Bauwerk

Österreichisches Kulturinstitut
Raimund Abraham - New York (USA) - 2002
Österreichisches Kulturinstitut, Foto: David Plakke
Österreichisches Kulturinstitut, Foto: David Plakke

„Wir sind keine Propagandamaschine einer Regierung!“

Robert Bilek über den Baufortschritt, den Planungsstand und die die kulturpolitische Ausrichtung des Österreichischen Kulturinstituts in New York.

10. Juli 2000 - Robert Bilek
Positive Äußerungen von Künstlern über Österreichs Kulturinstitute im Ausland haben Seltenheitswert. Dass das Kulturinstitut in New York derzeit über ein außerordentlich gutes Image verfügt, hat zwei Ursachen: Erstens den Neubau des Institutsgebäudes nach den vielbeachteten Plänen von Architekt Raimund Abraham. Zweitens die offene und künstlerisch fortschrittliche Linie von Christoph Thun-Hohenstein, der das Kulturinstitut seit rund eineinhalb Jahren leitet.


Sicherheitsabstand zu FPÖVP

Indem Thun-Hohenstein eine bemerkenswerte Distanz zur politischen Situation in Österreich hält, ist es ihm gelungen sowohl mit den heimischen Künstlern wie auch mit den amerikanischen Partnern einen produktiven Dialog aufrechtzuerhalten: „Es hat Diskussionen mit Partnern gegeben, die sich dann relativ rasch beruhigt haben, als die gemerkt haben, dass wir nicht als Propagandamaschine einer spezifischen Regierung operieren. Wir versuchen hier das Kunstschaffen Österreichs zu präsentieren. Wir arbeiten im kulturellen Bereich, und da gibt es auch gute Kontakte mit jüdischen Organisationen.“

Programmatisch orientiert sich der Kulturinstitutsleiter merkbar an den neuesten Strömungen von Medienkunst und elektronischer Musik. Letztes Beispiel einer gelungenen Kooperation mit österreichischen Künstlern war eine Installation der Gruppe „Granular Synthesis“ an der Brooklyn Bridge.


Dialog statt schnöder Repräsentation

Nach der Eröffnung des neuen Kulturinstituts im nächsten Jahr soll es jährlich zwei bis vier Themenausstellungen geben. Keine reinen Österreich- Präsentationen, sondern lebendige Dialog-Veranstaltungen mit heimischen und amerikanischen Künstlern. Eine intelligente Strategie, um das amerikanische Publikum anzuziehen und eine aktive Rolle in der reichhaltigen New Yorker Kulturszene spielen zu können.

Für die Bereiche Film und Literatur sind ähnliche Konzepte in Arbeit. Immer entlang der drei Grundprinzipien des gelernten Juristen, Diplomaten und Kunsthistorikers Thun-Hohenstein: „Das eine ist Offenheit und Toleranz. Das zweite Kriterium ist zeitgenössische Ausrichtung. Das dritte ist Qualität.“


Mozart vergessen

Qualität ist denn auch beim Eröffnungsfest des neuen Kulturinstituts in einem Jahr gefragt. Von einem in den USA immer noch ziemlich antiquierten Österreich-Image will sich Thun Hohenstein jedenfalls nicht beeindrucken lassen: Da will Thun-Hohenstein die 52. Straße für ein großes Fest sperren lassen.

Das in Wien so erfolgreiche Phonotaktik-Festival für Elektronische Musik soll eine New-York-Ausgabe erhalten, in Diskussionsveranstaltungen wird „Visionäres in der Kunst“ thematisiert und um das Ganze auch historisch zu verankern, widmet das Architektur Zentrum Wien die Eröffnungsschau im neuen Kulturinstitut den drei österreichischen Architekturvisionären Friedrich Kiesler, Rudolph Schindler und Bernard Rudofsky.


Kürzungen reichen bis New York

Der Bau des Kulturinstitutsgebäudes von Raimund Abraham ist bereits weit gediehen. Derzeit werden die Frontplatten der oberen Stockwerke montiert. Eröffnet wird entweder im Juni oder September 2001. Bis dahin hat der Leiter des Österreichischen Kulturinstituts in New York jedenfalls noch alle Hände voll zu tun, um sowohl in Österreich wie auch in Amerika Sponsoren aufzutreiben. Schließlich wurde auch sein Budget von 6,5 auf 6 Millionen Schilling gekürzt.

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BU:
- Modell des neuen ÖKI / ©Bild: APA
- Das ÖKI in Bau / ©Bild: ORF

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