Award

ZV-Bauherrenpreis 2017
Bauherrenpreis - ZV der ArchitektInnen Österreichs - Wien (A)
Preisverleihung: 17. November 2017

Offen für das Besondere

Bauherrenpreise

Eine Bank, drei Kirchen und eine Brücke auf Wolke sieben: Seit 50 Jahren vergibt die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs den Bauherrenpreis. Das heurige Best-of.

18. November 2017 - Franziska Leeb
Für fast 300 Bauten wurden seit 1967 Bauherrenpreise vergeben. Mancher ist heute vergessen, einige sind verändert oder nicht mehr erhalten, wie Hans Holleins Verkehrsbüros, manches ist vernachlässigt oder von der Zerstörung bedroht, wie das Kongresszentrum Bad Gastein von Gerhard Garstenauer oder die Schule am Kinkplatz von Helmut Richter. Auch daran sei erinnert, wenn wir die verdienten Bauherren der Gegenwart würdigen. 82 Einreichungen wurden heuer im Lauf des Sommers von Nominierungsjurys besichtigt, maximal drei Bauten pro Bundesland vorgeschlagen, die im Sinn der Auslobung als „exzeptionelle Lösungen, realisiert in intensiver Kooperation von BauherrInnen und ArchitektInnen“ eingestuft wurden. 23 Nominierungen waren es schließlich, die wir – TU Wien-Professorin Tina Gregorič aus Ljubljana, Architekt Richard Manahl und die Autorin – auf der Agenda einer viertägigen Tour durch Österreich hatten. Zu Beginn der Reise stand die Frage: Wodurch sollen sich die Bauherrenpreise aus dem Kreis der bereits Auserwählten hervorheben? Nicht nur nach regionalen Maßstäben sollen es herausragende Beiträge mit Strahlkraft sein, auch im internationalen Vergleich müssen sie bestehen können, so unser Konsens.

Sechs wurden es schließlich, davon vier an dieser Stelle in der Vergangenheit bereits besprochen: der Erste Campus in Wien, wo sich eine Bank nicht mit Logos und Firmenfarben in Szene setzt, sondern mit einer städtebaulich klugen Konfiguration, einer großzügigen, öffentlich zugänglichen Mall mit hohem Aufenthaltswert und besten Konditionen für alle Arbeitsplätze. Generaldirektor Andreas Treichl hegte vor Start des Wettbewerbs die Hoffnung, das neue Hauptquartier möge den Beginn einer neuen Ära für Wiens Architektur markieren. Mit den Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck legte er als Bauherr die Latte jedenfalls hoch.

Auffallend viele Sakralräume und Einrichtungen kirchlicher Institutionen gab es zu besichtigen. Darauf zu schließen, „die Kirche“ sei gegenwärtig eine relevante Bauherrin, wäre gewagt. Die drei ausgezeichneten Projekte sind kein Ausdruck eines Architekturwollens übergeordneter Institutionen, sondern glückliche Fügungen und Einzelinitiativen. Die Renovierung und räumliche Klärung der evangelischen Kirche in Mitterbach durch die Architekten Ernst Beneder und Anja Fischer macht den Geist der Gründer des ältesten Bethauses Niederösterreichs wieder bewusst und geht Hand in Hand mit den seelsorgerischen Anliegen von Pfarrerin Birgit Lusche, die den Architekten ein inspirierendes Gegenüber war. Nur wenige Kilometer entfernt war in der katholischen Wallfahrtshochburg Mariazell Superior Pater Karl Schauer ein Vierteljahrhundert lang Spiritus Rector eines mit ungeheurer Empathie betriebenen Sanierungs- und Revitaliserungsprojektes. Die Architekten Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer realisierten eingebettet in ein visionär anmutendes Gesamtkonzept in und um die Basilika und das geistliche Haus zahlreiche kleinere und größere Maßnahmen voll Raffinement: jede davon maßgeschneidert, aber immer das Ganze und den wertvollen Bestand im Blick, mit dem die neuen Interventionen auf höchstem gestalterischem Niveau eine kongeniale Symbiose eingehen.

