«Sechzig Jahre sind genug!», findet der Zürcher Stadtrat und schlägt vor, das vielgescholtene Globusprovisorium an der Bahnhofbrücke abzubrechen. Der Coop soll in den Untergrund ziehen, an der Oberfläche gibt es ein Plätzchen mit Pavillon.
Über kaum ein städtebauliches Thema ist in Zürich intensiver und länger debattiert worden als über das Globusprovisorium. 1960 ist es nach den Plänen des Architekten Karl Egender erbaut worden und diente ein paar Jahre dem Warenhaus Globus als Geschäftslokal – bis dessen Neubau an der Bahnhofstrasse 1967 eröffnet wurde. Danach konnte das Provisorium überhaupt nur stehenbleiben, weil die Stimmbürger 1968 ein früheres Bauverbot wieder aufhoben.
Die NZZ freute sich damals über den Volksentscheid, warnte aber davor, das Provisorium allzu lange stehen zu lassen. Denn sonst werde der Goodwill der Stimmbürger für eine Neugestaltung des Limmatraums wohl wieder verscherzt. Seither sind wieder fünfzig Jahre vergangen, in denen zwar Pläne und Nutzungsideen entwickelt worden sind, letztlich aber nichts davon überzeugen konnte.
Den vorläufig letzten Anlauf zu einer neuen Nutzung machten vor einigen Jahren die Grünliberalen mit einer Motion im Gemeinderat, worin eine Neugestaltung des Papierwerdareals verlangt wird – des Areals also, auf dem das Provisorium steht. Der Stadtrat wollte nicht so recht und schlug die Umwandlung in ein weniger verbindliches Postulat vor. Aber der Gemeinderat liess sich nicht beirren und überwies die Motion trotzdem. Stadtrat Filippo Leutenegger musste also eine Lösung suchen, um die Motion umzusetzen. Gefragt war ein «Platz mit möglichst flexiblen, temporären Nutzungsmöglichkeiten» und ein aufgewerteter Zugang zur Limmat.
Die Vorgaben waren klar, der Stadtrat deshalb auch sehr eingeschränkt bei der Neuplanung. Herausgekommen ist mehr oder weniger, was bestellt wurde. Man habe eine Machbarkeitsstudie und anschliessend eine Vertiefungsstudie gemacht, schreibt der Stadtrat in einer Mitteilung vom Donnerstag. Bei allen Varianten sei man aber davon ausgegangen, «dass das oberirdische Gebäude einem offenen Platz mit einem Pavillon weichen muss». Die Visualisierungen zeigen, wie es aussehen könnte: Bäume, Bänke und ein Pavillon prägen das Bild.
Eine überraschende Änderung gibt es allerdings: Der Stadtrat möchte im ersten Untergeschoss nach wie vor einen Grossverteiler unterbringen, im zweiten Untergeschoss dann ein Parkhaus. Damit könnten auch oberirdische Parkplätze in der Umgebung in den Untergrund verschoben werden. Eine Variante sieht vor, die bestehende Auto-Unterführung bis vor die Hauptwache Urania zu verlängern, damit mehr Platz für den neuen Park geschaffen würde. Der bestehende Mühlesteg soll zudem verlegt werden.
Um städtebaulich, raumplanerisch und verkehrsmässig gute Lösungen zu finden, will der Stadtrat nun einen Projektwettbewerb durchführen lassen. Er beantragt dem Gemeinderat einen Projektierungskredit von 4,1 Millionen Franken. Im Rahmen des Wettbewerbs sollen erneut verschiedene Varianten geprüft werden – mit und ohne Verlängerung der Unterführung. Der Stadtrat rechnet damit, dass 2021/22 ein Bauprojekt vorliegen, ein Jahr später dann mit dem Bau begonnen werden könnte.