Bauwerk

Haus N.
Judith Eiblmayr - Wien (A) - 2003
Haus N., Foto: Pez Hejduk
Haus N., Foto: Pez Hejduk

Schatztruhe für eine Familie

Die Bauherren wünschten sich ein Haus, das seine Kubatur voll ausnutzt und sich künftig leicht teilen lässt. Architektin Judith Eiblmayr plante einen familiären Hort mit Solarpaneelen, Erkern und Terrassen. Überspannt wird das Haus von einem riesigen Tonnengewölbe.

23. September 2006 - Isabella Marboe
Bisher hatte man in einer durchgrünten Siedlung in unmittelbarer Nähe der U-Bahn gewohnt, Gegend und Nachbarn waren fein. Als in derselben Straße Grund frei wurde, beschlossen die Bauherren, mit einem neuen Haus vorsorglich in die Zukunft zu investieren. Ein Hort für die ganze Familie sollte eswerden – und das heißt: für zwei Erwachsene und drei Kinder, wovon das jüngste besondere Zuwendung braucht.

Man wünschte sich Wertbeständigkeit aus Ziegeln, sparsamen Verbrauch und – frei nach dem Motto „Alles für die Familie“ – vorausblickende Flexibilität. Das Volumen sollte voll nutzbar und etagenweise teilbar sein. Jetzt aber brauchte man das Haus noch im Ganzen: ein Zimmer für jeden, eine kleine Ordination, eine geräumige Küche, viel Raum zum Wohnen und Toben sowie reichlich viel Grün.

Die Parzelle ist schmal, im Süden liegt die Straße. Die Bauordnung schrieb drei Meter Seitenabstand, eine Traufenhöhe von 7,50 Metern und eine Dachneigung von 45 Grad vor. Architektin Judith Eiblmayr gelang es, die beträchtliche Kubatur angemessen in ihre Nachbarschaft zu fügen und im kompakten Baukörper auf jeder Ebene helle Räume unterschiedlichster Atmosphäre zu schaffen.

Solar mit Mehrwert

Lärchenlatten bieten Blickschutz zur Straße, dahinter grünt üppig ein Vorgarten mit Oleander, Schilf und Biotop. Die Terrasse im Süden wird zum verlängerten Wohnraum unter freiem Himmel. Als vornehmer Rahmen entwachsen dem weißen Mauersockel dunkle Solarpaneele. Sie nutzen die Gunst der Südlage, liefern der Fußbodenheizung die benötigte Energie und reflektieren Himmel und Erde. Sacht überwölbt ein Tonnendach die lärchenverkleidete Mansarde, die sich als eigene Einheit bewohnen lässt.

Man nähert sich dem Haus: Empfangen wird man von einem gläsernen Windfang. Die Ordination ist vom Vorraum aus getrennt zu betreten, eine andere Tür führt weiter in den Privatbereich. Die eigentliche Hausmitte ist leer, eine Wand mehr wird eines Tages das Teilbarkeitskriterium erfüllen – nun bereichert der Raum als offene Kommunikationszentrale, in die alle Türen münden, das Familienleben.

Der Wohnraum liegt direkt am Biotop. Die Küchenzeile mündet am Wäscheabwurfschacht und buchtet sich als über Eck verglaster Erker zur Ostsonne aus. Von hier hat die Hausfrau das Kommen und Gehen auf der Straße imBlickfeldundden Essplatz in Reichweite. Ein Fenster lockt die Morgensonne zum Frühstück, großflächige Verglasung lässt die Westsonne herein.

Im großen Freiraum in der Hausmitte liegt die leichte Stiege aus Holzstufen, durch die Stahlseilbrüstung kann das Sonnenlicht ungehindert in den Raum dringen. In der Schlafebene darüber gewinnt die Treppe an gemauerter Stärke. Mit mattgläsernen Regalen an einer Mauerbrüstung mündet sie oben in den weichen Dachraum. Die Tonne ist aus gedämmten Schweizer Lignatur- Holzkastenprofilen.

Stützenfrei überbrücken die innovativen Elemente die acht Meter Spannweite. Keine Zwischenwand trübt die Harmonie der zwei Räume, die sich unterm Holzgewölbe über die gesamte Hausbreite erstrecken. Das Studio im Norden weitet sich zur Terrasse: Gold schimmert Otto Wagners Kirchenkuppel durch die Bäume, dahinter sieht man bis zum Leopoldsberg.

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