Bauwerk

Wohnpark Erzherzog Carl
Patricia Zacek-Stadler, Karl und Bremhorst Architekten, WGA ZT GmbH - Wien (A) - 2008

Camouflage war gestern

Auf einem ehemaligen Kasernenareal bauten die Architekten Patricia Zacek, Christoph Karl und Andreas Bremhorst einen Wohnbau mit hoher Freiraumqualität. Die Mieter sind zufrieden.

6. September 2008 - Isabella Marboe
Einst herrschte auf dem fast 10.000 Quadratmeter großen Areal in der Donaustadt militärischer Drill. Lange Zeit stand hier die Carl-Kaserne und hielt sich diszipliniert an den Blockrand. 2004 schrieben die beiden Wohnbauträger Arwag und Gewog einen Bauträgerwettbewerb aus, der die Weichen für eine Zukunft mit gefördertem Wohnbau stellte.

Die Arbeitsgemeinschaft Zacek, Karl+Bremhorst setzte acht verschieden lange und jeweils zwölf Meter tiefe Riegel mit lauter nord-süd-durchgesteckten Wohnungen auf den Block. Sie bilden vier Reihen, die von breiten Durchgängen, Freiräumen und Spielplätzen durchzogen sind. Der einstige Kasernenhof wird damit zum Wohnpark. Die zwei Zeilen im Norden wurden mit der ARGE Zacek, Karl+Bremhorst umgesetzt. Nach ihrem städtebaulichen Leitbild realisierte Architekt Peter Czernin dann den zweiten Teil der Anlage. Ein einzelnes Objekt der Kaserne blieb stehen.

Städtebaulicher Adapter

Die Wohnanlage liegt unweit von U-Bahn, Donauzentrum und einer Volksschule, im Osten grenzt ein Freibad an den Block, im Norden zieht eine Allee vorbei. Dahinter liegt die Freihofsiedlung, eine durchgrünte Anlage aus der Nachkriegszeit. Die erste Wohnzeile von Zacek, Karl und Bremhorst war daher als Bauklasse II deklariert und musste sich der Freihofsiedlung anpassen. Auf dem übrigen Grundstück galt Bauklasse III.

„Um zwischen niederer und höherer Bebauung einen weichen Übergang zu schaffen, zieht sich in zwölf Meter Höhe eine klare Kante durch“, erklärt Zacek das städtebauliche Konzept. „Außerdem wollten wir den Block mit durchgängigen Querverbindungen zur Umgebung aufreißen, denn rundherum ist es sehr grün. Also zogen wir die vier Zeilen wie einen Reißverschluss auseinander.“

An den Enden sind den viergeschoßigen Wohnriegeln würfelförmige Kopfbauten vorgelagert. Hier liegen die Stiegenhäuser. Orange und gelb strahlen die Wände und Decken des Foyers durch die Glasscheiben. „Die Kopfbauten sind die Gesichter der Wohnanlage“, so Zacek.

Zwischen den tragenden Stahlbetonscheiben erstrecken sich alle Wohnungen von Norden nach Süden. Unten sind wie in einem Reihenhaus Maisonetten aufgefädelt, den Geschoßwohnungen darüber sind durchgehende Loggien vorgelagert. Einige Bauteile haben außerdem noch Penthouses am Dach, die als Staffelgeschoß zurückgesetzt sind.

Die gedeckten Terrassenstreifen vor den Wohnküchen sind bereits stark belebt, die Gärten schon üppig bewachsen. Darüber kragen Balkone aus. Mal sind ihre Brüstungen aus grünem Glas, mal aus lichtdurchlässigem Metall, das sich auch an den Laubengängen wiederfindet, die an der Nordseite entlang pfeifen.

Ansonsten sind die sonnenabgewandten Fassaden der Wohnhäuser mit elfenbeinfarbenen Faserzementplatten verkleidet. Das hat eine schöne Textur und wirkt wie ein Wohnzimmerkasten", so Zacek. An den horizontalen Fensterbändern liegen jeweils Küche, Bad und Schlafzimmer.

Stolz zeigt ein Mieter seine Wohnung. Vom Laubengang bis zur Loggia erstreckt sich seine offene Wohnküche. Tisch und Sessel stehen draußen bereit, genussvoll sonnt sich unten einer im Garten. Im Hof spielen Kinder. Er ist glücklich mit seiner neuen Bleibe: „Es ist eine sehr schöne, gelungene Anlage. Der alte Kasernenplatz ist damit optimal genutzt.“

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