Bauwerk

Centre Pompidou
Renzo Piano, Richard Rogers - Paris (F) - 1977
Centre Pompidou, Foto: Margherita Spiluttini

Via Farben durch Röhren und Lifte

Eine Kulturmaschine mit täglich mehr als 25.000 Besuchern aus aller Welt verlangt nach einem ausgeklügelten Orientierungssystem.

2. Februar 2002
Der Umbau des Centre Pompidou war nicht nur die Renovierung eines dahinrostenden Riesen. Genutzt wurde der Umbau tatsächlich zu Verbesserungen für das 1977 eröffnete Gebäude.

Rolltreppen im Inneren ergänzen nun die berühmten Rolltreppen-Röhren an der Außenhaut des Gebäudes. Damit gibt es einige Wege mehr. Orientierung, zumal für Besucher aus aller Welt, war die große Aufgabe.


Jeder Sprache ihre Farbe

Gelöst wurde sie durch ein neues Leitsystem des Schweizer Designers Ruedi Baur und seines „Atelier Integral“. Das System sollte für Besucher unterschiedlicher Kulturen „lesbar“ und rasch zugänglich sein.

Mehrsprachige Schilder führen die Besucher durch das Museum. Jeder Sprache wurde dabei eine eigene Farbe zugeordnet. Bei jedem Hinweisschild überlagern sich die Farben und damit die Sprachen. Die Besucher sollen intuitiv auf ihre Sprache schauen, die anderen Sprachen - und damit Farben - werden ausgeblendet.

Das System gibt Orientierung, ohne die Komplexität des Gebäudes zu verleugnen. Akzente durch gerichtetes Licht positionieren die Elemente des Leitsystems im Raum.

Baurs Credo bei der Schaffung seiner Orientierungssysteme ist der Verzicht auf Logos und ständig wiederholte Schilder. Die Menschen sollen auf einer sehr intuitiven Ebene angesprochen werden.


Das offene Museum

„Der Umgang mit dem Museum muss weiter demokratisiert werden“, hat der jüngst verstorbene Soziolge Pierre Bourdieu schon Ende der 70er Jahre gefordert und dabei auf die Bedeutung von Schrift und Beschriftungen in öffentlichen (Kultur-)Räumen hingewiesen.

Beschriftungen sollen, so die Forderungen Bourdieus, genau jenen Rechnung tragen, die zufällig im Museum gelandet sind. Man müsse stets bedenken, dass die Menschen noch nicht informiert sind, aber sehr stark danach verlangen, informiert zu werden.

Im Centre Pompidou versucht man diesem Bedürfnis auf eine sehr subtile Weise gerecht zu werden.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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