Bauwerk

„black beauty“ Wohnhaus und Ordination
X ARCHITEKTEN - Linz (A) - 2006

Schwarze Schönheit

Wie ein eckiger Erdklumpen steht das dunkle Haus inmitten eines beliebten Ausflugszieles am nördlichen Stadtrand von Linz. Vielversprechend: Die x architekten nennen das Haus Black Beauty. Unter einem schrägen Dach entfaltet sich das Leben im Gelände.

12. Januar 2008 - Isabella Marboe
Lufthungrige Stadtwanderer, Mountainbiker und Sonntagsfahrer tummeln sich am Wochenende auf dem Bachlberg im Norden von Linz. Die Parzelle der Bauherren liegt inmitten von beliebten Ausflugsrouten. An der Nordgrenze des Grundstücks führt ein Wanderweg steil zur nächsten Alm, an der fallenden Südkante gibt es eine Blickachse zur Uferpromenade in der City. Direkt dahinter beginnt der Wald.

Wie einen Erdklumpen hoben die x architekten den dynamisch zugespitzten Baukörper aus dem Grundstück und hüllten ihn in eine schwarze Fassade. Unter einem schrägen Dach, das der Geländeneigung folgt, gleitet es stromlinienförmig zur Terrasse hinab. Die durchgefärbten, glasfaserverstärkten Betonplatten wirken wie eine Haut, in die jemand mit dem Messer lange, auf- und absteigende Fensterbahnen eingeschnitten hat. „Die Schlitze sind bewusst gesetzt“, erklärt Architekt Birgmann, „um den Eindruck ausgetrockneter Erde zu verstärken, haben wir die Betonplatten umgedreht und die Rückseite nach außen gewandt.“

Ursprünglich waren die Architekten davon ausgegangen, dass die Betonplatten von Luft und Sonne nach einiger Zeit gebleicht würden, stattdessen dunkelten sie nach. Heute ist die einst anthrazitfarbene Fassade tonig schwarz. „Ich muss gestehen, anfangs waren wir vom Entwurf überrascht“, sagt die Baufrau, „inzwischen gefällt das Haus nicht nur uns, sondern auch den meisten, die vorbeigehen.“ Einige seien sogar der Meinung, es handle sich um das schönste Haus von Linz.

Haus folgt Gelände

Einblicke von Passanten und Radfahrern waren unerwünscht, Licht und Ausblick dafür hochwillkommen. „Wir entwickelten den Entwurf aus der Topografie des Ortes. Jedes Geschoß sollte ideal ans Gelände angebunden sein“, sagt Architekt Birgmann. Das stellte die übliche Reihenfolge des Öffentlichen und Privaten auf den Kopf. Dieses Haus entwickelt sich von oben nach unten: An der Straße liegt die Garage, vier Stufen tiefer durchsticht das Foyer mit der oberlichthellen Stiege die Hausmitte. Eine Glasscheibe im Boden sorgt für regen Blickkontakt zwischen den unterschiedlichen Wohnebenen.

Unten an der Gartenerde liegen die Schlafzimmer sowie das große Bad mit seinem hohen Wellnessfaktor - inklusive Terrasse, Morgensonne und Waldluft. Damit nicht jeder gleich hereinlinsen kann, windet sich ums exponierte Eck ein Zaun aus horizontalen Blechbahnen.

Gegen unerwünschte Einblicke haben sich die x Architekten noch mehr einfallen lassen. „Wir wollten nicht auf die Hausmauer vom Nachbarn schauen“, sagt die Baufrau. Und so wurden an die Nebenräume kurzerhand an die Nordseite verfrachtet. Von hier mäandert am dynamisch geführten Fensterband ein freigeformter Gang den Wohnraum entlang. Je nach Wohnzimmernutzung steigt die Glasfläche steil an oder neigt sich fast bis zum Boden.

Wo der Wohnraum auf die Terrasse übergeht, lassen sich ganze fünf Meter der Glasfassade per Schiebetür öffnen. Im Freien dann pure Entspannung mit akustischer Untermalung: Aus einem Schlitz in der schwarzen Wandscheibe fließt ein Wasserstrahl ins Becken. Den Architekten forderte dieses kleine Detail isolationstechnisch einiges ab. Doch der Aufwand lohnte: „Das ist das liebste Spielzeug der Kinder. Das müssen sie sofort allen Freundinnen zeigen.“

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