In Krumbach im Bregenzerwald initiierten Bewohner benachbarter Parzellen den Neubau der Kapelle Salgenreute anstelle eines nicht mehr sanierbaren 130-jährigen Holzkirchleins. Unter Federführung des ortsansässigen Architekten Bernardo Bader entstand im Zusammenspiel von Fachleuten und Freiwilligen ein spiritueller Ort in der Landschaft; formal zurückgenommen und dennoch ausdrucksstark, konstruktiv ausgetüftelt und handwerklich meisterhaft.

Bei Regen und im dichten Frühverkehr stand die Besichtigung der Sägerbrücke in Dornbirn an. Trotz der widrigen Bedingungen erlebten wir einen Ort von hoher Aufenthaltsqualität, der dem gemeinsamen Bemühen von Land und Stadt um die Aufwertung eines hochfrequentierten Ortes und einem brillanten Konzept der Architekturwerkstatt Dworzak-Grabher zu danken ist. Breiter als lang in seiner Proportion schufen sie nicht nur einen Verkehrsweg, sondern einen öffentlichen Platz über der Dornbirner Ache, der unterschiedlichen Formen der Mobilität gleichberechtigt Raum gibt. Wie aus einem Stück aus Beton mit hellem Granitzuschlag geformt geht die Fahrbahn mit minimalem Niveauunterschied in das Trottoir über, das an den Rändern zu Brüstungen hochgezogen wird. Gestockt auf den Fahrbahnen, sandgestrahlt im Fußgänger- und Fahrradsektor, geschliffen im Haltestellenbereich und poliert an der Dachunterseite der Bushaltestellen zur Reflexion der Beleuchtung tragen verschiedene Oberflächenbehandlungen den unterschiedlichen Anforderungen Rechnung. Man vermisst leichten Herzens die im Verkehrsbau gängigen Standardlösungen und die Vereinnahmung durch Werbung und erfreut sich an Nischen in den Brüstungen und Holzlehnen, die zum Verweilen einladen. In strahlendem Gelb setzt in der Brückenplatzmitte eine Skulptur von Hubert Lampert ein vertikales Zeichen am Eingang zur Innenstadt.

Am Ende der 2.500 Kilometer langen Tour kommen wir im Schlosspark Grafenegg an. Vor zehn Jahren schufen the nextENTERprise Architects hier die beeindruckende Konzertarena und zugleich ein StückLand-Art, das seinen Zauber auch außerhalb der Festival-Saison zu entfalten vermag. Einen weniger erbaulichen Anblick boten stets die Buden der Veranstaltungsgastronomie. Lang hat es gedauert, bis die zuständige Kulturbetriebsgesellschaft das bewährte Architektenteam mit einer Verbesserung der Situation betraute, aber dafür wurde nun Einzigartiges möglich. Mit einem geschwungenen, zweifach gekrümmten Dachschirm aus Ortbeton, der auf zarten Stützen lagernd den natürlichen Biegeverlauf zum konstruktiven Prinzip erhebt, schmiegt sich der Catering-Pavillon Wolke 7 zwischen die Bäume. Ein Raum im Freien, der sich je nachNutzungsintensität neu konstituiert: als Bar und gesellschaftlicher Treffpunkt; unbewirtet erfreut er als extravagantes Folly, Rastplatz oder Unterstand.

Das sind die Bauherrenpreisträger 2017. Sie alle haben dazu beigetragen, ein Stück Umwelt zu verschönern und zu verbessern. Sie eint, dass in ebenbürtiger Zusammenarbeit aller Beteiligten für die jeweilige Aufgabespezifische, individuelle Lösungen gefunden wurden – stets dank beherzter Bauherren, die für das Besondere offen waren.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at