Bauwerk

ORF Zentrum Küniglberg
Roland Rainer - Wien (A) - 1978
ORF Zentrum Küniglberg, Foto: Margherita Spiluttini
ORF Zentrum Küniglberg, Foto: Margherita Spiluttini

Den Küniglberg unter Denkmalschutz stellen

Bundesdenkmalamt will marodes ORF-Zentrum noch bis Jahresende zum Denkmal machen

8. November 2006 - Wojciech Czaja
Der Beton des Roland-Rainer-Baus auf dem Küniglberg ist mit etlichen Rissen und Korrosion übersät. Bevor das gesamte Gebäude nun endgültig in wärmedämmendes Styropor eingepackt wird, will das Bundesdenkmalamt dem ORF-Zentrum noch bis Jahresende Denkmalschutz verordnen.

„Das Bundesdenkmalamt ist zu der Erkenntnis gekommen, dass es sich beim ORF-Zentrum um ein Denkmal der Nachkriegsmoderne handelt“, sagt Andreas Lehne vom Denkmalamt. Ende des Jahres werde daher eine Denkmalschutz-Verordnung vorliegen.

Solange der ORF gegen den neuen Status, der übrigens auch im Grundbuch aufscheinen wird, nicht beruft, gilt mit der Verordnung der Denkmalschutz. Alle baulichen Maßnahmen müssen dann die Instanz des Bundesdenkmalamtes durchlaufen.

Sträubt sich der ORF gegen sein verliehenes Prädikat, beginnt zwischen Denkmalamt und ORF ein Hickhack von Bescheiden und Befunden, das sich Jahre ziehen kann.

„Manche sind der Meinung, dass es sich bei diesem Gebäude um ein Denkmal der Moderne handelt, andere nicht“, sagt ORF-General Alexander Wrabetz dem Standard: „Klar ist, dass wir uns nicht in ein Museum verwandeln können.“ Der ORF berechnet noch Sanierung oder Neubau an anderem Standort, Ergebnisse folgen im ersten Quartal 2007.

Der ORF-Führung schrieb die IG Architektur: „Dieses bauliche Ensemble ist durch untransparente, kurzsichtige Entscheidungen im Zuge notwendiger Sanierungs- und Adaptionsarbeiten in akuter Gefahr.“ Montagabend lud die IG zur Debatte über den Küniglberg, auch Vertreter des ORF. Bloß kamen sie nicht. „Solange wir intern keine Entscheidung gefällt haben, macht es auch keinen Sinn, an solchen Diskussionen teilzunehmen“, sagt Wrabetz.

Epoche machen

Franz Kobermaier von der Magistratsabteilung für Architektur und Stadtgestaltung der Stadt Wien (MA 19) kann die hermetische Zurückhaltung des ORF nur bestätigen: „Bisher hat es seitens des ORF keine Ansuchen und keinen einzigen Kontakt mit der MA 19 gegeben.“ Ohne eine positive Zustimmung der Stadt Wien ist ein Bauvorhaben dieser Größe - zumindest in der Theorie - nicht durchführbar.

Man müsse die Architektur der Nachkriegsmoderne einfach nur zur Epoche erklären, sagt Eva Rubin, Rainer-Tochter und selbst langjährige Mitarbeiterin des Architektur-Doyens, damit wäre schon ein großer Schritt getan.

„Wieso gelingt es der Architektenschaft nicht, die historische Bedeutung dieser Bauwerke der Allgemeinheit deutlich zu machen?“, fragt die grüne Gemeinderätin Sabine Gretner: „Doch vor dem Prädikat Denkmalschutz fürchtet man sich in Österreich nur.“ Stattdessen setze der ORF derzeit so genannte Optimierungsspezialisten ein: „Wenn man sich jedoch verstellt, wie ein Optimierungsspezialist auf einen Denkmalschützer trifft, kann sich an einer Hand ausrechnen, wer als Gewinner hervorgehen wird.“

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