Bauwerk

Hanghaus Weidling
syntax architektur - Weidling (A) - 2007

Wohnskulptur mit Kanten

Das Grundstück war steil und schmal. Die syntax architekten stellten auf den grünen Sockel ein Holzhaus mit Wiedererkennungswert. Oberstes Prinzip waren Licht und Ausblick.

7. Juni 2008 - Isabella Marboe
Die Bauherren haben viele Bekannte aus der Kunst- und Medienszene. Lange Zeit lebten sie in einem schönen Biedermeierhaus, aus dessen Wintergarten man weit in die Landschaft sah. Die Feste, die sie dort gaben, waren legendär. Als sie ihr Heim räumen mussten, war klar: Auch das neue Haus sollte sich sehen lassen können und eine Atmosphäre ähnlicher Qualität bieten.

Im hügeligen Weidling hatten sie ein Grundstück, das an einen Hohlweg erinnert. Unter dramatischen Steigungen erklimmt es den steilen Südhang. Der Bauherr bat drei Architekten um einen Entwurf. Die Planung wurde schließlich dem ortsansässigen Büro syntax-architektur anvertraut. „Wir fragen nie nach Zimmern, sondern immer nach Prioritäten“, erklärt Architektin Martina Barth-Sedelmayer, „je abstrakter die Antworten, desto besser für uns, weil wir dann freier entwerfen können.“

Maßgeschneiderte Großzügigkeit, Wohnen mit Ausblick, sinnvolle Geländemodellierung und der Erhalt von zwei Fichten standen auf der Liste der Bauherren ganz oben. Wert gelegt wurde außerdem auf eine klare Trennung von Arbeiten und Wohnen, wobei jedes Kind sein eigenes Zimmer und auch die Eltern ihr Refugium haben sollten.

Wie eine wohnliche Skulptur thront der zweigeschoßige Baukörper selbstbewusst am Hang. Um dem gedeckten Balkon und den großen Fenstern möglichst viel Sonne und Ausblick zuzuführen, sind die Fassaden an der Südseite schräg zugespitzt. Für klare räumliche Verhältnisse sorgt ein lichtes Atrium in der Mitte. Es teilt das Haus in zwei Hälften und bildet eine offene Kommunikationsplattform zwischen den innerfamiliären Territorien aus. Die Westseite des Erdgeschoßes gehört den Kindern. Eines von ihnen hat das Glück, mit exklusivem Waldblick zu wohnen. Die anderen beiden Kinderzimmer ragen an die Geländekante vor. Die Fenster blicken nach Süden.

Fassade mit Patinapotenzial

„Ich habe mir ein Holzhaus gewünscht, das im Laufe der Zeit eine Patina bekommt“, sagt die Baufrau. Wie an einer Klamm schreitet man die lärchenverkleidete Fassade entlang. Keck lugt rechts die schräge Wand des Elternbades vor. In der Tiefe des dunklen Hausecks ruht das Schlafzimmer, durch ein Fenster blinzelt zwischen den Bäumen die Morgensonne herein.

Schöne Lichtstimmung auch im Foyer: Durch einen fast haushohen Glasstreifen fallen Sonne, Himmel und Föhrenwipfel in den Raum. Wie eine Skulptur klettert die Treppe über die Garderobe und windet sich ums Atrium. „Das Licht von oben ist wunderbar“, schwärmt die Baufrau, „wenn es regnet, ist es besonders schön.“ Ein Hingucker ist jedenfalls die Brüstung im Stiegenhaus: Die massive Wand ist mit ovalen Löchern perforiert.

Rechts befindet sich das Arbeitszimmer - eine Oase des Wissens mit vollen Bücherregalen und Ausblick in den Garten. Ein Panoramaglas im Süden weitet die Sicht zum Wienerwald. Links erstreckt sich die Wohnküche über die ganze Hauslänge. Die zweizeilige Küche in der Mitte ist ein Magnet für alle. Das hohe Barelement, an dem man so bequem lehnen kann, bringt so manches Gespräch in Gang.

An der Glastür zur schattigen Terrasse steht der Esstisch. Und es ist wie früher: „Wir haben immer viele Menschen da und feiern gern Partys. Auch die Kinder bringen oft ihre Freunde mit.“

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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Akteure

Architektur

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Erwin Bauer

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