Bauwerk

Lentos Kunstmuseum
Weber Hofer Partner - Linz (A) - 2003
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian

Das Haus mit dem spiegelnden Glaskleid

22. Mai 2003 - Romana Ring
Architektur bedarf mehr als „nur“ eines guten Architekten, respektive Architektenteams. Dass das neue Kunstmuseum der Stadt Linz, das Lentos, als Siegerprojekt eines europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerbes realisiert wurde, ist der korrekten Vorgangsweise der Stadt als Auftraggeberin zu verdanken. Und die von diversen Zwischenrufen unbehelligte Fertigstellung des Baus als zeitlich und budgetär genaue Punktlandung verdanken wir ebenso dem kulturellen Engagement der Auftraggeberseite - die zudem die heikle Aufgabe der Bauüberwachung selbst übernommen hat - wie dem Können der Architekten, dem Züricher Architekturbüro Weber + Hofer AG.

Linz ist mit seinem Kulturverständnis, seiner Kompetenz und nicht zuletzt mit seiner Macht so lange hinter dem Projekt gestanden, bis es zur Freude aller eröffnet werden konnte.

Es ist, als hätte die Reduktion auf eine große prägnante Form positiv disziplinierende Wirkung ausgeübt. Denn das Lentos ist sich selbst vom Entwurf bis zur Eröffnung treu geblieben. Keine nachträglich erdachten „Verbesserungen“, aber auch keine „spät entdeckten Notwendigkeiten“ stören die reine Geometrie des langgestreckten Bügels, der da auf seinem Betonsockel am Donauufer ruht.

Die gläserne Außenhaut hält, was das Wettbewerbsmodell an Abstraktion versprochen hat. Darüber hinaus aber kann sie hier an der Kante zwischen der Stadt und dem Fluss etwas leisten, das die modebewussten Schwestern in den Innenstädten kaum zustande bringen: sie spiegelt den Himmel, das Wasser, das Grün des Donauparks in die tausendfach auf das Glas gedampften Schriftzüge aufgelöst wider. Sie legt dem Haus ein Kleid aus Landschaft an und lässt die Stadt den Atem des Flusses schöpfen.

Der Park lädt wieder zum Flanieren ein, und auch er hat seine Einladung sehr knapp gefasst. Weg, Wiese, Wasser, von einigen streng geometrischen Körpern in Spannung gehalten, ergeben im Wechsel von Transparenz, Durchblick und Spiegelung die unmittelbar sinnliche Inszenierung einer Stadt und ihres Kunstmuseums.

Im Inneren des Gebäudes klingt das Thema ein weiteres Mal an: die - diesmal im Dienste der Kunst weitgehend zurückgenommene - Raumhülle im Zwiegespräch mit Ausschnitten der Stadtlandschaft. Doch wäre es nicht gelungen, das fragile Gleichgewicht von radikaler Vereinfachung und Subtilität zu halten, hätte nicht bereits das Wettbewerbsprojekt die künstlerischen, wissenschaftlichen und organisatorischen Anliegen der künftigen Nutzer realisiert. Das gesamte Obergeschoss des Stahlbetonbaues wird über eine großflächige Glasdecke und nach einem ausgeklügelten, computergesteuerten System hauptsächlich mit Tageslicht belichtet und bietet so eine ideale Ausstellungsfläche für die Sammlung des Hauses.

Die Speicher hingegen, die Werkstätten, die Bibliothek sowie die Ausstellungsräume für lichtempfindliche Exponate befinden sich im hochwassersicheren Untergeschoss. So bleiben für das Erdgeschoss jene Nutzungen, die in ihrem Wechsel die Beziehung zwischen der Stadt und dem Museum begründen. Foyer, Auditorium, museumspädagogische Räume, Restaurant und nicht zuletzt jene Lücke, die aus dem Gebäude ein Signal macht und einen Rahmen für alles, was man an Perspektiven hineinzustellen wünscht.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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