Bauwerk

Kleingartenhaus am Satzberg
THALERTHALER - Wien (A) - 2007

In der Mitte die Sonne

Je kleiner ein Haus, desto mehr zählt das Detail. Auf einem steilen Südhang über Wien planten die Architekten Thaler und Thaler ein raffiniertes Kleingartenhaus. Statt erwartungsgemäß eng zu sein, besticht es durch Großzügigkeit und Weite. Das liegt vor allem am vielen Tageslicht.

26. Januar 2008 - Isabella Marboe
Der goldene Tipp kam vom Kellner. „Wir hatten die Wohnungssuche schon fast aufgegeben“, erinnert sich der Bauherr. „Als wir eines Tages nach dem Spaziergang im Schutzhaus einkehrten, fragte der Wirt, warum wir uns nicht einfach im Kleingartenverein Rosental anmelden.“ Gesagt, getan.

Auf der Parzelle am Satzberg funkte es gleich. Dem steilen Südhang liegt ganz Wien zu Füßen. „Von hier aus gibt es einen herrlichen Ausblick auf die Kirchenkuppel von Steinhof.“ Fehlte nur noch das Haus dazu. Es sollte aus Holz sein, außerdem wollte das Paar mit Kind seine 50 Quadratmeter bebaubare Fläche optimal nutzen und möglichst viel vom Ausblick bewahren.

Es begann die Suche nach dem richtigen Architekten: Sorgfältig durchforstete man das Internet und schrieb diverse Büros an. Bei Norbert und Ursina Thaler passte die Chemie auf Anhieb. Wer sagt, dass ein Holzhaus wie ein Holzhaus aussehen muss? Den Architekten schwebte ein kompakter Monolith aus Kratzputz vor. Aus wenig Fläche machten sie ein Maximum an Raum. „Die Aussicht ist so herrlich, da braucht man nicht viel Haus, sondern möglichst viel Transparenz“, sagen die beiden Thalers.

Gelbe Box im Raum

Der Plan glückte vortrefflich. Nun steht ein klares, klassisch modern anmutendes weißes Haus mit quadratischem Grundriss im Hang. Über dem Lichtschacht an der Nordseite des Hauses führt ein leichter Metallsteg zur weißen Eingangstür. Direkt unter der Decke ist die Fassade von einem langen Glasband aufgeschlitzt. Dahinter offenbart sich ein Luftraum, der sich bis ganz nach oben ausdehnt.

Die Stiege liegt im nordöstlichen Hauseck: Wie Äste ranken sich Stufen aus Eschenholz um die gelbe Servicebox, die in der Mitte des Raumes steht. Sie begrenzt das offene, haushohe Entree und versetzt dem puristisch weißen Raum mitsamt seinem anthrazitgrauen Kunstharzboden einen farbigen Akzent. Der Dreh- und Angelpunkt familiärer Geselligkeit liegt eine Stufe tiefer: Am Esstisch, der direkt vorm Panoramafenster steht, haben acht Personen Platz. Draußen auf der Terrasse rückt Wien dann noch ein Stückchen näher. „Wir laden oft Freunde zum Brunch. Die Kinder können frei herumlaufen, Platz gibt es genug.“

Nur eine weiße, tragende Holzwandscheibe trennt das Wohnen von der Küchenzeile. Das rahmende Glasband bietet eine unverwechselbare Perspektive. „Ich liebe den Blick auf diese zwei Fichten. Das gibt mir das Gefühl, mitten im Wald zu sein“, sagt der Bauherr. Morgens stellt er sich mit seiner Kamera am liebsten vors Fenster und fotografiert den Sonnenaufgang. Für ebenso schöne Abendstunden sorgt die Terrasse.

Einen Stock höher zeigt sich Wien aus der Vogelperspektive. Golden leuchtet die Kuppel von Steinhof durch das Südfenster. Sein Arbeitsplatz liegt direkt über der Stiege an der offenen Galerie. Die lange Westterrasse braucht der Bauherr zum Entspannen.

Zur Nacht ruht es sich bestens im Kellergeschoß. Der eingeschnittene Schacht bringt Helligkeit vors Bad, Kinder- und Elternschlafzimmer hingegen liegen vor hohen Fenstern am Kiesbett im Garten. Den Eltern spendet der Südbalkon im Geschoß darüber zusätzlich Schatten. „Zum Schlafen ist das ein Traum. Am schönsten ist es nach dem Regen: Da kriegen die Steine eine andere Farbe.“

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur