Bauwerk

Autobahnkirche Dolina
Ferdinand Certov Architekten, Robert M. Morianz, Johanes Zechner - Grafenstein (A) - 2000
Autobahnkirche Dolina, Foto: Margherita Spiluttini
Autobahnkirche Dolina, Foto: Margherita Spiluttini
24. Oktober 2003 - Architektur Haus Kärnten
Das Konzept des Entwurfes ist die weitgehende Beibehaltung der bestehenden Bauteile (Presbyterium 1849 – Kirchenschiff 1957) und die Hinzufügung neuer Architekturelemente. Struktur und Gemäuer der bestehenden Kirche sind geblieben. Die beiden Teile der Kirche – Presbyterium und Kirchenschiff – wurden in ein Gesamtkonzept zusammengeführt, ohne dass Bausubstanz abgerissen wurde. Dies sowohl innen als auch außen. So wurden innen lediglich die Brettelbinder im Kirchenschiff entfernt und durch eine neue Tragkonstruktion ersetzt. Dadurch war es möglich den Übergang in den Altarraum in einer klaren, durchaus vertrauten Form zu gestalten und das Kirchenschiff selbst bekommt eine kristalline Form.

Die alten Fensteröffnungen wurden auf Lichtschlitze reduziert, bleiben oben teilweise spürbar und rhythmisieren den Raum. Durch eine komplexe Raum-Licht-Führung auch im Dachbereich wurde die kristalline Form des Kirchenschiffes zusätzlich verstärkt. Das gerichtete Licht zeichnet an sonnigen Tagen virtuelle Fenster, die man von den realen Fensteröffnungen kaum unterscheiden kann. Die künstliche Beleuchtung des Kirchenschiffes wurde in Dachöffnungen (in allen horizontalliegenden Fensteröffnungen) integriert und erzeugt bei Dunkelheit sowohl innen als auch nach außen ein indirektes Licht.

Der alte Steinplattenboden ist geblieben, die fehlenden Stellen wurden mit Zementestrich ergänzt. Die Gestaltung des Altars, Ambos, Weihwasserbecken, Sedeo, der Kirchenbänke und anderer Gegenstände wurde sowohl im Material, als auch in der Form einfach gehalten – Betonfertigteile.

Außen bildet eine 12x12 Meter große, schwarz eingefärbte Betonwand die Westfassade. Zwischen dieser Betonwand und der ursprünglichen Westwand des Kirchenschiffes entsteht Raum für Kerzen, Zeitschriften, die Emporenstiege und den Beichtstuhl. Über dem Eingang wurde ein Vordach schwebend gelagert, das zugleich die Decke im Eingangsbereich und die Kirchenempore bildet.

Die Betonwand dient auch als Auflager für die neue Tragkonstruktion des alten Daches des Kirchenschiffes, alle Sparren wurden einzeln von der neuen Tragkonstruktion beweglich abgehängt. Nur so war es möglich den alten Dachstuhl samt Unterkonstruktion zur Gänze zu erhalten. Die neue Tragkonstruktion übernimmt fortan den Witterungsschutz und die ursprünglichen Dachflächen wurden wie die Wände verputzt. Das alte Kirchenschiff liegt monolithisch unter dem Schutz einer „schwebenden Platte“. Durch die Verschmelzung des Daches mit der Wand zu einem kristallinen Körper, wird das Kirchenschiff außen optisch höher, und steht nun im Gleichgewicht zum mächtigen Presbyterium.

Wallfahrtskirche einerseits und Autobahnkirche andererseits bestimmen die Gestalt der Außenanlagen: Betonfertigteile dienen als Wasserspender, Beleuchtungs- und Meditationskuben, als Stufen und Rampen und als unverwüstbare Sitzgruppen. (Text: Architekt)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architektur Haus Kärnten

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nadine Thalerthaler[at]architektur-kaernten.at