Bauwerk

Dachausbau F.
Raumkunst - Wien (A) - 2005

Die Kunst ist der Raum

Gutes Wohnen will gelernt sein. Achtsam verwandelte das Architekturbüro Raumkunst den Rohdachboden eines Gründerzeithauses zu einer Oase aus edlen Materialien und über-raschenden Raumeindrücken. Das Rückgrat bildet eine Möbelskulptur aus Markassa-Holz.

17. November 2007 - Isabella Marboe
Was essen Sie gerne? Interessieren Sie sich für Mode? Und welche Musik hören Sie?" Auf Fragen dieser Art muss man bei einer Wohnberatung von Christine Diethör durchaus gefasst sein. „Die Leute wundern sich immer, weil ich Sachen wissen will, die nicht unmittelbar mit Architektur zu tun haben. Aber schließlich geht es beim Bauen nicht nur um Quadratmeter, sondern auch darum, wie man wohnt und lebt“, sagt die Architektin, die gemeinsam mit ihrem Partner Harld Fux das Büro Raumkunst betreibt.

Die Synthese aus Zahlen, Fakten und persönlichem Gespräch mit der zukünftigen Bauherrschaft ergibt das Nutzerprofil, das den Raumkünstlern als Planungsgrundlage dient. Und so antwortete eines Tages eine Baufrau schlicht und einfach: „Ich wohne gerne schön!“ - und schickte die Architekten prompt auf die Suche nach einem passenden Objekt.

In Wien-Penzing fand sich ein ausbaufähiger Rohdachboden, der sich leicht in zwei Einheiten unterteilen ließ - eine zum Bewohnen und eine zum Vermieten. Eine Komplikationen gab es auf dem Dach des Gründerzeithauses aber dennoch. Diethör: „Der Dachboden liegt in der Schutzzone, hatte nur 30 Grad Neigung und mehrere unverrückbare Kaminwände in der Mitte.“

Intelligente Möbel ...

Um einen offenen, durchlässigen Wohnraum zu erzeugen, mussten die Kamingruppen notgedrungen in die Gestaltung miteinbezogen werden. Die Not wurde hier zur raumkünstlerischen Tugend. Der Kamin ist mit einem Regal aus Markassa-Holz verkleidet und fügt sich auf diese Weise dezent in die freistehende Wohnküchenzeile. Es entsteht das, was Architekten so gerne als Raummöbel bezeichnen - eine Skulptur, die viele unterschiedliche Funktionen des Wohnens birgt. Vom Essplatz über den Herdblock bis hin zum Raumteiler und zur Garderobe sind hier sämtliche Stauräume und Möbel zur einer einheitlichen Großform zusammengefasst.

„Ich kleide mich gern in schlichter Eleganz und liebe einfache, gerade Linien“, sagt die Baufrau, „genau so wollte ich auch wohnen.“ Getrost konnten die Raumkunst-Architekten daher auf Materialreduktion und klare Formen setzen: helles Birkenholz am Boden, dunkles Markassa für alle raumbestimmenden Möbel, ja sogar der Waschtisch im Bad ist aus Markassa. Mit dem Kalkstein des Bodens und des Badewannensockels harmoniert das edle Holz besonders gut. „Jedes Objekt hat so etwas wie eine Seele“, sagen die Architekten, „es macht uns viel Spaß, eine bestehende Struktur in etwas noch Besseres zu verwandeln.“

... großes Raumwunder

Messerscharf über der Traufkante sind im großen Zimmer zwei übereinanderliegende Dachflächenfenster eingeschnitten. Sie wirken wie Lichtschlitze, durch die der Himmel in den Wohnbereich fällt. Doch das wahre Raumwunder beginnt darüber - unter einem derart flachen Dach wie hier zählt nämlich jeder Zentimeter. Vor der Kaminwand ist ein vollverglaster Liegeplatz mit Schiebetür eingeschnitten, der sich zur großzügigen Terrasse auswächst.

„Ich wusste gar nicht, dass der Blick da draußen so schön ist“, sagt die Baufrau, die von der Terrasse und vom Wintergarten aus exakt die Gloriette im Visier hat. „Oft bin ich schon mit Decken und Pölstern da draußen gesessen und habe ein Picknick gemacht.“

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