Bauwerk

Auszugshaus Friedl
FISCHILL Architekt - Feldkirchen an der Donau (A) - 2006

Ein Haus für Omi und Taxi

Architekt Gerhard Fischill plante seiner Baufrau ein ebenerdiges Haus für ihren Lebensabend. Lapidar wie ein Geräteschuppen steht das niedere Holzhaus mit Garage und Flachdach vor den Feldern und ist in seiner plastisch strukturierten Strenge doch etwas Besonderes.

10. Februar 2007 - Isabella Marboe
Das Büro von Architekt Gerhard Fischill befindet sich in Roland Rainers Gartenstadt Puchenau bei Linz, einer Ikone des verdichteten Flachbaus. Puchenau besteht aus weißen, klaren Gebäuden, die mit ausgewogenen Proportionen, Sichtbezügen sowie inneren und äußeren Wegen einen nachhaltigen Beitrag zum Thema Wohnen leisten. Fischills Ortswahl ist ein Eingeständnis an eine Form, die aus Inhalten resultiert.

Seinen ersten Auftrag erbte der Architekt von seinem Kollegen Josef Schütz: ein großes Haus für eine Arztfamilie mit vier Kindern. Fein abgestimmt auf die Firste der umgebenden Bauernhöfe setzte er mitten ins oberösterreichische Dorf ein langes, sattelbedachtes Haus samt Galerie. Mit Terrasse, Garage, Schuppen und Badehaus bildet es ein kleines Ensemble, das sich um mehrere Gartenhöfe gruppiert.

Als der Großvater starb, zog die Großmutter ins Gästeappartement mit eigenem Bad und einem Fensterband am Lichtschacht, durch den abstrakte Helligkeit dringt. „Sie wollte ihr Leben nicht in meinem Keller beenden, aber dennoch in unserer Nähe bleiben“, erklärt die Tochter. Sechs Jahre dauerte das Provisorium. In der Zwischenzeit fand man Freunde, setzte diverse Kürbissorten an und entdeckte die Laufstrecke an der Donau für sich.

Ende eines Ensembles

Schließlich wurde das kleine Stück Grund am Gartenende erworben, die Großmutter wurde Baufrau ihres Hauses für den Lebensabend. Damit setzte Architekt Fischill den Schlussakkord seiner familiären Gebäudepartitur: Als feine Schließe fasst der lange, niedere Baukörper den Garten.

„Ich bin ja das Taxi für die Kinder und wollte unbedingt eine Garage, von der man direkt ins Haus kann“, sagt die Baufrau, „außerdem gehe ich oft laufen - eine Sauna erholt dann wunderbar.“ Abgesehen davon braucht es zum Leben nicht viel: ein blickgeschütztes Bad, einen großen, offenen Wohnraum mit funktionaler Küche und Kamin, Platz für nächtigungswillige Enkel und ein eigenes, abtrennbares Schlafzimmer.

Wie ein feiner Stadel liegt das Haus an der Straße. Gleich daneben breitet sich ein Maisfeld in der weiten Ebene des Eferdinger Beckens aus. Ein Fundament, acht Säulen und die Decke bilden die tragenden Basisbausteine. Die Wand mitsamt ihrer Öffnungen ist als Hülle und Haut ein wesentliches Gestaltungselement des Wohnens. Sie besteht aus einer Pfosten-Riegelkonstruktion; ihr Raster von exakt 62,5 Zentimetern ergibt sich aus dem marktüblichen Plattenmaß. Gemeinsam mit den Deckleisten der Verglasung bildet die Lärchenschalung eine rhythmische Struktur.

Schützend wickeln sich die geschlossenen Holzwände um den hellen Wohnraum, der sich großzügig verglast zur Terrasse hin öffnet. Als eigener, niederer Holzbaukörper buchten sich die Räume zur Pflege der Bade- und Saunakultur aus der Straßenfassade aus. Dahinter liegt der Eingang an der abschließenden Garage aus Sichtbeton, die gleichzeitig ein Geräteschuppen mit Zugang zu Garten und Wohnen ist.

Möbel aus einem Guss

Kein altes Möbel kam mit ins neue Haus, Architekt Gerhard Fischill plante alle integrativen und raumteilenden Wandschränke sowie das Küchen-, Bade- und Schlafzimmerinterieur gleich mit. Schrankwände aus weiß lackierten Holztafeln teilen die Garderobe von der Lesenische am Kamin, durch ein Innenfenster sieht man ins Bad hinein. Dezent lehnt sich die Bank an den frei stehenden Herdblock am großen Nussholztisch und variiert sehr dezent die ortstypische Sitzecke.

Hinterm Schrankrücken mit Schiebetür schläft die Baufrau, beim Erwachen sieht sie direkt aufs Badehaus. Entgrenzend und schattenspendend ragt das Flachdach über die Terrasse mit dem puristischen Granderbecken aus Sichtbeton. Es sammelt den Regen für die Gemüsebeete, die im Hof angelegt wurden. Eine russische Weidenart, die wie eine Olive aussieht, verbreitet Toskana-Gefühl.

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