Bauwerk

Haus [KO]mic
synn architekten - Bad Vöslau (A) - 2007
Haus [KO]mic, Foto: Manfred Seidl
Haus [KO]mic, Foto: Manfred Seidl
Haus [KO]mic, Foto: Manfred Seidl

Schaukasten mit Perforation

Einer Baufrau mit vielen Sammlungen setzten die synn architekten ein Haus wie einen Maßanzug in den Garten. Wie Vitrinen rahmen tief vorstehende Fenster in verschiedenen Höhen den Blick. Fein gestanzte Fensterläden machen das Haus zu einem Kunstwerk.

16. Februar 2008 - Isabella Marboe
Eine Ortschaft unweit von Bad Vöslau, eine Dorfstraße wie jede andere. Ein Wiener Paar aber hatte dort auf einem Grund sein privates Refugium gefunden. „Diesen Garten hat mein Mann ausgesucht. Wir waren fasziniert von seiner Größe und den alten Bäumen“, sagt die Baufrau, „es herrscht absolute Ruhe, man kann wunderbar spazieren gehen und ist trotzdem nahe der Stadt.“

Man setzte rare Pflanzen und schmiedete viele Pläne. Dann starb der Gatte und ließ die Frau mit dem Grund sowie mit seinen Sammlungen von Comic-Heften, Büchern, Glasobjekten und mehr allein zurück. Es galt, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und das Grundstück zu bebauen. Planen sollten es die synn architekten, die der Baufrau aufgrund des hohen Frauenanteils im Büro sehr vertrauenswürdig schienen.

Die Aufgabe war delikat, auch viele Pflanzen waren liebevoll gehegte Pretiosen und sollten weiter gedeihen dürfen. „Wir haben uns genau darauf geeinigt, was wir fällen dürfen“, erinnert sich Architektin Bettina Krauk an die Fact-Finding-Mission nach der richtigen Position des Hauses.

Rahmen aus Beton

Dieses steht nun im obersten Drittel des Gartens und dockt direkt am Nachbar an. Das Flachdach über der Garage wurde zur Terrasse mit Morgensonne. Mühelos erhebt die Farbe Silber den Maschendraht von der banalen Umzäunung in die Gefilde beiläufiger Eleganz. Hier kann man Straße und Garten überblicken und gelangt auf einer Außentreppe direkt auf die Wiese. Garage und Hauseingangstür werden von einem feinen Band aus Sichtbeton gerahmt. Dieser bildet ein gedecktes Entree und gibt dem klaren, weißen Bau einen skulpturalen Touch.

Die Küchenbar heißt alle willkommen. Hinter ihrer Kastenwand liegen Bad und Waschmaschine. „Ich wollte alle Grundbedürfnisse barrierefrei bewältigen und trockenen Fußes ums Haus gehen können“, erklärt die Baufrau. Vom Eingang über die Westseite bis hin zur Terrasse im Norden zieht sich ein Rost aus Lärchenlatten. Vier Fenstertüren führen vom offenen Wohnraum sowie aus dem Zimmer der betagten Mutter, die ebenfalls im Haus wohnt, direkt ins Freie.

„Die Glas- und Comic-Sammlungen waren ein großes Thema“, sagt die Architektin, „sie erforderten viele Lager- und Präsentationsflächen. Da kam uns die Idee mit dem Schaukasten.“ Um verschiedene Lichtverhältnisse zu schaffen, wurden die Fenster unterschiedlich hoch gesetzt - sie rücken die Objekte ins beste Licht. Besonders raffiniert ist das edle Design der Fensterläden. In die Metallelemente wurden horizontale Linien eingestanzt, die dem Haus seine unverwechselbare Erscheinung verleihen.

Eine Vitrine ins Grüne

An einem weißen, beidseitig bestückbaren Regal gleitet die Treppe hoch - ein Schaukasten über zwei Geschoße. Durch das Dachflächenfenster sieht man in den Himmel. Diagonal steigt das Pultdach bis zum Eck des Schlafzimmers an, wo sich das Fensterthema facettenreich auffächert. Wie eine Vitrine springt es aus der Wand, bietet ein weites Panorama und ausreichend Platz zum Sitzen. „Vom Bett habe ich eine wunderbare Sicht ins Freie. Morgens hier aufzuwachen ist der absolute Luxus“, schwärmt die Baufrau. Auch ihre Katze liegt gern im Erker in der Sonne.

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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