihn zusammen mit AptART (awareness and prevention through art, einer Vereinigung von Artisten und Aktivisten) mittlerweile schon zwei Mal bemalt.

Aktuell planen wir, nach dem 2015 eröffneten Skatepark in Panna, Indien, einen zweiten Park für das nahegelegene Dorf Janwahr. Die Kinder von Janwahr Castle, wie der erste Park genannt wird, verbringen mittlerweile einen Grossteil ihrer Freizeit mit Skaten und so ist der erste ländliche Skatepark Indiens bereits zu klein geworden.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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