Bauwerk

Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft
Marcel Meili, Markus Peter Architekten - Biel (CH) - 1999
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Foto: Georg Aerni
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Foto: Georg Aerni
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Foto: Georg Aerni
Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Foto: Georg Aerni

Das Haus als riesiges Holzmöbel

An einen Japanischen Tempel erinnert sie entfernt, die 17 Meter hohe Holzwand des neuen Lehrgebäudes der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft an Biels westlicher Ausfallstrasse.

1. Oktober 1999 - Roman Hollenstein
Kein Fenster durchbricht diese massstabslose, aus riesigen Paneelen bestehende Nordfassade. Die Westseite der 94 Meter langen Eichenkiste hingegen gleicht sich mit ihren grossen Fensterflächen und den loggienartigen Vertiefungen den Bretterstapeln der nahen Sägerei an. Dennoch fällt das Haus, das die Zürcher Architekten Meili & Peter mit Zeno Vogel und dem Churer Bauingenieur Jürg Conzett am Fuss steiler Jurahöhen realisiert haben, mit seinen gigantischen Dimensionen in der von Fabrikhallen, Wohnblocks und Strassenrampen geprägten Vorstadt aus dem Rahmen. All dem vielen Holz zum Trotz lässt es keine beschauliche Atmosphäre aufkommen.

Doch mit Beschaulichkeit identifiziert sich die Holzwirtschaft schon lange nicht mehr. Da an der Hochschule nicht nur rund 300 Studenten eingeschrieben sind, sondern auch Weiterbildungsseminarien und Workshops durchgeführt werden, lag es nahe, die jüngsten Innovationen auf dem Gebiet der Holzbautechnik im Lehrgebäude selbst zu thematisieren. Der zweibündige Schulbau besitzt einen vom Keller bis zur Attika reichenden monolithischen Erschliessungskern aus Stahlbeton mit Treppenhäusern, Warenlift und Nassbereichen. Daran angedockt sind in sich ausgesteifte Schulzimmertürme, die - auf einem modularen Rastersystem basierend - mit Rammpfählen aus Beton tief im Erdreich verankert sind. Die sechs Holzkörper sind durch Aussenterrassen, die bis zur Erschliessungszone vordringen und diese natürlich belichten, in den drei unteren Geschossen voneinander getrennt, werden im zurückversetzten Attikageschoss dann aber zusammengebunden.

Dem formalen und technischen Experiment des Schulbaus ging im Schaffen der Architekten und des Ingenieurs der vielbeachtete Mursteg in der Steiermark voraus. Resultierte aus dem theoretischen Interesse der Zürcher - Marcel Meili war schon in den achtziger Jahren ein Vordenker der neuen Deutschschweizer Baukunst - bereits die grosse Geste der neuen Perronhallen des Hauptbahnhofs Zürich, so gelang ihnen in Biel neben dem Beweis, dass man hierzulande auch städtisch anmutende Holzbauten realisieren kann, ein urbanistisches Statement: Die alte Anlage, bestehend aus dem 1949 im moderaten Heimatstil erbauten Schulhaus mit Mensa sowie niedrigen Werkhallen und Schuppen, wurde so um einen Flachbau für Verfahrenstechnik und das Schulgebäude ergänzt, dass eine Komposition von unterschiedlich hohen Körpern und von Aussenräumen entsteht, die sehr suggestiv durch Weitungen und Engpässe dynamisiert wird.

Den zentralen Hof fasst nach Osten hin der viergeschossige Schulneubau. Der ganz klassisch in Sockel, Mittelteil und Attika gegliederte Skelettbau ist mit Holztafeln verkleidet, die die Statik illustrieren, der Versteifung dienen und grösstmögliche Fensteröffnungen bieten. Zwei als leicht erhöhte Terrassen ausgebildete Eingangsbereiche führen in den zentralen Erschliessungskorridor, der nach links in das räumliche Prunkstück des Gebäudes führt: das elf Meter hohe, mit der alten Mensa verbundene Foyer. In diesem mit Föhrenholz ausgekleideten Raum wähnt man sich in einer überdimensionalen Holzbox von Donald Judd; selbst die mannshohen Radiatoren und die weissen Trommeln der Beleuchtungskörper wirken wie Minimalskulpturen.

Der schon im Hof angeschlagene, bald surrealistisch wirkende, bald von Durch- und Ausblicken geprägte Wechsel zwischen hoch und niedrig, weit und eng durchzieht als Leitthema das Gebäude bis in die ganz in Holz gehaltenen und dennoch eleganten Schulzimmer und bis ins Attikageschoss. Dort gelangt man aus den lichten Büros und der Bibliothek auf die schmalen Terrassen unter dem auskragenden Dach hoch über der Peripherie der Stadt.

teilen auf

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at