Bauwerk

British Museum - Umbau
Foster and Partners - London (GB) - 2000
British Museum - Umbau, Foto: Nigel Young / Foster + Partners
British Museum - Umbau, Foto: Nigel Young / Foster + Partners

Triumph eines Minimalisten

Nach Querelen im Vorfeld wird Fosters Umbau des British Museum gefeiert

9. Dezember 2000 - Brigitte Voykowitsch
London - Die britischen Millenniumsprojekte standen unter keinem guten Stern. Wenn auch kein zweites so viel Häme auf sich zog wie der Dome, gänzlich unumstritten blieb kein einziges. Selbst die Eröffnung des letzten Projekts, des Großen Innenhofes (Great Court) des Britischen Museums durch die Queen, ging diese Woche nicht ohne Verstimmung ab.

Rund 1500 Gäste waren geladen, 600 sollten zum Diner bleiben. Doch einer der Geladenen verweigerte die Teilnahme: Der griechische Botschafter in London erklärte seine Absage in einem Schreiben damit, dass das Abendessen ausgerechnet in jenen Museumsräumen geplant war, in dem von Athen seit langem zurückgeforderte Marmorskulpturen vom Parthenon ausgestellt sind.

Weder diese Unstimmigkeit noch der vorangegangene Streit um die Neuerrichtung des Südportals des Innenhofs aber sollten von der großartigen Leistung von Stararchitekt Sir Norman Foster ablenken.

Nie habe er „seine Beherrschung minimalistischer eleganter Strukturen so brillant demonstriert“ wie bei der Überdachung des Great Court mit ihrer raffinierten Glas-und Stahlkonstruktion, schwärmte die Verdana. Das Südportal, ergänzte sie, solle bleiben. Vorzutäuschen, dass es sich um das Original handle, sei doch Humbug, verteidigte eine Reihe von Experten nun dieses Portal, für das - wie DER STANDARD berichtete - anstelle des ursprünglich im gesamten Innenhof verwendeten Portlandsteins ein ähnlicher - qualitativ aber minderer und zudem hellerer - Stein genommen worden war. Noch bis vor kurzem gab es deshalb Rufe nach einem Köpferollen in der Museumsleitung.

Mit der Wiedereröffnung des 150 Jahre lang als Stauraum der British Library verwendeten Innenhofs erhält das Museum neben zusätzlichen Galerien, Shops, Veranstaltungsräumen, einem Café und Restaurant vor allem einen zeitgemäßeren Anstrich.


5,5 Millionen Besucher

Allzu häufig war die verstaubte Atmosphäre kritisiert worden. Dazu kam das Gedränge. Für etwa 100.000 Besucher im Jahr war das Museum bei seiner Errichtung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konzipiert worden. Heute kommen jährlich um die 5,5 Millionen. Das umgerechnet 2,3 Milliarden Schilling teure Projekt war mit dem Auszug der British Library nach St. Pancras 1998 möglich geworden. Nicht ausgezogen ist der Leseraum im Zentrum des Innenhofs. Wo einst Karl Marx am Kapital schrieb und lediglich privilegierte LeserInnen wie Virginia Woolf, Arthur Rimbaud oder Ho Chi Minh Zutritt hatten, soll in Hinkunft jeder Besucher willkommen sein.

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