Bauwerk

Gemeindezentrum Ludesch
Hermann Kaufmann - Ludesch (A) - 2005
Gemeindezentrum Ludesch © Bernd Vogl

Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006

10. Oktober 2006 - newroom
Schon seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich die Gemeinde Ludesch in vorbildlicher Weise für eine nachhaltigere Zukunft: Sie ist schon 1994 dem Klimabündnis beigetreten und macht seit 1998 beim e5 Programm mit. Der Bau des Gemeindezentrums war Anlass für einen weiteren Schritt, der besonders konsequent durchgezogen wurde. Das Objekt hat nicht nur den Passivhaus-Standard erreicht, sondern auch alle Qualitätskriterien eines klimaaktiven Hauses und somit höchste Ansprüche erfüllt. Der Bau, welcher öffentliche und private Funktionen um einen gemeinsamen Hof vereinigt, bildet das bis jetzt fehlende Zentrum dieser ländlichen Gemeinde und verleiht ihr zugleich Identität. Die drei unabhängigen, zweigeschossigen Baukörper passen sich dem Maßstab der locker bebauten Umgebung an und sind um einen Platz angeordnet, der von einem transluzenten Dach aus Photovoltaikelemente geschützt ist. Die Gemeinsamkeit wird erreicht durch die markante Textur der Fassade aus heimischer Weißtanne und das übergreifende Vordach, welches auch als konstruktiver Holzschutz dient. Die schlichten Baukörper leben vom Wechsel der rauen und glatten Oberflächen und dem gelungenen Wechselspiel von transparenten, undurchsichtigen und halbdurchsichtigen Fassadenelementen, das nachts besonders zur Geltung kommt. Im Außenbereich wie im Inneren des Gebäudes beweist die Ausführung erneut die handwerkliche Professionalität der Vorarlberger Tischler und Zimmerer.

Energie und Ökologie

Der Erfolg dieses Bauwerks gründet sich auf die umfassenden und überlegten Planungsziele des Bauherrn. Die klaren Vorgaben vom Passivhaus-Standard über die Nutzung der örtlichen Biomasse-Fernwärme bis zu den Baumaterialien wurden im interdisziplinären Team entwickelt und haben auch für andere Projekte Vorbildwirkung. Und wenn dazu auch die Überdachung des neu geschaffenen Dorfplatzes mit einer PV-Anlage gewünscht wird, so entfaltet sich österreichischer Erfindergeist und entwickelt 350 m² transluzente Glasbedachung, die nicht nur laubähnliche Schatten wirft und vor Regen schützt, sondern nebenbei auch Strom ins Netz speist. Die Nutzungsarten in diesem Gemeindezentrum sind sehr vielfältig; eine enorme Herausforderung für die Haustechnik, die mit intelligenter Gruppentechnik und individueller Steuerung reagiert. Das Projekt sollte außerdem nach dem aktuellen ökologischen Standard errichtet werden. Mit zwei Ausschreibungen konnte nachgewiesen werden, welche Mehrkosten aus diesen Anforderungen entstehen. Um sicherzustellen, dass auch die richtigen, freigegebenen Baustoffe eingesetzt wurden, wurde ein bauökologisches Controlling installiert. (Text: Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006, Dominique Gauzin-Müller, Johannes Fechner, Helmut Krapmeier)

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