Bauwerk

Tonhalle Maag
Spillmann Echsle Architekten - Zürich (CH) - 2017
Tonhalle Maag, Foto: Hannes Henz
Tonhalle Maag, Foto: Hannes Henz

Die ersten hundert Tage mit der «Tonhalle Maag»

Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich bilanziert die ersten Erfahrungen mit ihrer Interimsspielstätte im Industriequartier – und blickt voraus auf das Jubiläumsjahr 2018.

20. Dezember 2017 - Thomas Schacher
Nach den ersten hundert Betriebstagen in der Ausweichspielstätte auf dem Maag-Areal zieht die Tonhalle-Gesellschaft Zürich eine erste Bilanz. An einer Medienorientierung vom Mittwoch informierten die Verantwortlichen gleichzeitig über die Aktivitäten im bevorstehenden Jubiläumsjahr 2018, in dem der 150. Geburtstag der Institution gefeiert wird.

Mit besonderer Spannung wurden die ersten Zahlen zum Publikumsbesuch der neuen Spielstätte erwartet, nachdem im Vorfeld von verschiedener Seite Befürchtungen über einen Besucherrückgang aus aufgrund des Umzugs geäussert worden waren. Bei den Abonnements musste ein Rückgang von 20 Prozent hingenommen werden – kalkuliert hatte man für den schlimmsten Fall sogar mit 25 Prozent.

Auf der anderen Seite habe unterdessen ein neues und jüngeres Publikum den Weg in die Tonhalle Maag gefunden, hiess es. Die kritische Grösse von 1000 Personen pro Konzert sei bis jetzt noch nicht erreicht, aber Martin Vollenwyder, der Präsident der Tonhalle-Gesellschaft, ist zuversichtlich, dass die Besucherzahlen noch steigen werden. Gerade ältere Personen hätten eine gewisse Hemmschwelle überwinden müssen, um den Weg in die provisorische Spielstätte zu finden.

Belebende Wirkung

Der zweite spannende Punkt betrifft die Akustik der Tonhalle Maag. Florian Walser, Co-Präsident des Orchestervorstandes, konnte aus der Sicht eines Orchestermitgliedes kompetent Auskunft geben. Die Akustik des mit Fichtenholz ausgestatteten Saals sei sehr transparent, was sowohl für das Orchester wie für das Publikum eine Herausforderung bilde. Die Musikerinnen und Musiker seien mehr auf sich allein gestellt als in der alten Tonhalle. Ein Problem im kleineren Saal der Tonhalle Maag stelle die Lautstärke dar, weshalb die Dirigenten und das Orchester bei jedem Werk stets nach neuen Lösungen suchen müssten. Der trockenen Akustik des Saals begegnet man mit einer diskret eingesetzten Nachhall-Anlage.

Alle Redner betonten die erfrischende und belebende Wirkung, welche die neue Umgebung im Stadtkreis 5 auslöst, seien es die zahlreichen kulinarischen Möglichkeiten, die benachbarten kulturellen Institutionen, die Atmosphäre der Ausgehmeile oder die gute Anbindung an das Netz des öffentlichen Verkehrs, das mit der Verlängerung der Tramlinie 8 jetzt noch besser geworden ist.

Dass der 150. Geburtstag der Tonhalle-Gesellschaft im kommenden Jahr im «Exil» gefeiert werden muss, hat ursprünglich wenig Begeisterung hervorgerufen. Inzwischen hat diese Tatsache aber einen kreativen Schub ausgelöst. Mit Stolz stellte Tonhalle-Intendantin Ilona Schmiel diverse Sonderveranstaltungen des Jubiläumsjahres vor. Beim Silvesterkonzert spielt das Orchester unter Michael Sanderling Werke, die um das Gründungsjahr 1868 entstanden sind. Im Januar dirigiert Jan Willem de Vriend Joseph Haydns Opera buffa «Lo speziale», für die sich die Regisseurin Eva Buchmann eine saaltaugliche Inszenierung ausgedacht hat. Und im März tritt unter der Leitung von Christopher Morris Whiting ein frisch auf die Beine gestelltes Publikumsorchester aus lauter Abonnenten auf.

CD-Box zum Jubiläum

Im Juni dirigiert Chefdirigent Lionel Bringuier ein Open-Air-Konzert auf dem Münsterhof mit Gratiseintritt, während der designierte Chefdirigent Paavo Järvi das Tonhalle-Orchester im Herbst 2018 auf eine Asien-Tournee mitnimmt. Im September offeriert das Orchester ein «Dîner musical» mit einer Zeitreise durch 150 Jahre Orchestergeschichte. Mit Spannung darf nicht zuletzt eine CD-Box erwartet werden, die in Zusammenarbeit mit SRF 2 entstand und im März bei Sony Music erscheinen wird. Die Box präsentiert Aufnahmen des Radios vom Sendebeginn bis heute und dokumentiert damit etliche Konzert-Highlights des Orchesters aus den letzten 76 Jahren.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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